Viele Ferienangebote können in diesem Sommer noch nicht stattfinden

"Gerade in diesem Jahr besonders wichtig"

Sauna ja, Zeltlager nein? Während die Corona-Maßnahmen vielerorts gelockert werden, sind Ferienangebote mit Übernachtungen in einigen Bundesländern noch verboten. Jugendliche brauchen diese Angebote aber, sagt Lisi Maier vom BDKJ. 

 (DR)

DOMRADIO.DE: Sie können manche Bestimmungen auch nicht ganz nachvollziehen, oder?

Lisi Maier (Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend BDKJ): Man muss natürlich sagen, dass es sehr differenziert zu betrachten ist, weil es 16 Bundesländer und damit 16 Regelungen gibt. Es gibt Bundesländer, in denen schon wieder ganz schön viel möglich ist und wo Kinder- und Jugendarbeit schon wieder stattfinden kann – auch im Sommer und teilweise auch mit Übernachtung.

Aber es gibt eben Bundesländer wie beispielsweise Niedersachsen, wo am 22. Juni die Saunen öffnen, aber bis 31.8. Kinder- und Jugendfreizeitmaßnahmen nicht erlaubt sind. Gleichzeitig gibt es dort die sehr spezifische Situation, dass touristische Angebote oder kommerzielle Reisen für Kinder und Jugendliche auch schon wieder möglich sind, aber nicht die verbandlichen Angebote, wo ehrenamtliche Leitungen aktiv sind.

DOMRADIO.DE: Sie fordern jetzt eine bundesweite Erlaubnis für Freizeiten mit Übernachtungen in den Sommerferien. Wieso ist das für Kinder und Jugendliche gerade jetzt so wichtig?

Maier: Freiräume für junge Menschen in den Sommerferien sind glaube ich gerade in diesem Jahr besonders wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Selbstbestimmte Aktivitäten, mit Gleichaltrigen zusammenkommen, das alles ist in allen normalen Jahren schon sehr wichtig für junge Menschen, weil sie dort prägende Erfahrungen und Erlebnisse sammeln, von denen sie oft das nächste Jahr oder auch längere Zeit zehren.

Wir merken einfach in den Gruppen vor Ort, dass der Bedarf, zusammen was zu tun und zu erleben, teilweise sehr groß ist, dass junge Menschen zusammenkommen – natürlich auch immer unter bestimmten Bedingungen.

DOMRADIO.DE: Glauben Sie denn, die Hygieneregeln können da tatsächlich eingehalten werden? Wenn ich mir zum Beispiel Ferienlager, Übernachtungen im Zelt oder in der Jugendherberge vorstelle – das sind Mehrbettzimmer. Wie kann das funktionieren?

Maier: Es gibt ja Bundesländer, die schon sehr deutlich gemacht haben, dass Jugendbildungstätten nur so belegt werden dürfen, dass es nur eine Person pro Zimmer ist. Es gibt Bundesländer, die auch Regelungen haben, bei denen sie unter freiem Himmel, also Zeltbelegungen, auch entsprechend erlauben.

Wir glauben, dass es wichtig ist, dass den Jugendleiterinnen und Jugendleitern vor Ort und ihrer Entscheidungsfähigkeit im Team und auch in Absprache mit der Gruppe entsprechend Raum gegeben werden muss. Ich weiß, dass Leiterinnen und Leiter auch überlegen, sich mit den Gesundheitsämtern vor Ort abzustimmen.

Und wenn man merkt, dass das es einem zu unsicher und auch der Gruppe zu unsicher ist, oder, dass es viele oder einzelne Gruppenteilnehmer gibt, bei denen auch Eltern oder Geschwister Risikopatienten sind, dann kann die Gruppe sich natürlich anders entscheiden.

Und dann kann sie sagen: "Wir machen im Sommer auch digitale Angebote und Formate oder nur einzelne Tage, an denen wir sehr stark auf Abstandsregeln zählen oder diese nochmal sehr stark in den Blick nehmen." Auf der anderen Seite wissen wir auch, wie es im benachbarten Ausland aussieht. In Südtirol ist es zum Beispiel so, dass Gruppen kurz bevor sie sozusagen in das Zeltlager fahren, Testkapazitäten zugeschickt bekommen und anschließend die Ferienfreizeit stattfinden kann.

DOMRADIO.DE: Sie haben die digitalen Angebote angesprochen. Das heißt, es gibt schon auch Alternativen, falls die Ferienlager tatsächlich gar nicht stattfinden dürfen?

Maier: Ja, wir wissen, dass viele unserer Gruppen gerade so "Ferien at Home"-Ideen haben. Zum Beispiel hat Die KjG Buer so ein Konzept entwickelt. Jeweils eine Woche bieten sie ein Angebot an unter einem bestimmten Thema. Da gibt es zwei Aktionstage, wo man sich trifft, und an den anderen fünf Tagen finden digitale Angebote statt.

Und die zwei Aktionstage können aber auch ersetzt werden, wenn sich die Infektionslage nochmal verändert vor Ort. Das ist verantwortungsvolles Umgehen mit der Sache, aber eben auch mit den Interessen und dem Bedarf, die junge Menschen haben: auf Begegnungen, auf Austausch, sich zu sehen und zu treffen und miteinander physisch in Kontakt zu kommen. 

Das Interview führte Verena Tröster.


Lisi Maier / © Britta Pedersen (dpa)
Lisi Maier / © Britta Pedersen ( dpa )
Quelle:
DR