DOMRADIO.DE: Sie sind hauptberuflicher Kirchenmusiker. Aber anders als Domkapellmeister Boris Böhmann zuletzt, werden Sie jetzt keinen Chor leiten. Warum nicht?

Godehard Weithoff (Freiburger Diözesankirchenmusikdirektor): Zum einen, weil wir für die Interimszeit bereits eine hauptamtliche Kirchenmusikerinnen und zwei hauptamtliche Kirchenmusiker beauftragt haben, die im aktiven Dienst stehen und sehr erfahren sind. Und zum anderen, weil die Leitung von Chören für mich zeitlich nicht zu schaffen ist. Ich bin weiterhin Leiter des Amtes für Kirchenmusik und leite in dieser Eigenschaft auch schon seit zwölf Jahren keinen Chor mehr. Orgel spiele ich in Gottesdiensten ebenfalls nur noch aushilfsweise.
Dementsprechend werde ich mich nur den administrativen Aufgaben in der Domsingschule widmen.
DOMRADIO.DE: Ihre neue Aufgabe hat am 3. Februar begonnen, aber vermutlich passierte schon einiges im Hintergrund?
Weithoff: Mit den drei oben erwähnten Kollegen, die interimistisch Chöre leiten, sowie mit weiteren Mitarbeitenden der Dommusik ich bereits in Kontakt, bin über die Planung der nächsten Gottesdienste informiert und verschaffe mir gerade einen Überblick über die täglichen Abläufe in der Dommusik. Außerdem steht der Dienstbeginn einer Verwaltungskraft, die mich in meiner Aufgabe unterstützt, kurz bevor.
DOMRADIO.DE: Was berichten Ihnen diese Kolleginnen und Kollegen von ihrer Arbeit?
Weithoff: Grundsätzlich kommen jetzt deutlich weniger Sängerinnen und Sänger in die Proben. Die Domkapelle (der Kammerchor am Freiburger Münster) hat es noch am besten, hier kann geregelt geprobt werden. Bei den Domsingknaben war die Kontaktaufnahme zu den Jungen durch Krankheit im Sekretariat erschwert, sodass die Proben erst langsam anlaufen.
Im Domchor wäre mit den wenigen Domchormitgliedern, die derzeit zur Probe kommen, keine Probenarbeit möglich. Durch neu geworbene Sängerinnen und Sänger konnten dennoch auch hier Proben stattfinden. Hier scheinen aber die Emotionen bei den Domchormitgliedern so weit zu reichen, dass viele zunächst nicht daran denken, unter einem anderen Chorleiter zu singen.
DOMRADIO.DE: Wie können Sie jetzt, mit den Erfahrungen des Eklats, einen guten Boden für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin Böhmanns bereiten, auch damit sich Ereignisse nicht wiederholen?

Weithoff: Indem ich mir zusätzlich zu dem, was ich in der Vergangenheit von der Vorgängen in der Dommusik bereits mitbekommen habe, jetzt ein genaues Bild über die Strukturen, die Geschäftsordnung und die Interna verschaffe, um dann gegebenenfalls einige Korrekturen vorzunehmen. Und ich werde im Rahmen meiner Möglichkeiten versuchen, entstandene Verletzungen zu heilen.
DOMRADIO.DE: Sie sind 64 Jahre alt, sehr erfahren. Andererseits ist Ihr Ruhestand aber auch greifbar. Warum wollen Sie sich dieser Herausforderung stellen?
Weithoff: Bis zu meinem Ruhestand sind es noch über zwei Jahre, so lange werde ich die kommissarische Leitung nicht übernehmen. Sicher habe ich mir diese zwei Jahre anders vorgestellt, aber ich finde, die gute Sache ist es wert, sich – gleich welchen Alters – dafür zu engagieren.
Die Fragen stellte Tobias Fricke.