Ein vom Passauer Bischof Stefan Oster sanktionierter und Ende März außer Dienst gestellter Pfarrer will nicht länger Priester sein. Eine Bistumssprecherin bestätigte am späten Freitagabend auf Anfrage den Eingang eines entsprechenden Schreibens. Darin bitte der Geistliche um seine unverzügliche Entlassung aus dem Klerikerstand.
Kurz zuvor hatte dessen Rechtsbeistand den weder datierten noch unterschriebenen Brief via Facebook veröffentlicht. Demnach beantragt der Mann seine formelle Freistellung vom priesterlichen Dienst ab 1. Oktober, "soweit meinem Antrag auf Laisierung nicht bereits vorher entsprochen werden kann". Sobald alle Unterlagen eingegangen seien, werde in der nächsten Woche das weitere Vorgehen geklärt, so die Sprecherin.
Auseinandersetzung schwelte Monate
Damit neigt sich eine seit Monaten schwelende Auseinandersetzung dem Ende zu, die bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte. Der Pfarrer war zum 24. März außer Dienst genommen worden. Der Bischof stellte per Dekret den Amtsverzicht des Pfarrers fest. Dem widersprach der Seelsorger öffentlich. Im Raum stehen bis heute ungeklärte Vorwürfe. Darin geht es um Alkoholmissbrauch in der Jugendarbeit, Mobbing und geistliche Manipulation. Der Priester bestreitet jegliches Fehlverhalten, es gilt die Unschuldsvermutung.
Im Zuge des Streits solidarisierten sich viele Gemeindemitglieder mit ihrem bisherigen Pfarrer und starteten mehrere Protestaktionen. Auf dem Passauer Domplatz demonstrierten rund 1.000 Menschen für seinen Verbleib im Amt. Auf der anderen Seite erfuhr Oster Rückhalt für sein Vorgehen vom für ihn zuständigen Münchner Kardinal Reinhard Marx und dem Vatikan. Der Amtsverzicht des Pfarrers sei gültig. Zum 1. September ernannte der Bischof einen Franziskaner aus dem Bistum Regensburg zum Nachfolger.
"Zeit für einen neuen Weg"
"Die jüngsten Ereignisse haben mir gezeigt, dass es an der Zeit ist, in Verantwortung vor Gott, der Kirche und mir selbst einen neuen Weg einzuschlagen", schreibt der ehemalige Pfarrer an seinen Bischof. "Meine Entscheidung schmerzt mich vor allem für die vielen, die mir bis heute treu beistehen." Der Seelsorger sieht sich weiterhin als Opfer von Denunziationen und "haltlosen Anschuldigungen". Das Verfahren gegen ihn sei geprägt gewesen von "Intransparenz, fehlendem rechtlichen Gehör sowie Vorverurteilung und mangelndem Schutz".
Oster hatte in der Auseinandersetzung Versäumnisse eingeräumt, sich aber auch schützend vor die Kritiker des Seelsorgers gestellt. Diese seien keineswegs "böswillige Neider" oder Denunzianten. Die meisten Meldungen, auch aus früheren Einsatzorten des Priesters, seien aus Sorge um Kinder und Jugendliche erfolgt. Seit Frühjahr gab es mehrere Gespräche der Bistumsleitung mit Gemeindegremien. Dabei wurden auch externe Moderatoren eingeschaltet.