Das sagte Erzbischof Georg Gänswein der "Herder-Korrespondenz" (Januar).
Gänswein ist seit 2024 Apostolischer Nuntius in Litauen, Estland und Lettland. Zuvor war er Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI.
Papst Leo XIV. habe kurz nach seiner Wahl Anfang Mai beiden Kriegsparteien das Angebot unterbreitet, als Friedensvermittler zu fungieren, sagte Gänswein. Dieses Angebot sei von ukrainischer Seite angenommen, von russischer Seite hingegen ausgeschlagen worden.
"Damit war die Tür für Friedensverhandlungen unter vatikanischer Vermittlung zunächst einmal zugeschlagen", sagte er.
Menschen sehnen sich nach friedlicher Zukunft
Die vergangenen Wochen hätten unmissverständlich gezeigt, dass die kriegerischen Kämpfe heftiger geworden seien. Eine Waffenruhe scheine in weite Ferne gerückt. "Es fehlt auf russischer Seite offensichtlich der ernsthafte Wille zum Frieden", sagte Gänswein.
Laut dem Vatikan-Diplomaten sehnen sich die Menschen im Baltikum nach einer friedlichen Zukunft. Die derzeitige politische Situation wecke Erinnerungen an die jahrzehntelange sowjetische Unterdrückung, die erst 1990 überwunden worden sei.
"In der Generation heutiger Großväter und -mütter existiert kaum eine Familie, die nicht unter der damaligen Unterdrückung gelitten hätte."