Ethikratsvorsitzende gegen Impfpflicht für Lehrkräfte

Frankreich kein Vorbild?

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hält eine verpflichtende Corona-Impfung für Lehrer und Erzieher für nicht notwendig. Die Impfraten in diesen Berufsgruppen seien besser als in vielen Nachbarländern.

Impfzentrum / © Sven Hoppe (dpa)
Impfzentrum / © Sven Hoppe ( dpa )

Das sagte sie am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin. Zuvor hatte Frankreich eine Impfpflicht für Mitarbeitende im Gesundheitswesen beschlossen. Auch hatte sich der Medizinethiker Wolfram Henn für eine Impfpflicht für das Personal in Kitas und Schulen ausgesprochen.

Zwar hätten Kinder ein geringes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken; sie könnten das Virus jedoch in ihre Familien tragen, sagte Henn der "Rheinischen Post". Wer mit vulnerablen Gruppe arbeite, trage eine besondere Verantwortung.

Bessere Kommunikation nötig

Buyx sagte, aus ihrer Sicht brauche es vielmehr eine gute Kommunikation und niedrigschwellige Impfangebote. Besorgt zeigte sie sich darüber, dass weiterhin kein Impfstoff für die Altersgruppe unter zwölf Jahren zugelassen ist: "Da muss jetzt unbedingt etwas passieren." Man könne weder das Virus in dieser Gruppe unkontrolliert lassen noch zusehen, wenn Schulen wieder schließen müssten.

Grundsätzlich mahnte Buyx zur Zurückhaltung. Noch immer sei eine Mehrheit der Bevölkerung nicht vollständig vor dem Coronavirus geschützt. Daher dürfe der Sommer nicht zu einer neuerlichen Infektionswelle führen. Die Inzidenzzahl sei zwar inzwischen weniger aussagekräftig, aber in Ländern wie Großbritannien steige derzeit auch die Zahl derjenigen, die mit einem schweren Verlauf ins Krankenhaus müssten.

NRW-Ministerien lehnen Impfpflicht ebenfalls ab

Die nordrhein-westfälischen Ministerien für Familien und Bildung haben Forderungen nach einer Corona-Impfpflicht für Beschäftigte in Schulen und Kitas eine Absage erteilt. "Ich bin gegen eine Impfpflicht und lehne sie ausdrücklich ab, denn ich halte sie für den falschen Weg", sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ, Dienstag). Die Impfung ist und bleibe eine individuelle Entscheidung. Auch Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) und der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach äußerten sich ähnlich.

Stamp sagte der Zeitung: "Nach allen Berichten von Trägern und aus den Kommunen ist die Impfbereitschaft bei den Beschäftigten der Kindertagesbetreuung sehr groß." Gebauer (FDP) pflichtete dem Familienminister bei. Schon früh habe die Landesregierung die Lehrer sowie die Erzieher bei der Impfung priorisiert: "Ich bin sicher, die Lehrerinnen und Lehrer sind sich ihrer verantwortungsvollen Rolle auch ohne eine Impfpflicht sehr bewusst."

Lauterbach bekräftigte in der «Rheinischen Post» (Dienstag) seine Position und sagte, er lehne eine Impfpflicht ab. Eine Impfung gegen COVID-19 müsse die freiwillige Entscheidung jedes Einzelnen sein. "Hier muss und wird die Politik zu ihrem Wort stehen. Das gilt auch für Lehrer und Erzieher."


Alena Buyx / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Alena Buyx / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
KNA , epd
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