Über 34 Jahre hat Norbert Werbs als Schweriner Weihbischof die katholische Kirche im Nordosten Deutschlands mitgeprägt. Beim Engagement für Kirchenreformen scheute er nicht vor Widerspruch zurück.
Er wirkte im Stillen
Einmal erregte Norbert Werbs international Aufsehen. Es war 1991 bei einer europäischen Bischofssynode im Vatikan, als er Reformen in der katholischen Kirche anmahnte. Doch meist wirkte der langjährige Schweriner Weihbischof eher im Stillen. In der Nacht zum Dienstag ist Werbs nach kurzer Krankheit im Alter von 82 Jahren an seinem Altersruhesitz im mecklenburgischen Neubrandenburg gestorben.
Bei seiner stark beachteten Wortmeldung plädierte der Weihbischof - in vielen Ländern wird dieses Amt auch als Hilfsbischof bezeichnet - im Unterschied zu manch mächtigem Kirchenfürsten für einen liberaleren Umgang seiner Kirche mit geschiedenen und wiederverheirateten Katholikinnen und Katholiken, die aus kirchenrechtlicher Sicht in einem ungültigen Beziehung leben. "An der Basis war ein positives Echo zu spüren", bilanzierte Werbs Jahre später die Reaktionen bei der Rückkehr in seine mecklenburgische Heimat.
Der dienstälteste Weihbischof
Einer weiteren kirchlichen Karriere dürften seine offenen Worte indes nicht förderlich gewesen sein. Nach eigenem Bekunden machte ihm dies auch nicht aus. Er habe "nie angestrebt, als Bischof direkt an der Spitze einer Diözese zu stehen", betonte Werbs. Als er mit 75 Jahren in den Ruhestand trat, war er mit 34 Amtsjahren damals Deutschlands dienstältester Weihbischof.
In diesem Amt leistete der aus Rostock-Warnemünde stammende Werbs über viele Jahrzehnte vor und nach der deutschen Wiedervereinigung seiner Kirche wichtige Dienste. Nach dem Theologiestudium in Erfurt und der Priesterweihe in Rostock war er ab 1964 zunächst Gemeindeseelsorger in Neubrandenburg und Parchim. Dann ernannte Papst Johannes Paul II. ihn 1981 zum Weihbischof im damaligen Bischöflichen Amt Schwerin, einem zu DDR-Zeiten geschaffenen, provisorischen kirchlichen Verwaltungsbereich. Nach dem Tod von Bischof Theodor Hubrich leitete er dieses Kirchengebiet ab 1992 übergangsweise als Diözesanadministrator.
Zwei Jahre zuvor war die Wiedervereinigung Deutschlands ein wichtiger Einschnitt auch für die katholische Kirche. Als neue Bistumsgrenzen festgelegt wurden, kamen Mecklenburgs Katholikinnen und Katholiken zum neugegründeten Erzbistum Hamburg. Zwar blieb Werbs als Weihbischof in Schwerin, übernahm aber auch die Liturgie- und Kirchenmusikkommission des Nordbistums, verantwortete die Jugendseelsorge sowie den Schulbereich.
"Kaum ein anderer prägte und festigte das kirchliche Leben in Mecklenburg wie Weihbischof Norbert Werbs", würdigte der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße dessen Dienst schon in der Zeit der DDR. Damals war die Kirche "eine ungewollte gesellschaftliche Größe, deren Zukunft aus Sicht des Staates nicht vorgesehen war", wie es Werbs formulierte.
Freiheiten und Herausforderungen
Dann brachte der Fall der Mauer mit vielen neuen Freiheiten auch Herausforderungen, die mitunter unterschätzt wurden. Es waren nicht nur "Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West", die Werbs selbst bei Christinnen und Christen immer wieder wahrnahm. Auch fielen kirchenrelevante Entscheidungen nun oft in Hamburg statt - wie vor dem Fall der Mauer - in Schwerin. Kaum zu überschätzen sei deshalb der vermittelnde Beitrag von Werbs für das Zusammenwachsen der unterschiedlichen Teilgebiete des neuen Erzbistums, hob Erzbischof Heße ebenfalls hervor.
Auch in der Ökumene bewies der Weihbischof eine glückliche Hand. So hatten ihm Spitzenvertreter der lutherischen Nordkirche bereits beim Eintritt in den Ruhestand eine "verlässliche Partnerschaft" und "Achtsamkeit" gegenüber den evangelischen Partnern bescheinigt. Nicht nur für die Katholikinnen und Katholiken Mecklenburgs war Werbs nach den Worten von Erzbischof Heße eine "wichtige Identifikationsfigur".