Franziskus trat erstmals in italienischer TV-Sendung auf

Als Kind wollte er Metzger werden

Zum ersten Mal trat ein Papst als Talkhow-Gast im italienischen Fersehen auf. Franziskus sprach über die großen Themen und Probleme der Welt, plauderte aber auch ein wenig aus dem "Nähkästchen".

Papst Franziskus im Fernsehen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus im Fernsehen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Hat es das überhaupt schon mal gegeben, ein Papst in einer Fernseh Talkshow?

Mario Galgano (Radio Vatikan): Nein, Papst Franziskus hat zwar schon telefonisch in Sendungen Glückwünsche geäußert und Johannes Paul II. war auch einmal telefonisch in einer Sendung zugeschaltet, aber an einer Talkshow als Gast teilzunehmen, das ist ein Novum.

DOMRADIO.DE: War der Auftritt live?

Papst Franziskus trat als Talkshow-Gast im italienischen Fernsehen auf

Der erste Auftritt eines Papstes in einer TV-Talkshow am Sonntagabend bescherte dem Sender Rai 3 einen Quoten-Hit, stieß aber auf ein geteiltes Echo. In Zeitungen und Sozialen Medien lobten viele die Tatsache, dass Franziskus sich in ein solches Medienformat begeben habe, um seine deutlichen und verständlichen Botschaften zu bekräftigen. Weniger gute Noten gab es für Moderator Fabio Fazio. Dieser habe die Chance vertan, das Kirchenoberhaupt mit kritischen Fragen zu konfrontieren.

 © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
© Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Galgano: Ja, der Papst war live aus Santa Marta zugeschaltet, während der Moderator in Mailand im Studio war und Fragen gestellt hat. Der Papst hat frei von der Leber weg geantwortet.

DOMRADIO.DE: Hat er aus dem "Nähkästchen geplaudert"? Was hat er erzählt?

Galgano: Die Talkshow, bei der er dabei war, ist ähnlich wie die von Markus Lanz im deutschen Fernsehen. Das heißt, es wurden politische Themen aber auch persönliche Dinge angesprochen wie zum Beispiel, was der Papst mal werden wollte, bevor er sich für das Priesteramt entschieden hat. Franziskus erzählte, sein erster Traumjob sei Metzger gewesen. Aber er hat auch über viele ernste Dinge gesprochen wie die Weltpolitik und die großen Themen und Probleme der Welt.

DOMRADIO.DE: Inwieweit hat er sich über die aktuelle Situation der Kirche geäußert?

Galgano: Das war auch eine Frage, wie er das aktuell in der Kirche alles ertragen könne. Franziskus antwortete nicht direkt darauf, sondern sagte, dass alles, was in der Kirche geschehe, nur dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter passiert. Er ist also nicht konkret geworden, was zum Beispiel die Situation der Kirche in Deutschland betrifft, sondern hat eher allgemein geantwortet.

DOMRADIO.DE: Wie viel Zeit hatte Franziskus, dort auf Fragen zu antworten?

Galgano: Er hatte schon so zehn bis 15 Minuten, um zu antworten. Das war schon ausführlich. Die Sendung war in der Primetime gegen 21 Uhr, das ist die Hauptsendezeit auf dem dritten Kanal. Das haben sicherlich ein paar Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen gesehen. Außerdem waren laut Moderator 53 ausländische TV-Sender zugeschaltet, die das Interview ebenfalls ausgestrahlt haben.

DOMRADIO.DE: Der Papst geht in die Medien. Wird das demnächst öfter vorkommen?

Galgano: Der Papst war jetzt schon öfter in Sendungen, zum Beispiel neulich im fünften Kanal, dem sogenannten Berlusconi-Sender. Der Sender gehört der Familie Berlusconi. Er war zwar nicht live auf Sendung, aber hatte ein Treffen mit Menschen sozusagen selbst moderiert. Dabei waren Gefängnisinsassen, Obdachlose und eine Pfadfinderin.

Ich denke, so etwas könnte es in Zukunft noch öfters geben. Ich weiß, dass so etwas Ähnliches auf Netflix demnächst ausgestrahlt werden soll. Es gibt aber auch eher dokumentarische Gesprächssendungen, ähnlich dem Dokumentarfilm von Wim Wender "Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes". Aber dass der Papst jetzt live ein Interview beim DOMRADIO.DE geben wird, das wird es wohl eher nicht geben.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR