Foodtruck mit Frank Zander rollt wieder durch Berlin

"Die Menschen lieben ihn"

Auch in diesem Jahr hat Frank Zander wieder 30.000 Euro an die mobile Kantine der Caritas gespendet. Viele obdachlose und arme Menschen nutzen das Angebot. Koordinatorin Angelika Kaljic erzählt von der Zusammenarbeit mit dem Sänger.

Frank Zander steht im Caritas-Foodtruck und verteilt warme Mahlzeiten an Obdachlose und bedürftige Menschen auf dem Alexanderplatz (Archiv) / © Annette Riedl (dpa)
Frank Zander steht im Caritas-Foodtruck und verteilt warme Mahlzeiten an Obdachlose und bedürftige Menschen auf dem Alexanderplatz (Archiv) / © Annette Riedl ( dpa )

DOMRADIO.DE: Der Foodtruck von der Caritas ist in der Corona-Zeit gestartet. Wie kam es zu der Idee?

Angelika Kaljic (Koordinatorin des Caritas-Foodtrucks): Der ist in der Corona-Zeit gestartet, weil alle Suppenküchen, auch unsere in der Tübinger Straße am Bundesplatz, von heute auf morgen schließen mussten. Plötzlich gab es für diese Menschen in Berlin gar nichts mehr zu essen.

DOMRADIO.DE: Dann sind Sie eingesprungen und haben mobil verteilt?

Kaljic: Genau. Da kam die Idee mit dem Foodtruck. Die zwei Geschäftsführer des Foodtrucks sind junge Männer, die ein Catering-Unternehmen haben. Sie hatten natürlich für die Saison vorgesorgt. Ihre Kühlhäuser waren voll und sie wussten auch nicht mehr, wohin damit.

So haben sie durch einen Kollegen angefragt, ob sie die Lebensmittel verteilen könnten. Sa sind meine Kollegen auf die Idee gekommen, das mit dem Foodtruck zu verteilen und warmes Essen zu kochen. Somit konnten die weitermachen und irgendwie die Zeit überleben und überbrücken. Und uns war auch geholfen. Wir konnten mit dem Auto durch die Gegend fahren.

DOMRADIO.DE: Prominente Unterstützung haben Sie für ihren Bus durch den Sänger Frank Zander, dem am Montag vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen wurde. Heute ist Scheck-Übergabe, da treffen Sie ihn. Wie hilft Ihnen sein Engagement?

Bundespräsident würdigt Frank Zander mit Bundesverdienstorden

Schlagersänger Frank Zander (80) hat am Montag in Berlin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Mit Zander wurden sechs weitere Männer und acht Frauen im Schloss Bellevue für ihr bürgerschaftliches Engagement für obdachlose Menschen und im Kampf gegen Kinderarmut ausgezeichnet. Anlass war der Internationale Tag des Ehrenamtes am Montag. Gewürdigt worden seien in diesem Jahr besonders Initiativen, die "Wege aus der Armut schaffen", teilte das Bundespräsidialamt mit.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) verleiht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse zum Tag des Ehrenamtes an Frank Zander, der seit fast drei Jahrzehnten Weihnachtsfeiern für Obdachlose mit Essen und Livemusik ausrichtet. / © Wolfgang Kumm (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) verleiht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse zum Tag des Ehrenamtes an Frank Zander, der seit fast drei Jahrzehnten Weihnachtsfeiern für Obdachlose mit Essen und Livemusik ausrichtet. / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Kaljic: Das hilft uns sehr. Er ist auch in Berlin eine Größe, sehr beliebt. Die Menschen lieben ihn. Das ist der Gott für sie.

DOMRADIO.DE: Frank Zander ist auch bei Ihnen an Bord, weil er in Corona-Zeiten sein traditionelles großes Weihnachtsessen für Obdachlose nicht durchführen kann. Wie ist denn die Atmosphäre rund um Weihnachten am Bus?

Kaljic: Die ist sehr schön. Die Menschen stehen ganz geduldig in der Schlange an, bis sie dran sind, um mit ihm ein Wort wechseln zu können, ihn vielleicht auch mal zu umarmen und anfassen zu können. Dieses Jahr ist es ein bisschen lockerer, aber die anderen Jahre war es nicht so. Das ist sehr wichtig für die Menschen.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn "nur" Essen am Foodtruck oder bleibt auch Raum für diese Gespräche, vielleicht eine Umarmung und Hilfsangebote?

Kaljic: Ja, wenn jemand direkt auf uns zukommt, dann schon. Aber eigentlich geht es in dieser Woche mit Frank Zander mehr um Entertainment. Darum, ihn zu sehen, um die Leute, die ihn unterstützen, die anderen Prominenten zu sehen, zu erleben. Hilfsangebote sind natürlich da. Wenn mich oder uns jemand anspricht, werden wir das schon aufnehmen und weiterleiten. Aber in erster Linie geht es darum, dabei zu sein.

DOMRADIO.DE: In der vierten Adventswoche, kurz vor Weihnachten, geht es mit Frank Zander aber auch ums Essen. Was gibt es denn?

Kaljic: Es gibt wieder Hirschgulasch mit Rotkohl und Klößen. Das ist jetzt Tradition geworden, anstatt der Gänsekeule.

DOMRADIO.DE: Sie bekommen bestimmt viele persönliche Geschichten mit am Bus. Gibt es eine, die Ihnen besonders im Kopf geblieben ist?

Kaljic: Wir haben ganz viele. Ehrlich gesagt sind es nicht nur die Obdachlosen. Es sind auch Menschen, die in der Mittelklasse leben, die früher mal ein Geschäft hatten. Ich habe eine Friseurmeisterin, die aufgegeben hat, weil sie krank wurde. Jetzt ist ihre Rente so gering, dass sie auch auf das Essen angewiesen ist. Die kommt auch regelmäßig zu uns in die Wärmestube. Denn wenn man selbstständig ist, zahlt man auch nicht so regelmäßig in die Rentenkasse ein. Das ist wirklich schon traurig.

Ich muss sagen, dass mehr Männer als Frauen zu uns kommen. Denn wenn die Ehe kaputt gegangen ist oder wenn sie ihre Arbeit verloren haben, kommen sie meist nicht so schnell wieder auf die Beine.

Das Interview führte Katharina Geiger. 

Quelle:
DR