Glück warnt vor Alleingängen beim gemeinsamen Abendmahl

"Dafür ist die Zeit noch nicht gekommen"

Der katholische Präsident des Zweiten Ökumenischen Kirchentags (ÖKT), Alois Glück, hat vor Alleingängen beim gemeinsamen Abendmahl gewarnt. Beim 2. ÖKT im Mai in München werde es keine solche Feier geben, sagte Glück am Wochenende. "Dafür ist die Zeit noch nicht gekommen und dies ist auch von Seiten unserer Partnerkirchen so akzeptiert." Es sind nun noch 100 Tage bis zum ÖKT.

 (DR)

Wenn Einzelne wie 2003 in Berlin demonstrativ eine solche Feier organisierten, würde dies nicht dem Fortschritt in der Ökumene nützen, sondern polarisieren und «diejenigen in unseren Kirchen stärken, denen die ganze Zielsetzung der Ökumene und des Kirchentags nicht passt».

Glücks evangelisches Pendant Eckhard Nagel erklärte, er erwarte, dass in München der «Wunsch nach Einheit, nach tieferer Gemeinschaft innerhalb der Christen klar und unüberhörbar artikuliert wird». Dazu gehöre auch eine «ökumenische Ungeduld, die in den vergangenen Jahren bei vielen angewachsen ist». Es wäre gut, «wenn die Hoffnungen und das Drängen in den Gemeinden den Leitungen der Kirchen zu denken geben».

Der evangelische ÖKT-Präsident sagte, die «Gemeinschaft zu Tisch» werde ein wichtiges Bild des 2. ÖKT sein. Der Tisch sei ein urchristliches Motiv des gemeinsamen Handelns, dass das Prinzip des Teilens in den Mittelpunkt stelle. Am Eindrücklichsten werde dies am 14. Mai bei einer orthodoxen Vesper sichtbar werden. Im Anschluss an den Gottesdienst werde an 1.000 Tischen gesegnetes Brot geteilt.
Dies sei «etwas ganz anderes als die Feier von Abendmahl oder Eucharistie», aber ein «kräftiges Signal, wie wir Christen unseren Glauben in den Alltag integrieren».

Der Ökumenische Kirchentag soll nach den Worten Nagels den Beitrag des Christentums für eine gerechtere Gesellschaft unterstreichen. Probleme wie die zunehmend größer werdende Schere zwischen Arm und Reich würden in München nicht nur abstrakt diskutiert. «Wir wollen versuchen, mit der Formulierung von Selbstverpflichtungen über den Kirchentag hinaus etwas zu bewegen.» Eine zentrale Rolle werde auch die Frage einer christlichen Friedensethik spielen.

Zum 2. ÖKT vom 12. bis 16. Mai in München werden mehr als 100.000 Besucher erwartet. Glück und Nagel äußerten sich 100 Tage vor Beginn des Christentreffens.