Farbdebatte in Niederlanden überschattet Nikolaus-Einzug

Der "Zwarte Piet" wird grau im Gesicht

Seit Jahren diskutieren die Niederländer, wie der "Zwarte Piet", der Nikolausgehilfe, zu schminken ist - ohne Anstoß zu erregen. 2015 forderte ein UN-Gremium sogar, ihn ganz abzuschaffen. Im Fernsehen tritt er dieses Jahr in 50 Grautönen auf.

Autor/in:
Franziska Broich
"Sinterklaas" mit seinem Helfer "Zwarter Piet" / © Patrick Post (KNA)
"Sinterklaas" mit seinem Helfer "Zwarter Piet" / © Patrick Post ( KNA )

Mit seinem Stab steht der "Sinterklaas" vorn auf dem Boot und winkt den Kindern zu, während er durch die Grachten in Amsterdam schippert. Ab und an dampft es kräftig aus dem großen Schornstein des Schiffes. Traditionell findet der Sinterklaas-Einzug in den niederländischen Städten Mitte November statt. Oft ist es dann kalt und nieselt. Trotzdem jubeln Tausende dem "Sinterklaas" zu.

Für die Niederländer ist der Einzug des Nikolaus der wichtigste Tag der Vorweihnachtszeit. Jedes Kind kennt ihn und seinen Gehilfen, den "Zwarten Piet". Vom 13. November bis zum 4. Dezember wird sogar jeden Abend ein "Sinterklaasjournaal" im Fernsehen ausgestrahlt. Höhepunkt des niederländischen Nikolausfests ist dann der "Pakjesavond" (Geschenkabend) am 5. Dezember.

Debatte um Gesichtsfarbe

Seit Jahren tobt in den Niederlanden eine Debatte, wie das Gesicht des "Zwarten Pieten" geschminkt werden soll. Traditionell war es immer schwarz. Doch Kritiker bemängeln, der Brauch erinnere an die Sklavenausbeutung in den Karibikkolonien. Die Niederlande sind ein Einwanderungsland für Surinamer, Malaien und Marokkaner.

2016 entschieden sich die Verantwortlichen des "Sinterklaasjournal", die Gesichter der "Pieten" bunt anzumalen. Doch das kam laut der Mediendirektorin des Senders NRT, Willemijn Francissen, nicht an.

Grau und schwarz gepudert

Daher sollen sie dieses Jahr in 50 Grautönen geschminkt werden. Auch bei den Sinterklaas-Einzügen in den großen Städten findet ein Wandel statt.

In Amsterdam zogen die "Pieten" 2016 schwarz gepudert durch die Stadt. Auf diese Weise seien die Rußflecken am besten zu erkennen, hieß es. Andere Gemeinden entschieden sich für kreativere Varianten.

So wurden die Gesichter der Helfer des "Sinterklaas" in Heemstede etwa mit den Farben der Gemeinde, Gelb und Rot, geschminkt oder in Gouda mit dem Muster der "Stroopwafel" (Sirupwaffel).

In Amsterdam singen die Kinder das Lied vom "Sinterklaas". Manche sind verkleidet als "Piet" mit einer bunten Mütze mit Feder oder als Nikolaus mit rotem Mantel. In ihren Händen haben sie oft kleine Stofftaschen, in denen sie Pfeffernüsse und Mandarinen von den "Pieten" sammeln.

Dazwischen steht Daniela Coenen (43). Zusammen mit ihren Kindern schaut sie die Parade. Sie findet die "Pieten" mit Rußflecken und in anderen Farben gut. Für die Kinder, so Coenen, spiele es keine Rolle, ob die Pieten blau, rot oder rußfleckig seien. Sie wüchsen mit den Unterschieden auf. Sie selbst erinnert sich aber auch noch gut daran, dass frühere alle "Pieten" schwarz waren.

Tradition contra Diskriminierung

Ein paar Meter weiter steht Hetty Vlug (58) und schaut den "Pieten" zu. Sie ist sauer. Sie findet es "total falsch", dass es kaum farbige "Pieten" gebe. Es sei zwar gut, dass die "Pieten" nicht mehr schwarz im Gesicht angemalt würden, aber die Teilnehmer der Parade sollten auch die Gesellschaft repräsentieren. Tatsächlich sind nur äußerst wenige "Pieten" schwarz. Ihre dunkelhäutige Enkelin, die vor ihr gespannt die Parade verfolgt und Pfeffernüsse einsammelt, habe das auch gemerkt - obwohl sie erst sechs Jahre alt sei.

Auch Robert Rugenbrecht (44) ist dunkelhäutig. Er sieht die Diskussion mit gemischten Gefühlen. Einerseits kann er nachvollziehen, dass sich Schwarze diskriminiert fühlen. Andererseits ist er selbst mit der Tradition aufgewachsen - und er mag sie. Einige reagierten wohl etwas "übersensibel", sagt er. Zusammen mit seiner einjährigen Tochter verfolgt er den Zug. Er hofft, dass eine Lösung gefunden wird, mit der sich niemand angegriffen fühle. Schließlich solle das Kinderfest im Vordergrund stehen.

An der Schminke der Amsterdamer "Pieten" ändert sich nichts. Sie werden auch 2017 wieder mit schwarz gepudert mit Rußflecken auflaufen. Aber die Haare: Statt schwarzen Locken soll es bunte Perücken geben. Auch die Lippen würden nicht mehr rot geschminkt, erklärt Pressesprecher Pam Evenhuis. Vorbild für die neuen Kostüme sei ein Page aus den späten 60er Jahren. Zudem soll sich der Einzug langsamer bewegen als sonst - damit die "Pieten" mehr Zeit mit den Kindern am Rand verbringen können.


Quelle:
KNA
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