Forderungen Christlicher und Jüdischer Organisationen

Papst appelliert an die Konfliktparteien

Die EU und Papst Benedikt XVI. haben die Einrichtung sicherer Korridore für humanitäre Hilfe im Libanon gefordert. An alle Konfliktparteien appellierte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel, das humanitäre Völkerrecht zu achten.Benedikt XVI. mahnte laut einer vom Vatikan veröffentlichten Erklärung zur Aufnahme "vernünftiger Verhandlungen", um Ungerechtigkeiten in der Region zu beenden.

 (DR)

Die EU und Papst Benedikt XVI. haben die Einrichtung sicherer Korridore für humanitäre Hilfe im Libanon gefordert. An alle Konfliktparteien appellierte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel, das humanitäre Völkerrecht zu achten.
Benedikt XVI. mahnte laut einer vom Vatikan veröffentlichten Erklärung zur Aufnahme "vernünftiger Verhandlungen", um Ungerechtigkeiten in der Region zu beenden. Den kommenden Sonntag rief das Kirchenoberhaupt zum weltweiten Gebets- und Bußtag für den Nahen Osten aus.

Libanon bittet Vatikan um Schlichtung
Die Souveränität des Libanon müsse respektiert werden, forderte der Papst. Ebenso unterstrich er das Recht der Israelis auf ein Leben in Frieden in ihrem Staat und das Recht der Palästinenser auf ein "freies und souveränes Heimatland". Unterdessen bat Saad Hariri, der Sohn des ermordeten libanesischen Ex-Regierungschefs Rafik Hariri und Chef der Partei "Zukunftsbewegung", den Vatikan um Vermittlung in dem Konflikt. Der sunnitische Politiker war am Mittwochabend im Vatikan mit Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano und Außenminister Erzbischof Giovanni Lajolo zusammengetroffen.

Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" sieht in den Kampfhandlungen im Nahen Osten eine "Profanierung des Lebens und des Heiligen Landes". Es sei Aufgabe der internationalen Diplomatie, dieser Entweihung Einhalt zu gebieten, heißt es in einem vorab veröffentlichten Kommentar der Zeitung (Freitagsausgabe).
Das katholische Hilfswerk Caritas Libanon rechnet damit, dass für die Versorgung der Flüchtlinge im Libanon mit dem Lebensnotwendigsten ein Bedarf von mindestens 1,3 Millionen Euro nötig sei. Besonders dringlich sei die Hilfe für Einwanderer aus Asien und Afrika. «Das Schicksal dieser Migranten, die teilweise ohne Papiere im Libanon leben, darf nicht in Vergessenheit geraten», appellierte der Direktor der Caritas Libanon, Pere Louis Samaha.

Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) forderte sichere Zugangskorridore für Hilfstransporte. Laut internationalem Recht sei Israel zum Schutz der Zivilisten verpflichtet. Örtlichen Berichten zufolge habe das Militär aber auch LKW bombardiert, die Lebensmittel und Medikamente transportierten.


Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) rief alle Christen zum Gebet für die betroffenen Menschen auf. «Wir beten für die Verantwortlichen in Politik und Militär, dass sie die Weisheit entwickeln, andere als militärische Lösungen für den gegenwärtigen Konflikt zu finden», erklärte die EKD in Hannover. Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht wegschauen, sondern müsse ihre politische Verantwortung für Frieden wahrnehmen.
(KNA, epd, dr)

Konflikt unterminiert Zwei-Staaten-Lösung
Auch die US-Bischöfe forderten einen sofortigen Waffenstillstand. Die provokativen Gewaltakte von Hamas und Hisbollah sowie die überzogene militärische Antwort Israels unterminierten die Bemühungen um eine gerechte Zwei-Staaten-Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt, erklärte der für Außenpolitik zuständige Bischof Thomas Wenski von Orlando/Florida. Zwar habe Israel ein Recht auf Selbstverteidigung. Angriffe auf Zivilisten, auf zivile Einrichtungen und Infrastruktur sowie Blockaden im Gazastreifen und im Libanon seien aber ungerecht und dürften keine Unterstützung finden.

Europäischer Jüdischer Kongress verteidigt Angriffe
Der Europäische Jüdische Kongress (EJC) forderte dagegen die europäischen Regierungen auf, wirtschaftliche und diplomatische Sanktionen gegen Syrien und den Iran zu verhängen. Die beiden Staaten seien verantwortlich für Unterstützung, Finanzierung, Training und Bewaffnung von Hisbollah und Hamas, erklärte der EJC in Paris. Das demokratische Israel habe ein Recht darauf, sich selbst zu verteidigen und seine Bürger vor terroristischer Bedrohung zu schützen. Die jüdische Organisation erinnert daran, dass Israel sich bereits im Mai 2000 einseitig aus dem Südlibanon zurückgezogen habe. Weder libanesische Regierung noch die Palästinensische Autonomiebehörde hätten seither die Chance genutzt, eine terrorfreie Zone zu schaffen und Extremisten unter Kontrolle zu bringen.

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland verteidigte am Donnerstag die Militäraktionen Israels. domradio-Interview mit Charlotte Knobloch