Gänswein soll Aufzeichnungen Benedikts XVI. vernichten

"Ohne Ausnahmen und Schlupflöcher"

Erzbischof Georg Gänswein hat vom emeritierten Benedikt XVI. den Auftrag erhalten, dessen private Notizen vollständig zu vernichten. Das erklärte der langjährige Privatsekretär des am 31. Dezember Verstorbenen in einem Buch.

Erzbischof Georg Gänswein (l.), Präfekt des Päpstlichen Hauses, unterzeichnet die Pontifikats-Urkunde, das sogenannte Rogitum, mit wichtigen Stationen aus dem Leben und Wirken des verstorbenen, emeritierten Papstes Benedikt XVI. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein (l.), Präfekt des Päpstlichen Hauses, unterzeichnet die Pontifikats-Urkunde, das sogenannte Rogitum, mit wichtigen Stationen aus dem Leben und Wirken des verstorbenen, emeritierten Papstes Benedikt XVI. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Das Buch soll kommende Woche in Italien erscheinen. Demnach hat der emeritierte Papst (2005-2013) die Vernichtung seiner sämtlichen privaten Notizen schriftlich angeordnet, "ohne Ausnahmen und ohne Schlupflöcher", so Gänswein.

Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär Georg Gänswein im Jahr 2009 / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär Georg Gänswein im Jahr 2009 / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Das Buch "Nient'altro che la verita" (Deutsch: Nichts als die Wahrheit) erscheint am 12. Januar im italienischen Verlag Piemme.

Ähnliche Anordnung bei Johannes Paul II.

Eine ähnliche Anordnung hatte es auch von Benedikts Vorgänger, Johannes Paul II. (1978-2005) gegeben. Dessen Privatsekretär Stanislaw Dziwisz setzte sich jedoch darüber hinweg, weil er wichtige private Aufzeichnungen des verstorbenen Papstes für die historische Forschung erhalten wollte.

Kardinal Stanislaw Dziwisz mit einem Bild von Papst Johannes Paul II. / © Marcin Mazur (KNA)
Kardinal Stanislaw Dziwisz mit einem Bild von Papst Johannes Paul II. / © Marcin Mazur ( KNA )

Gänswein berichtet in dem Buch ferner, dass er vom verstorbenen Ex-Papst genaue Anweisungen erhalten habe, wem er was übergeben solle, vor allem aus seiner Bibliothek, von seinen Buchmanuskripten bis hin zu Dokumenten vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) und der Korrepondenz.

Gänswein als Testamentsvollstrecker

Zudem habe Benedikt XVI. Anweisungen bezüglich seines materiellen Erbes hinterlassen, für die er ihn, Gänswein, als Testamentsvollstrecker eingesetzt habe. Die diesbezüglichen Anweisungen habe der Ex-Papst mehrere Male aktualisiert, das letzte Mal im Jahr 2021.

Im Wortlaut: Die offizielle Vatikan-Urkunde für Benedikt XVI.

Dem verstorbenen Papst Benedikt XVI. (2005-2013) ist bei der Sargschließung eine offizielle lateinische Pontifikats-Urkunde mit in den Sarg gelegt worden. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert den Text dieses sogenannten Rogitums in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan:

ROGITUM ZUM TOD

SEINER HEILIGKEIT BENEDIKT XVI., EMERITIERTER PAPST

OBITUS, DEPOSITIO ET TUMULATIO BENEDICTI PP XVI SANCTAE MEMORIAE

Der Sarg des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. wurde um kurz nach 9 Uhr zur öffentlichen Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI. auf den Petersplatz getragen. / © Ben Curtis/AP (dpa)
Der Sarg des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. wurde um kurz nach 9 Uhr zur öffentlichen Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI. auf den Petersplatz getragen. / © Ben Curtis/AP ( dpa )
Quelle:
KNA