Gänswein kritisiert russische Seite wegen fehlendem Willen zum Frieden

Waffenruhe in weiter Ferne

Ein gerechter und dauerhafter Frieden bleibt laut Erzbischof Georg Gänswein das oberste Ziel der Diplomatie des Heiligen Stuhls. "Die Vatikanische Diplomatie tut alles, was in ihrer Macht steht." Der Dialog dürfe nicht abbrechen.

Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine / © vchal (shutterstock)
Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine / © vchal ( shutterstock )

Das sagte Erzbischof Georg Gänswein der "Herder-Korrespondenz" (Januar). 

Erzbischof Georg Gänswein / © Daniel Karmann (dpa)
Erzbischof Georg Gänswein / © Daniel Karmann ( dpa )

Gänswein ist seit 2024 Apostolischer Nuntius in Litauen, Estland und Lettland. Zuvor war er Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI.

Papst Leo XIV. habe kurz nach seiner Wahl Anfang Mai beiden Kriegsparteien das Angebot unterbreitet, als Friedensvermittler zu fungieren, sagte Gänswein. Dieses Angebot sei von ukrainischer Seite angenommen, von russischer Seite hingegen ausgeschlagen worden.

"Damit war die Tür für Friedensverhandlungen unter vatikanischer Vermittlung zunächst einmal zugeschlagen", sagte er.

Menschen sehnen sich nach friedlicher Zukunft

Die vergangenen Wochen hätten unmissverständlich gezeigt, dass die kriegerischen Kämpfe heftiger geworden seien. Eine Waffenruhe scheine in weite Ferne gerückt. "Es fehlt auf russischer Seite offensichtlich der ernsthafte Wille zum Frieden", sagte Gänswein.

Laut dem Vatikan-Diplomaten sehnen sich die Menschen im Baltikum nach einer friedlichen Zukunft. Die derzeitige politische Situation wecke Erinnerungen an die jahrzehntelange sowjetische Unterdrückung, die erst 1990 überwunden worden sei. 

"In der Generation heutiger Großväter und -mütter existiert kaum eine Familie, die nicht unter der damaligen Unterdrückung gelitten hätte."

Apostolischer Nuntius

Der Apostolische Nuntius ist in Doppelfunktion Gesandter des Papstes bei einer Ortskirche und zugleich bei einem Staat oder einer öffentlichen Autorität. Als Mittelsmann des Papstes soll er in erster Linie die Verbindung zwischen dem Apostolischen oder Heiligen Stuhl und der Kirche seines Gastlandes halten und stärken. Zudem soll er nach den Normen des internationalen Rechts das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den Staatsautoritäten pflegen, Staat-Kirche-Fragen behandeln und etwa durch Konkordate oder andere Vereinbarungen regeln.

Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd