Fußball will sich stärker gegen Antisemitismus engagieren

Hass ins Abseits stellen

Der deutsche Profi-Fußball will sich verstärkt gegen Antisemitismus engagieren. Das Problem betreffe auch den Sport und den Fußball, sagte das Geschäftsleitungsmitglied der Deutschen Fußball Liga, Ansgar Schwenken, am Mittwoch.

Fans im Fußballstadion / © A_Lesik (shutterstock)

Schwenken sprach beim Fachtag "Antisemitismus und Profifußball" in Dortmund. "Wir müssen Antisemitismus als eigenes Thema anerkennen und bearbeiten." Die Professionalisierung der Fanarbeit in den vergangenen Jahren biete den 36 Clubs gute Rahmenbedingungen dafür.

Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Carsten Cramer, verwies auf die Vorbildfunktion der Fußballvereine. "Wir sind eben viel mehr als nur ein Fußballverein. Wir müssen und wollen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen."

Nähe zu Fans nutzen

Der Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Maram Stern, sagte, das enge Verhältnis der Vereine zu den Millionen Fans aus allen Gesellschaftsschichten sei "eine riesige Chance" im Kampf gegen Antisemitismus.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erklärte, mit dem Profi-Fußball sei ein starker Verbündeter gewonnen worden. Es gebe in der Fußball-Bundesliga "eine Fülle von Initiativen" vor allem zur Erinnerung an Sportler, die in der Nazi-Zeit ausgeschlossen oder ermordet worden seien.

Der Fachtag richtet sich laut Schuster stärker auf die Gegenwart. Er verwies auf ein Spiel des FC Union Berlin im Herbst vergangenen Jahres gegen Maccabi Haifa, bei dem Fans andere Zuschauer antisemitisch beleidigten. Beim Spiel Deutschland gegen Israel am vergangenen Wochenende habe ein Zuschauer einen Hitlergruß gezeigt. Die Posts dazu in Sozialen Netzwerk seien "widerlich" gewesen.

Zugleich mahnte der Präsident: "So wie antisemitische Vorurteile Unsinn sind, ist es ebenso das Vorurteil, Fußballfans seien per se ungehobelt und dumpf."

Felix Klein / © Werner Schüring (KNA)
Felix Klein / © Werner Schüring ( KNA )

Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, Felix Klein, sagte, die Bekämpfung von Antisemitismus sei nicht allein eine staatliche Aufgabe. "Wir alle, Politik, Zivilgesellschaft, Kirchen, Vereine und die Sportverbände, müssen gemeinsam an einem Strang ziehen." Der parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesinnenministerin, Mahmut Özdemir (SPD), sagte, 2021 hätten die Behörden 3.028 antisemitische Straftaten erfasst, darunter 63 Gewaltdelikte. Den Fachtag hatten die DFL, der WJC und der Zentralrat der Juden in Deutschland organisiert.

Quelle:
KNA