Generalvikar Schwaderlapp: Gespräch mit Priester Jung ohne Ergebnis

"Keine leichtfertigen und einsamen Entscheidungen"

Ohne Ergebnis endete laut Erzbistum Köln heute ein Gespräch, zu dem Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp den seines Pfarreramtes enthobenen und suspendierten Priester Michael Jung nach Köln eingeladen hatte. Das Gespräch sollte wesentlich zur Lösung der Situation beitragen. Generalvikar Schwaderlapp bedauerte, dass Jung keine Bereitschaft zeigte, die Folgen seiner Amtsenthebung zu akzeptieren. Dies sei die Voraussetzung für weitere Überlegungen zu seinem künftigen seelsorglichen Dienst. Lesen Sie hier ein Interview mit dem stellvertretenden Pressesprecher des Erzbistums, Chrstoph Heckeley.

 (DR)

domradio: Was bedeutet überhaupt das Wort Suspendierung?
Heckeley: Suspendierung bedeutet: Er ist nach wie vor Priester, er darf aber dieses Priesteramt nicht mehr ausüben. D.h. er darf keine Messe mehr zelebrieren, er darf keine Sakramente mehr spenden, und er darf auch sonstige Amtshandlungen, die einem Priester zustehen, nicht ausüben.

domradio: Ist das im Kirchenrecht auch so vorgesehen?
Heckeley: So ist es im Kirchenrecht vorgesehen. Es ist ein gravierender Schritt, es ist aber auch ein letzter Schritt, der einen Menschen, in diesem Fall Michael Jung, noch einmal zum Nachdenken bewegen soll

domradio: Warum ist es soweit gekommen? Warum musste man diese Suspendierung aussprechen?
Heckeley: Die Suspendierung dient dazu, Michael Jung noch einmal zum Nachdenken zu bewegen. Er ist ja am vergangenen Freitag als Pfarrer in Meckenheim seines Amtes enthoben worden, d.h. er ist nach wie vor Priester, auch jetzt noch. Nur er ist kein Pfarrer in Meckenheim mehr. Das hat er nicht anerkannt, und die Suspendierung soll ihn dazu bewegen, darüber noch einmal nachzudenken und diese Amtsenthebung anzuerkennen. Dann kann diese Suspendierung sofort wieder aufgehoben werden.

domradio: Welche Bemühungen gab es denn im Vorfeld der Suspendierung von Seiten des Bistums, die Konflikte mit Pfarrer Jung doch noch einvernehmlich zu lösen?
Heckeley: Es hat Gespräche gegeben, es hat Briefe gegeben und vielfältige Bemühungen mit Michael Jung in Kontakt zu treten. Um die Konflikte, die da bestehen, aus dem Weg zu räumen. Wir sind in der misslichen Lage, als dass es sich um eine Personalangelegenheit handelt. D.h., wir können natürlich die Details, die zum Verständnis notwendig wären, so offen nicht kommunizieren. Das gebietet einfach der Persönlichkeitsschutz.

Aus der Tatsache, dass diese Maßnahmen der Amtsenthebung und jetzt der Suspendierung notwenig waren, mag man ersehen, dass es keine leichtfertige Entscheidung war und auch das wirklich schwerwiegende Gründe vorliegen. Wir sind auch jetzt noch davon überzeugt und hoffen, dass sich diese Problematik im Gespräch lösen lässt.

domradio: Das Bistum hat sicher auch mit der Gemeinde geredet und Gespräche geführt. Wie sind da die Reaktionen?
Heckeley: Die Reaktionen sind unterschiedlich. Vielfach herrscht auch Unverständnis, das kann ich auch sehr gut nachvollziehen, weil wir eben Gründe, wie gesagt, so offen nicht kommunizieren können. Das Ganze hat eine lange Vorgeschichte. Zwei Anlässe sind öffentlich passiert und können daher auch benannt werden: Zum einen hat Michael Jung als Pfarrer von Meckenheim dem Erzbistum Köln Veruntreuung vorgeworfen, das ist immerhin ein Straftatbestand. Der ist aber völlig haltlos. Es ging um eine Personalangelegenheit. Und zum zweiten hat Michael Jung die Visitation verweigert und in diesem Zusammenhang die kirchlichen Mitarbeiter dazu angehalten, illoyal zu sein und ebenfalls nicht an dieser Visitation teilzunehmen. Das ist ein ganz schwerwiegender Verstoß gegenüber dem Personal.

domradio: Was bedeutet die Suspendierung ganz konkret für Michael Jung?
Heckeley: Zunächst hat Generalvikar Schwaderlapp den Gremien vor Ort, dem Pfarrgemeinderat, den Kirchenvorständen und dem Kirchengemeindeverband einen Brief geschickt, in dem er noch einmal auf diesen Konflikt eingeht und soweit es eben möglich ist, um Verständnis wirbt für diesen unumgänglichen Schritt. Es gibt einen Pfarrverwalter für diese Gemeinde, das ist der Dechant Auel. Und wir hoffen, wie gesagt, nach wie vor darauf,  dass wir im Gespräch mit Michael Jung eine Zukunft finden.

domradio: Und  in der Gemeinde selbst? Michael Jung wird das Pfarrhaus räumen müssen, da gab es ja auch schon Probleme?
Heckeley: Da gab es durch die Presseberichte das ein oder andere Missverständnis. Wir haben Michael Jung nicht auf die Straße gesetzt, er muss jetzt nicht sofort aus seiner Wohnung raus. Wohl aber, weil er kein Pfarrer mehr ist, hat er keinen Zutritt mehr zu den Amtsräumen. Das sind vor allen Dingen die Kirchen und die Pfarrbüros.

domradio: Generalvikar Schwaderlapp hat gesagt, dieser ganze Vorgang habe ihn traurig gestimmt. Sie haben auch engen Kontakt zum Generalvikar, zum Kardinal. Sie können das sicher bestätigen, dass das eine sehr schmerzliche Entscheidung ist.
Heckeley: Das ist nicht nur eine schmerzliche Entscheidung, sondern ein Vorgang, der den Verantwortlichen, also vor allen Dingen Kardinal und Generalvikar, man muss wirklich sagen, an die Nieren geht. Es ist ein äußerst seltener Fall, dass ein Bischof zu der Maßnahme Amtsenthebung und dann auch noch Suspendierung greifen muss. Man mag daraus ersehen, dass es hier keine leichtfertigen und einsamen Entscheidungen sind. Alles was passiert ist, ist nach langer und intesiver Beratung mit den unterschiedlichsten Personen und Gremien geschehen. Man mag daraus ersehen, wie schwerwiegend die Konflikte sind, die da zugrunde liegen.

domradio: Nun gibt es Stimmen, die sagen, hinter diesem Konflikt verberge sich auch eine gewisse Überforderung, vielleicht auch von Michael Jung, die zusammenhängt mit den Strukturreformen, dass so viele Gemeinden zusammengelegt werden. Wie ist das mit den anderen Priestern im Erzbistum Köln, da gibt es sicherlich Kontakte und Gespräche. Gibt es vielleicht ähnliche Priester, die sich überfordert fühlen?
Heckeley: Die Kirche besteht aus Menschen. Das ist eine Banalität. Und da, wo Menschen miteinander zusammenwohnen und -wirken sollen, gibt es immer wieder Konflikte. Nun muss man sehen, dass man diese Konflitke miteinander und im Gespräch löst. Speziell im Erzbistum Köln ist die Situation gerade auch durch das Projekt "Wandel gestalten" schwierig. Den Gemeinden wird sehr vieles abverlangt. Das haben die Verantwortlichen, der Kardinal und der Generalvikar, nie bestritten und sehen das auch. Nur: Es gibt dazu keine Alternative. In der katholischen Kirche gruppiert  sich die gesamte Gemeinde wesentlich um den Altar, d.h. das Sakrament der Eucharistie und dieses ist den Priestern anvertraut. Und um den Priestern das "Seelsorgersein" zu ermöglichen, müssen wir die Strukturen so abändern, dass sie nicht in Verwaltungsarbeit und in übermäßigen Gremiensitzungen und was alles auch zur irdischen Gestalt der Kirche dazugehört, ersticken und dann nicht mehr Seelsoger sein können. Es ist ja so, hier in Meckenheim und auch in all den anderen Seelsorgebereichen sind die leitenden Pfarrer nicht die einzigen Seelsorger, sondern alle anderen Seelsorger sind mit in diesem Seelsorgeteam. Es ändern sich tatsächlich nur die Strukturen und nicht der Personalschlüssel. Nach einer Umstellungstzeit wird sich, da bin ich sicher, auch herausstellen, dass diese Strukturreform wirklich entlastet.