Franziskaner blickt besorgt auf Hitzewelle in Italien

Dieses Jahr ist vieles anders

Italien leidet unter einer extremen Hitzewelle. Die Temperaturen gehen vielerorts an die 40 Grad-Marke heran. Eigentlich sei man so etwas fast schon gewohnt, sagt Franziskaner Thomas Freidel. Jedoch nicht bereits so früh im Jahr.

Hitzewelle in Italien / © Cecilia Fabiano (dpa)
Hitzewelle in Italien / © Cecilia Fabiano ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das Epizentrum der Hitze und Dürre liegt im Norden des Landes. Da sind Sie ein bisschen von entfernt. Wie ist denn bei Ihnen gerade die Lage in Assisi?

Bruder Thomas Freidel OFM Conv. (privat)
Bruder Thomas Freidel OFM Conv. / ( privat )

Thomas Freidel (Franziskaner und Touristenseelsorger): So ganz extrem wie im Norden ist es bei uns nicht. Aber wir sind gestern trotzdem auch an die 40 Grad-Marke herangekommen. Das Besondere ist in diesem Jahr, dass diese sommerliche Hitze schon sehr früh angefangen hat. Gerade bei uns hier in Umbrien, in Mittelitalien, ist normalerweise der Mai noch sehr wechselhaft mit öfter mal kühlen und regnerischen Tagen.

Das war dieses Jahr anders. Schon Anfang bis Mitte Mai hat die sommerliche Hitze angefangen und bis auf zwei Ausnahmen, soweit ich mich erinnern kann, wo es noch mal geregnet hat, ist seitdem auch hier nichts mehr passiert.

DOMRADIO.DE: Wie gehen die Menschen mit der Hitze um? Was hat sich da über die Jahre hinweg eingespielt?

Freidel: Das ist man hier schon gewohnt. Wobei die Leute dann genauso klagen, auch die, die es eigentlich schon seit Kindheit gewöhnt sein müssten. Ich selber bin in der Pfalz aufgewachsen, in der Rheinebene. Da kenne ich eigentlich die heißen Sommer auch von früher.

Zum Glück ist gerade die Phase, wo nicht so viele große Besuchergruppen kommen. Die Wochen nach Pfingsten sind vorbei und jetzt beginnt die Zeit der Sommerferien, wo öfter auch Einzelpersonen und Familien kommen. Die bleiben im Moment ein bisschen fern oder vielleicht am Meer, am Strand, wo es kühler ist.

Dürre in Italien / © MikeDotta (shutterstock)

Trotzdem haben wir gestern gerade einige Gruppen von polnischen Pilgern und eine große Gruppe aus Kroatien mit 200 Leuten gehabt. Die kommen natürlich. Wenn sie hier sind, will man ja auch was sehen und machen. Aber anstrengend ist es natürlich schon für alle.

DOMRADIO.DE: Assisi ist auch ein Pilgerort. Kommen auch Menschen zu Ihnen, die ihre Angst vor der Hitze und ihre Sorgen ausdrücken?

Thomas Freidel (Franziskaner und Touristenseelsorger)

"Aber wir alle merken es, den meisten geht es so, dass man doch etwas müde wird und nicht so leistungsfähig ist. wie sonst."

Freidel: Manche halten sich zurück oder bleiben im Haus. Aber wenn man als Tourist, als Pilger mit einer Gruppe nach Assisi kommt, dann will man natürlich in die Basilika San Francesco und zu den verschiedenen Plätze drum herum gehen. Man versucht vor allem in der heißesten Phase, ab der frühen Mittagszeit bis Nachmittag, das Programm ein bisschen zu reduzieren.

Unser Vorteil ist, dass die Stadt 400 Meter hoch liegt. Gegen Abend kommt meistens ein leichter Wind auf und da wird es dann ein bisschen angenehmer. Wobei es aber im Haus auch warm wird. Ich habe jetzt 29 Grad in meinem Zimmer, weil ich auf der Südseite wohne. Da gewöhnt man sich mit der Zeit dran. Aber wir alle merken es, dass man doch etwas müde wird und nicht so leistungsfähig ist wie sonst.

DOMRADIO.DE: Bietet den die Basilika ein wenig Abkühlung?

Freidel: Auch nur bedingt. Wer Assisi kennt, weiß, dass es in der Unterkirche und der Krypta etwas kühler ist. Aber die Oberkirche, wo die berühmten Giotto Fresken sind, ist komplett der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Da wird es im Winter sehr kalt und jetzt im Sommer schwülwarm. Wir haben sonntags zwei Gottesdienste in der Oberkirche. Aber das ist in dieser Zeit eben so. Vielleicht gibt es gegen Ende der Woche eine kleine Abkühlung, wie die Wettervorhersage sagt.

Blick auf die Stadt Assisi / © canadastock (shutterstock)
Blick auf die Stadt Assisi / © canadastock ( shutterstock )

Bei uns ist auch noch nicht die Rede von der Wasser-Rationierung gewesen. Da sind wir froh, dass das noch so ist und wir hoffen, dass es so bleibt.

Aber erfahrungsgemäß geht die Hitzeperiode schon noch so bis Ende August. Dann kommt meistens ein kleiner Wetterumschwung und dann beginnt eigentlich eine sehr schöne Zeit im September, wo es dann noch angenehm ist, aber nicht mehr so heiß.

Das Interview führte Michelle Olion.

Hitze in Italien

Rom wie auch weite Teile Italiens erleben seit Wochen eine Dürreperiode und extreme Hitze. Trockenheit und starke Winde fachen deshalb immer wieder Wald- und Buschbrände an. Auf der beliebten Ferieninsel Sizilien gilt in vielen Provinzen die höchste Waldbrand-Warnstufe, etwa um Palermo und Messina.

 © Guido Calamosca (dpa)
© Guido Calamosca ( dpa )
Quelle:
DR