Fußball kommt auch im Religionsunterricht vor

Darf man an den Fußballgott glauben?

Kann man Fußball und Religion miteinander vergleichen? Religionslehrerin Vanessa Kraus diskutiert mit ihren Schülerinnen und Schülern die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Fußballhymnen, Bibeltexten, Ritualen und Wundern.

Kirche und Fußball passt - aber gibt es einen Fußballgott? / © Johannes Schröer (DR)
Kirche und Fußball passt - aber gibt es einen Fußballgott? / © Johannes Schröer ( DR )

DOMRADIO.DE: Fußball als Ersatzreligion – das ist der Workshop, den Sie an diesem Donnerstag im Rahmen der Pädagogischen Woche des Erzbistums Köln für Religionslehrinnen und Religionslehrer angeboten haben. Worum ging es da?

Vanessa Kraus (Katholische Religionslehrerin im Erzbistum Köln): Ich bin Religionslehrerin und BVB-Fan und ich habe mich gefragt, ob ich das auch in meinen Unterricht einfließen lassen kann. Und dann habe ich eine Workshop-Reihe zu dem Thema konzipiert. Wir steigen ein, in dem wir uns erstmal angucken, was Religion überhaupt ist, was ist Fußball und was hat das miteinander zu tun und was ist überhaupt eine Ersatzreligion?

Vanessa Kraus

"Fußballer werden ja auch häufig als Götter betitelt. Das hinterfragen wir und schauen uns gleichzeitig an, wie das Leben in einer Fangemeinde aussieht"

Das muss ja erst mal geklärt werden. Dann kommt ein großer Block mit Vergleichen. Wir vergleichen im Unterricht Fußball mit Religion und setzen auch thematische Schwerpunkte. Fußballer werden ja auch häufig als Götter betitelt. Das hinterfragen wir und schauen uns gleichzeitig an, wie das Leben in einer Fangemeinde aussieht. Was gibt es für Rituale? Sowohl in der Kirche, als auch beim Fußball. Sich Hymnen genauer anzuschauen ist super interessant. Gibt es religiöse Symboliken oder Inhalte, die wir auch in Hymnen wiederfinden?

DOMRADIO.DE: Haben Sie ein Beispiel mal für uns?

Kraus: Nehmen wir meinem Verein, Borussia Dortmund. Die Hymne heißt "Leuchte auf, mein Stern Borussia". Da steckt schon ein bisschen der "Stern über Bethlehem" mit drin, diese Sternmetaphorik. Wir können aber auch einfach in Köln bleiben "Mer stonn zo dir, FC Kölle". Da finden wir etliche Analogien, die wir sowohl in der Bibel , als auch in Kirchengesängen wiederfinden.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie ein paar Parallelen aufgezählt. Gibt es denn da auch Unterschiede?

Vanessa Kraus

"Die Vereinshymne heißt "Leuchte auf, mein Stern Borussia". Da steckt schon ein bisschen der "Stern über Bethlehem" mit drin"

Kraus: Auch das haben wir im Workshop diskutiert. Kann man mit Fußball die großen eschatologischen Fragen (Anm. d. Red.: Die Lehre von den letzten Dingen) beantwortet finden? Das wurde diskutiert und eher mit Nein beantwortet. Und auch die spirituellen Angebote, die finden wir in dem Umfang und in der Tiefe nicht im Fußball, wie wir sie in der Religion finden.

DOMRADIO.DE: Wie bringen Sie dieses Thema in den schulischen Kontext? Wie behandeln Sie das mit Ihren Schülern und Schülerinnen?

Gottesdienst für Fans des 1. FC Köln  / © Oliver Berg (dpa)
Gottesdienst für Fans des 1. FC Köln / © Oliver Berg ( dpa )

Kraus: Es bietet sich an verschiedene religiöse Aspekte, wie beispielsweise Rituale oder Wunder, Wunder im Fußball, Wunder in der Kirche und in der Religion, zu behandeln. Den Schüler_innen muss klar sein, was konkrete Elemente in der Religion sind, um dann auch die Frage zu beantworten, ob Fußball eine Ersatzreligion ist? Für mich steht aber im Fokus, dass den Schüler_innen klar wird, was die zentralen Merkmale von Religion sind.

DOMRADIO.DE: Und wenn es um Fußball geht, sind die bestimmt auch sehr intensiv dabei, oder?

Kraus: Auf jeden Fall. Deswegen bietet sich das ja auch so gut an. Man schafft Anknüpfungspunkte.

DOMRADIO.DE: Am 20. November beginnt die Fußball WM in Katar. Sitzen Sie dann auch vor dem Bildschirm?

Kraus: Wie gesagt, ich bin eher so ein Vereinsfußball-Fan. Aber natürlich drücke ich Deutschland die Daumen. Wobei man auch das mal kritisch hinterfragen kann. Die WM in Katar ist interessantes Thema für den Religionsunterricht, zum Thema Ethik.

Das Interview führte Elena Hong.

Quelle:
DR