"Evangelische Kritik an falsche Adresse gerichtet"

Kardinal Lehmann verteidigt Papst

Kardinal Karl Lehmann hat Kritik aus der evangelischen Kirche an Papst Benedikt XVI. zurückgewiesen. Wenn von protestantischer Seite in Deutschland geäußert werde, dass in der Amtszeit von Benedikt XVI. noch nicht viel passiert sei in Sachen Ökumene, richte sich das "nicht nur an die falsche Adresse, sondern trifft auch inhaltlich nicht zu", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Wochenende in einem Zeitungs-Interview."Wie ist das denn jetzt mit der Pille, den Kondomen?"In den vergangenen Wochen, so auch nach dem Interview des Papstes mit deutschen Fernsehsendern, hatten wiederholt Repräsentanten der evangelischen Kirche in Deutschland das Engagement des Kirchenoberhaupts in Ökumenefragen bemängelt.

 (DR)

Kardinal Karl Lehmann hat Kritik aus der evangelischen Kirche an Papst Benedikt XVI. zurückgewiesen. Wenn von protestantischer Seite in Deutschland geäußert werde, dass in der Amtszeit von Benedikt XVI. noch nicht viel passiert sei in Sachen Ökumene, richte sich das "nicht nur an die falsche Adresse, sondern trifft auch inhaltlich nicht zu", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Wochenende in einem Zeitungs-Interview.

"Wie ist das denn jetzt mit der Pille, den Kondomen?"
In den vergangenen Wochen, so auch nach dem Interview des Papstes mit deutschen Fernsehsendern, hatten wiederholt Repräsentanten der evangelischen Kirche in Deutschland das Engagement des Kirchenoberhaupts in Ökumenefragen bemängelt. Lehmann verwies darauf, der Papst müsse in Fragen der Ökumene "die ganze katholische Kirche mitnehmen können". Außerdem müsse dieser Dialog jeweils auch theologisch gut vorbereitet sein. Zudem verwies er auf Gespräche mit der Orthodoxie.

Zugleich äußerte der Kardinal implizit die Erwartung, es könne in der katholischen Kirche eine neue Klärung über strittige Fragen der Sexualmoral geben, etwa zur Anwendung der Pille oder zum Gebrauch von Kondomen. Benedikt XVI. habe gesagt, dass man nicht Normen allein, gerade im Sinn von Verboten, in den Vordergrund stellen dürfe, sondern dass es zuerst um die tragenden Inhalte gehe. "Das wäre zu konkretisieren: Wie ist das denn jetzt mit der Pille, den Kondomen?", meinte der Mainzer Bischof.

Die theologische Klärung müsse der Papst ja nicht selbst machen. Dafür gebe es Fachgremien, "aber er muss den Auftrag geben." Der Kardinal betonte, er wolle damit nicht sagen, dass sich die Positionen der Kirche in diesen Fragen änderten. Aber vielleicht könnten die Begründungen den Menschen plausibler gemacht werden.
(KNA)