Expertin untersucht Radiopredigten für junge Zielgruppe

"Die Inhalte sind gleich geblieben"

Vor 100 Jahren liefen in den deutschen Radiosendern die ersten kirchlichen Sendungen. Das 100. Jubiläum ist Anlass für eine Untersuchung der Sprache von Radiopredigten. Ein junges Publikum steht dabei besonders im Fokus.

DOMRADIO.DE
DOMRADIO.DE

Je positiver die Sprache einer Radiopredigt ist, desto eher kommt die Botschaft an. Das ergab eine Umfrage unter 100 Studierenden, wie die Germanistin Anna-Maria Balbach im Interview des Portals katholisch.de (Samstag) sagte.

In diesen Fällen sei die Botschaft auch angenommen oder sogar umgesetzt worden. "Wenn es aber negativ anfing, um dann später positiv zu enden, hat das nicht funktioniert, und die Botschaft ist nicht so gut hängen geblieben"

Untersuchung von 3.000 Ausgaben des Verkündigungsformats "Kirche in 1Live"

Balbach hatte etwa 3.000 Ausgaben des Verkündigungsformats "Kirche in 1Live" beim Jugendsender des WDR untersucht. Vor 100 Jahren liefen in den deutschen Radiosendern die ersten kirchlichen Sendungen.

Hauptschaltraum eines Hörfunksenders (WDR, Funkhaus Köln im Jahr 1954) / © Bundesarchiv, B 145 Bild-F001343-0002 / Unterberg, Rolf / CC-BY-SA 3.0 (Bundesarchiv)
Hauptschaltraum eines Hörfunksenders (WDR, Funkhaus Köln im Jahr 1954) / © Bundesarchiv, B 145 Bild-F001343-0002 / Unterberg, Rolf / CC-BY-SA 3.0 ( Bundesarchiv )

Die erste Erkenntnis ihrer Analyse sei: "Es wird über den Glauben gesprochen. Das ist allein schon bemerkenswert, denn 1Live ist ein Jugendsender mit einer Zielgruppe von Menschen zwischen 14 und 32 Jahren. Aus soziologischen Studien wissen wir, dass in dieser Altersgruppe ganz andere Dinge interessant sind als Religion", so Balbach. 

Gott ist Hauptthema

Das häufigste Nomen in den untersuchten Sendungen sei "Gott". "Er ist das Hauptthema, über das gesprochen wird."

Dass "Gott" das häufigste Nomen gewesen sei, gelte für die Radiopredigten aus den 1930er Jahren ebenso wie für die heutigen, sagte die Expertin. Auch die Plätze zwei und drei seien geblieben: "Mensch" und "Leben". 

Sprachstil hat sich verändert

"Die Inhalte sind also gleich geblieben, aber der Sprachstil ist anders." In den alten Texten gebe es viel mehr lateinische Ausdrücke und theologisches Fachvokabular. 

"Erst ab den 1980er Jahren, als der private Rundfunk entstand und es Konkurrenz unter den Radiosendern gab, sehen wir, dass die Kirchen ihre Radiopredigten mehr auf das Publikum zuschneiden und nicht in erster Linie absenderorientiert formulieren." 

Eine weitere Erkenntnis sei, dass sich Unterschiede zwischen den Konfessionen auflösten, erklärte Balbach. "Vor zehn Jahren hatten die Katholiken noch einen viel religiöseren Wortschatz als die Protestanten. In beiden Konfessionen wurde am meisten über Gott gesprochen. Darüber hinaus ging es bei den Katholiken aber noch um viele andere Dinge, Heilige oder Festtage zum Beispiel." 

Das habe sich über die Jahre angeglichen, so dass beide Konfessionen heute einen in etwa gleich großen religiösen Wortschatz hätten. 

Quelle:
KNA