Kardinal Marx sieht kein strafbares Verhalten bei Bischof Oster

Verfahren in Passau erregt weitere Aufmerksamkeit

Hat Passaus Bischof Stefan Oster auf Vorwürfe der Grenzverletzung gegen einen Pfarrer schnell genug reagiert? Nein, meint ein Missbrauchsbetroffener und wandte sich an Münchens Erzbischof Reinhard Kardinal Marx. Er antwortete nun.

Bischofsring von Stefan Oster  / © Maria Irl  (KNA)
Bischofsring von Stefan Oster / © Maria Irl ( KNA )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat dem Passauer Bischof Stefan Oster im Konflikt um einen wegen Vorwürfen der Grenzverletzung abgesetzten Pfarrer den Rücken gestärkt. Er könne kein strafbares Verhalten aufseiten Osters erkennen, schreibt Marx in einem Brief an einen Missbrauchsbetroffenen. Dessen Missbrauchsfall steht nicht in Zusammenhang mit dem abgesetzten Priester aus Niederbayern. Gleichwohl hatte sich der Betroffene mit der Beschuldigung an Marx gewandt, Oster habe die Vorwürfe gegen den Priester nicht rechtzeitig an den Vatikan gemeldet.

Stefan Oster, Bischof von Passau / © Julia Steinbrecht (KNA)
Stefan Oster, Bischof von Passau / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Marx leitet als Erzbischof von München und Freising die Münchner Kirchenprovinz, zu der das Bistum Passau gehört. Zuerst hatte am Samstagabend die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) online über Marx' Brief berichtet.

Dem abgesetzten Priester aus Niederbayern wird vorgeworfen, in der Jugendarbeit Grenzen verletzt zu haben, es geht etwa um Alkoholmissbrauch. Passaus Bischof Oster hat den Pfarrer vor drei Wochen entpflichtet und ihm bis auf Weiteres öffentliche Auftritte verboten. Über einen Rechtsbeistand lässt der Priester alle gegen ihn gerichteten Vorwürfe zurückweisen. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Vatikan befassen sich aktuell mit dem Fall. In Rom läuft ein kirchenrechtliches Verfahren. In seinem Pfarrverband hat der Geistliche nach wie vor starken Rückhalt.

Demo mit rund 1.000 Teilnehmenden

So waren in Passau am Samstagnachmittag Hunderte Demonstranten für den Pfarrer auf die Straße gegangen. Die Polizei sprach auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) von 800 bis "in der Spitze" 1.000 Teilnehmenden. Die Veranstalter zählten laut der "Passauer Neuen Presse" (PNP) 1.500 Mitstreiter. Angemeldet worden waren 1.000 Menschen. Nach Angaben der Beamten dauerte die Aktion zwei Stunden und damit eine weniger als geplant. Zwischenfälle habe es nicht gegeben. Das Bistum Passau äußerte sich nicht zu der Kundgebung.

Die Aktion begann mit mehreren Reden am Klostergarten in der Passauer Innenstadt, wie es von der Polizei weiter hieß. Dann seien die Demonstranten zum Domplatz marschiert. Dabei trugen sie diverse Banner und Plakate, wie im Internet veröffentlichte Bilder der PNP zeigen. Auf ihnen zu lesen ist etwa der Ruf nach "Gerechtigkeit" für den abgesetzten Pfarrer sowie Sätze wie "Wir wollen Priester, die in der Gesellschaft und im Leben zuhause sind". Auch wurden Herzen für den Pfarrer hochgehalten. Der Geistliche selbst nahm an dem Protest nicht teil.

Kurz vor der Kundgebung hatte es in der Sache ein Entspannungssignal gegeben. Nach Gesprächen mit Vertretern aus dem betroffenen Pfarrverband unter Beteiligung einer Mediatorin veröffentlichte die Passauer Bistumsleitung am Donnerstag eine gemeinsame Pressemitteilung. Sie beginnt mit dem Satz: "Wir suchen und gehen miteinander Schritte nach vorne." Weitere Gespräche auf verschiedenen Ebenen wurden angekündigt.

Reinhard Kardinal Marx

Der Westfale Reinhard Marx (* 21. September 1953) ist seit 2008 Erzbischof von München und Freising. Der damalige Papst Benedikt XVI. hatte Marx vom Bischofsstuhl in Trier nach Bayern befördert. Dass Papst Franziskus sein Rücktrittsgesuch als Ortsbischof nach nur vier Wochen in einem äußerst persönlichen Antwortschreiben nicht angenommen hat, zeigt die besondere Verbindung der beiden.

Reinhard Kardinal Marx
 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA