Evangelischer Militärbischof hofft auf Freiwillige für Bundeswehr

"Neue Ernsthaftigkeit im Soldaten-Beruf"

Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg sieht eine neue Ernsthaftigkeit im Soldatenberuf. Angesichts des Ausbaus der Truppe und neuer Herausforderungen müsse auch die Militärseelsorge gestärkt werden.

Autor/in:
Karen Miether
Soldaten der Bundeswehr / © Michael Kappeler (dpa)
Soldaten der Bundeswehr / © Michael Kappeler ( dpa )

Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg hält es für richtig, beim Ausbau der Bundeswehr zunächst auf Freiwilligkeit zu setzen. Er hoffe, dass sich genug Menschen zum Wehrdienst bereit erklären, sagte Felmberg am Dienstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Wer sich freiwillig bereit erklärt, trägt dazu bei, einen verpflichtenden Wehrdienst zu verhindern", erläuterte er bei einem Besuch der Kaserne im niedersächsischen Faßberg bei Celle.

Bernhard Felmberg, evangelischer Militärbischof   / © Christian Ditsch (epd)
Bernhard Felmberg, evangelischer Militärbischof / © Christian Ditsch ( epd )

Nach derzeitigen Plänen der Bundesregierung für einen Wehrdienst soll dieser freiwillig sein. Die Musterung allerdings soll für alle Männer ab dem Jahrgang 2008 Pflicht werden und im kommenden Jahr starten. Sollten sich auf freiwilliger Basis nicht genug Rekruten finden, soll der Bundestag über eine "Bedarfswehrpflicht" entscheiden.

Diskussionen am Familientisch

"Wenn der Wehrdienst verpflichtend wird, dann wird jeden Abend an den Familientischen diskutiert werden", sagte der Militärbischof. In der neuen Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) heißt es, dass der Dienst ohne Waffe nicht das deutlichere Friedenszeugnis sei als der Dienst mit der Waffe. 

Das ist eine entscheidende Veränderung zu früheren Positionen. Aus Sicht der evangelischen Kirche müsse aber auch das Recht der Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen erhalten bleiben, betonte Felmberg. "Auch dafür muss es genügend Beratungsangebote geben."

Felmberg hält aktuell vor allem mehr Militärseelsorgerinnen und -seelsorger für nötig. Derzeit dienen etwa 182.000 Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr. Die Bundesregierung plant eine Aufstockung der Kräfte einschließlich der Reserve auf 460.000 bis Mitte der 2030er-Jahre. 

"Es ist die klare Forderung, dass auch diejenigen, die eine seelsorgerliche Betreuung der Soldatinnen und Soldaten leisten, bei den Überlegungen nicht vergessen werden dürfen", betonte der Militärbischof. "Schon jetzt sind die 100 evangelischen Militärseelsorger in Deutschland eher eine homöopathische Dosis."

Neue Ernsthaftigkeit

Hier sei der Staat gefordert, der die Gehälter der Mitarbeitenden in der Militärseelsorge zahlt. Zugleich müsse die Kirche Pastorinnen und Pastoren für diesen wichtigen Dienst freistellen, erläuterte Felmberg. Als "Outstanding Insider" seien die Militärseelsorger etwas Besonderes. Sie begleiteten die Soldatinnen und Soldaten überall dorthin, wo diese eingesetzt würden. Zugleich seien sie nicht Teil der Hierarchie und unterlägen der Schweigepflicht. Die Seelsorge werde deshalb sehr geschätzt. Sie genieße ein großes Vertrauen.

"Es gibt eine neue Ernsthaftigkeit im Soldaten-Beruf", sagte Felmberg. Bei früheren Auslandseinsätzen habe es eine lange Vorplanung und klare zeitliche Grenzen gegeben. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und die Folgen stünden Soldaten und Soldatinnen aber jetzt vor der Situation, möglicherweise in eine Landes- oder Bündnisverteidigung gerufen werden zu können. "Da weiß ich nicht, wie lange ich weg bin und was mit der Familie zu Hause passiert."

Militärseelsorge in Deutschland

Nach dem Soldatengesetz hat jeder Soldat und jede Soldatin Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung.

Bislang leisten in der Bundeswehr die evangelische und die katholische Kirche sowie die jüdische Gemeinschaft eine vertraglich vereinbarte Militärseelsorge für die Soldaten und deren Angehörige.

Die Bundeswehr hat ein Nachwuchsproblem / © Monika Skolimowska (dpa)
Die Bundeswehr hat ein Nachwuchsproblem / © Monika Skolimowska ( dpa )
Quelle:
epd