Gedenken an getötete Amazonasforscher in Sao Paulo

Interreligiöser Abschied

Der Fall löste Aufsehen aus. Vertreter von Glaubensgemeinschaften haben nun in der Kathedrale von Sao Paulo dem ermordeten britischen Journalisten Dom Phillips und dem brasilianischen Indigenenforscher Bruno Pereira gedacht.

Autor/in:
Thomas Milz
Kathedrale in Sao Paulo / © cifotart (shutterstock)

Die beiden Männer waren am 5. Juni im brasilianischen Amazonasgebiet nahe der Grenze zu Peru von Fischern getötet worden. Zehn Tage später wurden die Leichen entdeckt.

Dorf am Amazonas / © Nowaczyk (shutterstock)

Amazonas

Der Amazonas gehört zu den längsten Flüssen der Erde. Vom Zusammentreffen seiner beiden in Peru entspringenden Quellflüsse, dem Maranon und dem Ucayali, bis zur Mündung an der brasilianischen Atlantikküste legt er rund 3.650 Kilometer zurück, von der Quelle des Ucayali sind es rund 6.400 Kilometer. Zum gesamten Flusssystem gehören schätzungsweise 10.000 Nebenflüsse.

Der Amazonasregenwald / © Rich Carey (shutterstock)

Phillips und Pereira waren auf einer Recherchereise in der unzugänglichen Region Westamazoniens unterwegs. Dabei sollen sie die Fischer beim illegalen Fischen auf dem Gebiet des Indigenenreservats Vale do Javari erwischt und ihnen gedroht haben, den Fall den Behörden zu melden. Die Fischer lauerten den beiden anschließend auf und erschossen sie. Danach verbrannten die Täter die Leichen und vergruben die Überreste im Urwald.

Nach mehrtägiger Suche nach den Verschwundenen wurden drei Personen festgenommen, gegen fünf weitere wird ermittelt. Zwei der Fischer gestanden die Tat.

Indigene Gruppen vermuten hinter der Tat eine Drogenbande, die in der Grenzregion aktiv ist. Pereira, der über Jahre bei der staatlichen Indigenenbehörde Funai für den Schutz der Indigenen in dem Gebiet zuständig gewesen war, hatte zuvor Morddrohungen von kriminellen Banden erhalten.

Kritik an Bolsonaro

Brasiliens Regierung steht wegen Verzögerungen bei der Suche und aufgrund von Kommentaren von Präsident Jair Messias Bolsonaro in der Kritik. So hätten sich Phillips und Pereira mit ihrem Urwald-Tripp auf ein nicht zu empfehlendes Abenteuer eingelassen und besser auf sich aufpassen müssen, so Bolsonaro. Pereira war durch die Bolsonaro-Regierung von seinem Funai-Posten suspendiert worden, nachdem er eine Großoperation gegen illegale Goldsucher in Amazonien geleitet hatte. Die Goldsucher sollen damals seine Entlassung gefordert haben.

Während des Gottesdienstes am Samstag (Ortszeit) drückten Vertreter indigener Völker ihre Sorge angesichts der in Amazonien zunehmenden Gewalt aus. Menschenrechtsgruppen und indigene Organisationen machen die Bolsonaro-Regierung dafür verantwortlich. Die Witwe von Dom Phillips, Alessandra Sampaio, dankte den indigenen Gemeinschaften. "Sie sind es, die unsere Urwälder beschützen. Wir müssen ihnen dabei helfen, denn dieser Kampf ist auch unser Kampf."

Interrelisiöses Gedenken

Aufgerufen zu der Gedenkveranstaltung hatten unter anderem katholische Organisationen und die lokale Anwaltskammer. Der Bischof von Mogi das Cruzes, Pedro Luiz Stringhini, erinnerte an die Rolle, die interreligiöse Gottesdienste in der Kathedrale von Sao Paulo bereits während der Militärdiktatur (1964-1985) hatten. Damals galt sie als Zufluchtsort der Opposition. "Diese Kathedrale ist wieder einmal die Bühne eines interreligiösen Gottesdienstes, der sich für Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden einsetzt." Während der Gedenkveranstaltung wurde auch der am 4. Juli gestorbenen Kardinal Claudio Hummes gewürdigt, der sich in der Diktaturzeit für den Schutz verfolgter Oppositioneller eingesetzt hatte.

An dem Gottesdienst in der überfüllten Kathedrale nahmen neben den Witwen der beiden Opfer Vertreter der katholischen, anglikanischen, methodistischen, evangelischen, evangelikalen und afro-brasilianischen Kirchen teil. Zudem waren die jüdische, die muslimische, buddhistische und spiritistische Gemeinschaft sowie Menschenrechtsorganisationen anwesend.

Quelle:
KNA