Gänswein hält "santo subito" für Benedikt XVI. für möglich

"Ich glaube, dass es in diese Richtung gehen wird"

Erzbischof Georg Gänswein hält es für möglich, dass auch für Benedikt XVI. Forderungen nach einer baldigen Seligsprechung, einer möglichen Vorstufe zur Heiligsprechung, laut werden. Dies sagte er nun in einem Interview.

Erzbischof Georg Gänswein steht am aufgebahrten Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI. im Petersdom / © Michael Kappeler (dpa)
Erzbischof Georg Gänswein steht am aufgebahrten Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI. im Petersdom / © Michael Kappeler ( dpa )

Unter dem italienischen Slogan "santo subito" hatte es dieses Phänomen zuletzt beim Begräbnis von Johannes Paul II. im April 2005 gegeben. Er wurde 2011 bereits sechs Jahre nach seinem Tod selig-, und drei Jahre später heiliggesprochen. Damit war er der am schnellsten heiliggesprochene Papst der Neuzeit.

Das Medaillon von Papst Franziskus (l.) neben dem von Vorgänger Papst Benedikt XVI. in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern in Rom. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Das Medaillon von Papst Franziskus (l.) neben dem von Vorgänger Papst Benedikt XVI. in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern in Rom. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Der langjährige Privatsekretär von Benedikt XVI. antwortete auf die Frage "Also santo subito?" in einem am Sonntagabend verbreiteten Interview des privaten katholischen Fernsehens "EWTN" mit den Worten: "Ich glaube, dass es in diese Richtung gehen wird." Ähnlich hatte sich zuletzt der Autor und Biograf Peter Seewald geäußert.

Vorwürfe im Zusammenhang mit Missbrauchsgutachten

Zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Gutachten über den Missbrauchsskandal im Erzbistum München und Freising sagte Gänswein, Benedikt XVI. sei "erschüttert" darüber gewesen, dass er nach Veröffentlichung des Gutachtens als Lügner bezeichnet wurde.

Der Fehler in seiner Stellungnahme, in der es um die Anwesenheit oder Nichtanwesenheit Ratzingers in einer Sitzung vor 42 Jahren ging, sei der Irrtum eines Mitarbeiters gewesen, dies sei umgehend berichtigt worden. Dennoch, so Gänswein weiter, sei das "Narrativ", das den ehemaligen Papst als Lügner darstellte, geblieben.

Seligsprechung

Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch Urteil des Papstes fest, dass ein gestorbener Mensch vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Daraus ergibt sich die offizielle Empfehlung, diese Person als Vorbild und Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Selige werden im Gegensatz zu Heiligen nur regional verehrt. Der Seligsprechung kann aber eine Heiligsprechung und damit die weltweite Verehrung der betreffenden Person folgen.

Unterlagen zum Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Unterlagen zum Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA