Exillibanesen unterstützen Bildungsprojekte im Libanon

Papstbesuch bringt Hoffnung

Mit großen Erwartungen schauen Exillibanesen auf den Papstbesuch im Libanon. Elias Mouallem unterstützt mit seiner Stiftung "Dirassa-Hoffnung durch Bildung" Schulen im Land. Welchen Impuls kann die Visite von Leo XIV. dem Land geben?

Autor/in:
Johannes Schröer
Eine Plakatwand mit einem Bild von Papst Leo XIV. und dem arabischen Text "Selig sind die Friedfertigen" (Matthäus 5,9), kurz vor seinem bevorstehenden Besuch im Libanon, am 21. November 2025 an einer Straße bei Beirut (Libanon) / © Raymond Chihane/CPP (KNA)
Eine Plakatwand mit einem Bild von Papst Leo XIV. und dem arabischen Text "Selig sind die Friedfertigen" (Matthäus 5,9), kurz vor seinem bevorstehenden Besuch im Libanon, am 21. November 2025 an einer Straße bei Beirut (Libanon) / © Raymond Chihane/CPP ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was bedeutet es für den Libanon, dass Papst Leo XIV. auf seiner ersten Auslandsreise in dieses Land fährt? 

Dr. Elias Mouallem (Mitinitiator der Stiftung “Dirassa-Hoffnung durch Bildung”): Ich möchte mit einem Schlüsselsatz von Papst Johannes Paul II. antworten. Bei seiner Libanonreise 1997 hat er gesagt: Libanon ist mehr als ein Land, Libanon ist eine Botschaft und die Botschaft heißt: Im Libanon gibt es ein für die Region vorbildhaftes Zusammenleben von Christen und Muslimen. 

Heute kommt Papst Leo in einer Phase, in der der libanesische Staat schwach ist. Wir erhoffen uns von seinem Besuch, dass er dem Libanon hilft, seine Souveränität und auch seine Neutralität zu erlangen. 

DOMRADIO.DE: Sie haben viel Kontakt mit Freunden und Bekannten im Libanon. Welche Bedeutung hat der Papstbesuch denn für die Menschen vor Ort? 

Mouallem: Besonders für die Jugend bedeutet dieser Besuch sehr viel, weil er Hoffnung ausstrahlt. Denn es gibt eine anhaltende Emigration christlicher und muslimischer Jugend. Das ist ein großer Verlust für das Land. Möge der Papstbesuch der Jugend Hoffnung geben, dass sie im Land bleiben. 

DOMRADIO.DE: "Dirassa-Hoffnung durch Bildung", heißt die Stiftung, die Sie gemeinsam mit Frau Hend Ammann gegründet haben. Was heißt denn eigentlich das Wort "Dirassa"? 

Mouallem: "Dirassa" ist arabisch und bedeutet "Lernen". Also die Stifter – Frau Ammann und ich – haben diesen programmatischen Titel "Dirassa-Hoffnung durch Bildung" gewählt, weil uns die Zukunft der Kinder sehr am Herzen liegt. 

DOMRADIO.DE: Wie ist denn diese Stiftung entstanden? Aus welcher Motivation heraus haben sie die Stiftung gegründet? 

Mouallem: Der Libanon und seine majestätischen Zedern sind in der Bibel 64 Mal erwähnt worden. Das Land hat zwar keine natürlichen Ressourcen, aber es hat ein vorbildliches Bildungssystem, das zum großen Teil von Schulen christlicher Orden geprägt ist, von denen einige sogar im 18. Jahrhundert gegründet worden sind. 

Diese Schulen und die Bildung haben dem Libanon seine kulturelle Ausstrahlung verliehen. Auslandslibanesen, darunter ich und Frau Ammann, zeugen überall in der Welt von der Qualität und dem Reichtum dieses Systems, das uns ausgebildet hat. Wir fühlen uns der Tradition und dem Bildungssystem der libanesischen Kongregationsschulen verpflichtet. 

Diese Schulen sind auch für die Ärmsten aller Konfessionen zugänglich, natürlich auch für Muslime. Die Schulen garantieren eine solide Ausbildung und vor allem vermitteln sie die Werte des friedlichen Zusammenlebens und des interreligiösen Dialogs, was sehr wichtig im Libanon ist, mit den 17 verschiedenen Religionsgemeinschaften dort. 

Aber diese Schulen sind zurzeit in einer prekären Situation. Deshalb ist die Stiftung ins Leben gerufen worden, denn durch die prekäre Situation ist die Finanzierung bei über 80 Prozent von den Schulen ungewiss. 

DOMRADIO.DE: Sie unterstützen ganz konkret eine Ordensschule im Libanon. Was ist das für eine Schule? 

Mouallem: Das ist die Ordensschule der Franziskaner in Menjez, in der Region Akkar an der Grenze zu Syrien. Unsere Stiftung unterstützt diese Schule seit 2021. Es ging mit einem Hilferuf von der Schule, der uns erreichte, los. Das war ein verzweifelter Hilferuf, denn die Schule wusste nicht, wie sie aufgrund der wirtschaftlichen Krise im Libanon seit 2019 weitermachen sollte. Deshalb haben wir dann konkrete Projekte gestartet, zum Beispiel zur Sanierung eines undichten Daches. 

Außerdem hat die Schule ein großes landwirtschaftliches Gelände, das bisher nur begrenzt genutzt wurde. Die Idee von "Dirassa" war es, die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen, indem die landwirtschaftliche Produktion gesteigert wird, um daraus auch Lebensmittel für einen Verkaufsladen zu produzieren. 

Die Schule befindet sich in einer Region, die sehr arm ist. Jetzt gibt es auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Jugendliche des Dorfes und ehemalige Schüler auf dem landwirtschaftlichen Gelände und beim Verkauf der Produkte.

DOMRADIO.DE: Der Libanon ist sehr stark von Kriegen und Krisen betroffen. Zudem gab es die verheerende Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut und den sehr brüchigen Waffenstillstand zwischen der Hisbollah und Israel. Was wünschen Sie sich denn für Ihr Land? 

Mouallem: Frieden, Frieden, Frieden, Wir erhoffen uns vor allem durch das Wirken von Papst Leo XIV., dass das Land wieder zu einem Schlüsselland wird. Denn der Libanon war ein Schlüsselland in der Region. Und so wünschen wir uns, dass das Land mit seiner Vielfalt, nicht nur für Christen im Orient, sondern für die gesamte Region, wieder ein Schlüsselland wird. 

Papstreise in die Türkei und den Libanon

Am 27. November wird Leo XIV. zu seiner ersten Apostolischen Reise aufbrechen. Vatican News überträgt live und mit deutschem Kommentar – auf DOMRADIO.DE. Ein Überblick.

Donnerstag, 27. November 2025

15.20 Uhr: Treffen mit Behördenvertretern, Zivilgesellschaft und dem diplomatischen Korps im Präsidentenpalast

Freitag, 28. November 2025

9.20 Uhr: Gebetstreffen mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Pastoralarbeitern in der Heilig-Geist-Kathedrale

Papstreise
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Quelle:
DR

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