Frankreichs evangelische Kirche warnt vor Le Pen

"Bruch mit den Grundprinzipien der Republik"

Die evangelische Kirche in Frankreich hat eindringlich vor einer Wahl der rechten Marine Le Pen zur Staatspräsidentin gewarnt und Parallelen zum Nationalsozialismus gezogen. Le Pen fordert unter anderem ein Kopftuchverbot.

Marine Le Pen / © Ludovic Marin (dpa)
Marine Le Pen / © Ludovic Marin ( dpa )

"Der Nationalrat der Vereinigten Protestantischen Kirche Frankreichs ruft dazu auf, unsere Demokratie, die auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte beruht, zu schützen und die Vorschläge des Rassemblement National zu blockieren, die auf der Infragestellung der Grundfreiheiten, der Ausgrenzung und einem völligen Bruch mit den Grundprinzipien der Republik beruhen", heißt es in einer Erklärung der Kirche vom Mittwoch.

"Wir gedenken all derer, die vor uns im Namen des Evangeliums aufgestanden sind, um mit anderen gemeinsam faschistischen und totalitären Bedrohungen zu widerstehen und die deren tatsächliche Gefahren hinter den sich beruhigend gebenden Reden erkannt haben", hieß es weiter. Evangelische Christen glaubten an die Brüderlichkeit ungeachtet der Hautfarbe sowie die gottgegebene Würde jedes einzelnen und setzten sich für die Aufnahme von Ausländern ein. "Diese Identität ist stärker als das Gefühl der Deklassierung oder der Verachtung."

Aufgabe der Politiker sei es, gemeinsam mit der Bevölkerung des Landes eine Alternative der Brüderlichkeit und Solidarität zu schaffen, die die Grundfreiheiten respektiere. Baustellen einer künftigen Regierung müssten soziale Gerechtigkeit und Respekt für den Anderen, Bildung sowie der Schutz der Schöpfung sein.

Le Pen fordert Kopftuchverbot - Macron fürchtet Bürgerkrieg

Im TV-Duell vor der französischen Präsidentschaftswahl hat Staatschef Emmanuel Macron die Forderung seiner Kontrahentin Marine Le Pen nach einem Kopftuchverbot im öffentlichen Raum zurückgewiesen. "Die Trennung von Staat und Kirche bedeutet nicht, eine Religion zu bekämpfen", sagte Macron am Mittwochabend. "Die Frage des Kopftuchs ist die Frage der Religion, eines äußeren Zeichens." Wolle man das Kopftuch verbieten, müsse man auch die Kippa und andere religiöse Zeichen verbieten. Dafür biete die Verfassung keine Grundlage.

Lediglich in Schulen und in der öffentlichen Verwaltung sei aus Gründen der Neutralität das Kopftuch tabu, sagte Macron. "In den Wohnvierteln werden Sie einen Bürgerkrieg auslösen, wenn Sie das tun", sagte der Präsident. "Frankreich, das Land der Aufklärung, wäre das erste Land auf der Welt, das religiöse Zeichen auf der Straße verbietet." Le Pen hatte ein Kopftuchverbot zuvor als Maßnahme gegen den Islamismus bezeichnet. "Ich bin für das Verbot des Kopftuchs im öffentlichen Raum", sagte sie.

Quelle:
dpa