Mitarbeitende des Erzbistums Köln protestieren gegen Woelki

Blick auf den Kölner Dom / © TTstudio (shutterstock)

Weitere Mitarbeitende des Erzbistums Köln haben sich einem Protestaufruf gegen Kardinal Rainer Maria Woelki und die Bistumsleitung angeschlossen. Am 16. August 2022 zählte die Liste 79 Unterzeichnende, wie Mit-Initiatorin und Gemeindereferentin Marianne Arndt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Laut den Initiatoren würden viele weitere Menschen, etwa aus Gemeinden, gerne den offenen Brief unterzeichnen. Allerdings habe man sich entschlossen, diese nicht weiter aufzunehmen, sondern zu ermutigen eigene Ideen zu entwickeln.

In der Stellungnahme fordern die Kirchenmitarbeitenden einen Neuanfang im Erzbistum Köln mit "personellen und systemischen Veränderungen". Die neuesten Enthüllungen über eine PR-Strategie der Bistumsleitung in Sachen Missbrauchsaufarbeitung seien empörend.

Erzbischof Woelki habe sein letztes Vertrauen verbraucht. "Die Krise hat nun einen nicht vorstellbaren Tiefpunkt erreicht", heißt es.

Zu den Unterstützern gehören Priester, Pastoral- und Gemeindereferentinnen, Religionslehrkräfte sowie Vertreter katholischer Verbände. Unter ihnen sind der Solinger Stadtdechant Michael Mohr, der emeritierte Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards, die Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Elisabeth Bungartz sowie Edith Timpe vom Vokalensemble Kölner Dom. Der Chor hatte bereits im April einen Gottesdienst mit Woelki im Kölner Dom boykottiert.

In der Erzdiözese arbeiten eigenen Angaben zufolge rund 60.000 Menschen hauptamtlich für die katholische Kirche. Etwa 800 davon sind in der Bistumsverwaltung tätig. Am 15. August 2022 hatte die katholische Reformbewegung Maria 2.0 bei einer Protestaktion, das Kölner Generalvikariat, den Verwaltungssitz der Diözese, symbolisch abgesperrt.

Die neuerliche Kritik entzündet sich vor allem an einer Berichterstattung des "Kölner Stadt-Anzeigers". Demnach rieten PR-Fachleute Woelki und anderen Bistumsvertretern dazu, in einer Sitzung mit dem Betroffenenbeirat "Emotionen" zu zeigen und "Joker" in der Hinterhand zu haben, wie etwa das Angebot, sich für zügigere Anerkennungszahlungen für Missbrauchsopfer einzusetzen. So sollte ein bestimmtes Abstimmungsverhalten des Gremiums erzielt werden. Für die PR-Beratung gab das Erzbistum mehrere Hunderttausend Euro aus.

Viele Betroffene, Laien und Seelsorgende sehen in dem Vorgehen eine Instrumentalisierung von Missbrauchsbetroffenen. Der Kölner Generalvikar Guido Assmann widersprach dem Vorwurf. Die Perspektive der Betroffenen sei "immer und ausschließlich" handlungsleitend für die Bistumsspitze gewesen. (kna/16.08.2022)