Frauen konfrontieren Woelki mit Wünschen für die Kirche

"Wir müssen lernen aufeinander zu hören"

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zu Gast in der Wuppertaler Kirchengemeinde St. Antonius: Nach der Heiligen Messe traf er auf rund 20 protestierende Frauen. Beim offenen Gespräch wurden viele Themen diskutiert.

Autor/in:
Elena Hong
Kardinal Woelki diskutiert mit den Gemeindemitgliedern / © Elena Hong (DR)
Kardinal Woelki diskutiert mit den Gemeindemitgliedern / © Elena Hong ( DR )

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Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki feierte am Sonntag die Heilige Messe mit Pfarrer Klaus-Peter Vosen in der Wuppertaler Kirchengemeinde St. Antonius. In seiner Predigt sprach er sich gegen Hass in den Sozialen Medien aus und bedankte sich bei allen engagierten Gläubigen für ihre Mitarbeit in der Gemeinde vor Ort. Im Anschluss bot der Kardinal eine offene Gesprächsrunde im Pfarrsaal an.

Spannungsreicher Empfang

Nach der Messe hatten sich rund 20 Frauen aus der Gemeinde und der Katholischen Frauengemeinschaft kfd vor der Kirche versammelt, um den Kardinal mit ihren Forderungen zu konfrontieren. Sie hielten Plakate mit Schriftzügen hoch wie "Mitspracherecht für Laien", "Frauen in Ämter" oder "Wir wünschen uns eine Kirche, die bereit ist für Erneuerungen". In einem Schreiben, das sie dem Kardinal überreichten, hatten sie ihre elf Forderungen schriftlich zusammengefasst.

Kardinal Woelki diskutiert mit den Gemeindemitgliedern / © Elena Hong (DR)
Kardinal Woelki diskutiert mit den Gemeindemitgliedern / © Elena Hong ( DR )

Initiiert wurde die Aktion von Maria Alferding, die langjähriges Mitglied in der Kirche St. Antonius ist: "Als ich vergangene Woche erfahren habe, dass der Kardinal kommt, habe ich gedacht: Wir müssen etwas tun, weil er die Möglichkeit hat, Veränderungen herbeizuführen. Und wir wollen zeigen, dass wir mit vielem nicht einverstanden sind. Denn das was jetzt ist, ist nicht die Kirche, die sich viele Menschen wünschen".

Maria Alferding

"Wir wollen zeigen, dass wir mit vielem nicht einverstanden sind."

Sie selbst nahm an diesem Sonntag nicht an der Messe teil: "Das konnte ich einfach nicht, weil Kirche für mich ganz viel an Glaubwürdigkeit verloren hat".

Im Pfarrsaal gab es Gespräche und Kaffee und Kuchen / © Elena Hong (DR)
Im Pfarrsaal gab es Gespräche und Kaffee und Kuchen / © Elena Hong ( DR )

Kardinal zeigte sich gesprächsbereit

Der Kardinal reagierte gelassen auf die Gruppe: "Das sind Forderungen, die auch auf dem Synodalen Weg vertreten werden. Sie gehören auf weltkirchliche Ebene. Da müssen wir gemeinsam mit dem Papst schauen, welche Forderungen umgesetzt werden können oder nicht."

Kardinal Rainer Maria Woelki

"Wir müssen lernen aufeinander zu hören und versuchen einen Weg miteinander zu gehen".

Er begrüßte die Gläubigen freundlich und lud auch die Teilnehmerinnen der Demonstration zur anschließenden Gesprächsrunde ein: "Wir müssen lernen aufeinander zu hören und versuchen einen Weg miteinander zu gehen".

Emotionale Debatte

Eine Stunde lang stellte sich Kardinal Woelki im Pfarrsaal der Gemeinde den Fragen der etwa vierzig Anwesenden. Unter anderem nahm er Stellung zur Benachteiligung der Frauen in der katholischen Kirche, zur Debatte um die katholischen Hochschule KHKT, einzelnen Missbrauchsfällen sowie zur allgemeinen Vertrauenskrise im Erzbistum. Die Wortbeiträge der Teilnehmenden hierzu waren emotional aufgeladen.

Kardinal Woelki diskutiert mit den Gemeindemitgliedern / © Elena Hong (DR)
Kardinal Woelki diskutiert mit den Gemeindemitgliedern / © Elena Hong ( DR )

Die Reaktionen fielen gemischt aus. Die meisten Teilnehmenden bewerteten es grundsätzlich positiv, dass ein echtes Gespräch zustande kam und Meinungen frei geäußert werden konnten. Andere hätten gerne noch weitere Themen angesprochen und sahen zu wenig überzeugenden Reformwillen.

Mitarbeitende des Erzbistums Köln protestieren gegen Woelki

Weitere Mitarbeitende des Erzbistums Köln haben sich einem Protestaufruf gegen Kardinal Rainer Maria Woelki und die Bistumsleitung angeschlossen. Am 16. August 2022 zählte die Liste 79 Unterzeichnende, wie Mit-Initiatorin und Gemeindereferentin Marianne Arndt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Laut den Initiatoren würden viele weitere Menschen, etwa aus Gemeinden, gerne den offenen Brief unterzeichnen. Allerdings habe man sich entschlossen, diese nicht weiter aufzunehmen, sondern zu ermutigen eigene Ideen zu entwickeln.

Blick auf den Kölner Dom / © TTstudio (shutterstock)
Quelle:
DR