DOMRADIO.DE: Warum der Name "Nightfever"? Viele denken da vielleicht an John Travolta und den gleichnamigen Film, das hat aber nichts miteinander zu tun, oder?
Julia Rosner (Verantwortliche für Presse und Öffentlichkeitsarbeit bei Nightfever Deutschland, Mitglied des Nightfever-Teams in Bonn): Nein, es ist ein Abend voller Musik, voller Gebet, voller Begegnung und es geht letztlich darum, gemeinsam in die Nacht rein zu gehen, den Abend zu verbringen und in Beziehung zu treten.

DOMRADIO.DE: Nehmen Sie uns gedanklich mal zu so einem Abend mit. Wie läuft der ab?
Rosner: Der Start ist schon am Nachmittag. Es gibt ganz viele freiwillige Helfer bei uns im Team; die bauen auf, die richten die Kirche her, es werden überall Kerzen angezündet, wir dekorieren die Kirche schön, richten den Altar her. Es sieht wirklich anders aus, als man sonst eine Kirche von einem normalen Gottesdienst kennt.
Und dann starten wir um 18 Uhr mit einem Gottesdienst, der auch von den jungen Leuten gestaltet wird. Es gibt ein bisschen andere Musik, als man sie vielleicht sonst so kennt. Es sind spezielle Nightfever-Lieder. Nach dem Gottesdienst geht es dann in den Abend über.
Wir zünden die Kerzen an. Es gibt die Möglichkeit, einen Bibelspruch zu ziehen. Man kann, wenn man möchte, das Sakrament der Versöhnung empfangen. Man kann mit einem Priester ins Gespräch kommen oder sich einfach nur mit Leuten vor Ort austauschen. Die jungen Leute gehen dann auf die Straße, laden Passanten ein, in die Kirche zu kommen, eine Kerze anzuzünden und einfach ein bisschen zu verweilen, sich Ruhe zu gönnen. Wer möchte, kann ins Gebet kommen. Das ist aber natürlich kein Muss, es ist ein offener Abend.

DOMRADIO.DE: An Fronleichnam spielt die geweihte Hostie eine große Rolle. Auch bei Nightfever ist sie wichtig, warum?
Rosner: Wir setzen nach dem Gottesdienst auf dem Altar das Allerheiligste, die geweihte Hostie, aus und dekorieren das auch alles total schön. Es gibt eine Kerzenstraße, die von hinten in der Kirche zum Altar vor geht und zeigt, worauf wir uns ausrichten und was quasi der Sinn des Abends ist, nämlich in Beziehung zu kommen und auch - wer möchte - in Beziehung zu Gott zu kommen, zu beten. Denn wir Katholiken gehen schon davon aus, dass da vorne nicht einfach eine Hostie ist, sondern wirklich Jesus ist. Also, der ein bisschen steife Begriff "Realpräsenz" spielt eine große Rolle, wobei wir an dem Abend gar nicht so tief gehen wollen.
Es geht letztendlich darum zu zeigen, was wir haben und was da ist und es geht nicht darum, eine ausschweifend Theologie zu betreiben. Das wäre vielleicht für viele Passanten von der Straße ein bisschen zu viel.
DOMRADIO.DE: Was sagen Sie denn interessierten Jugendlichen, wenn da Nachfragen kommen?

Rosner: Ich habe viele Freunde, die nicht katholisch oder nicht gläubig sind und manchmal auch so ein bisschen amüsiert gucken, was wir da eigentlich machen. Ich glaube, man kann sich das vielleicht ein bisschen so vorstellen, als wenn man einen guten Freund hat.
Das ist total schön, wenn er in einer anderen Stadt wohnt, wenn man mit ihm telefoniert, WhatsApp-Nachrichten schreibt. Aber letztendlich lebt die Beziehung davon, dass man sich auch mal sieht, dass man sich in die Augen sehen und sprechen kann und einfach Zeit miteinander verbringt.
Nichts anderes ist es, wenn wir vorne auf dem Altar durch den Priester die Hostie aussetzen lassen und der Blick darauf geht. Wenn das noch schön bisschen beleuchtet ist, hat man wirklich das Gefühl, dass da etwas ist.
Es gibt Leute, die gar nichts mit Kirche zu tun haben, die aber dann in die Kirche kommen und sich irgendwie angesprochen fühlen, sei es von der Stimmung, von der Musik, von der seltsamen Sache, die da vorne auf dem Altar stehen mag. Letztendlich ist es genau das, was wir erreichen wollen. Mehr wollen wir an dem Abend gar nicht.

DOMRADIO.DE: Sie haben bald Jubiläum, denn Nightfever ist aus dem Weltjugendtag 2005 heraus entstanden. Ist da schon etwas geplant?
Rosner: Ja, wir feiern das ganz groß. Ich bin ja im Bonner Nightfever-Team und das erste Nightfever war damals tatsächlich auch in Bonn, in St. Remigius, das ist eine kleine Innenstadt-Kirche von der Uni. Da gibt es am 25.10. ein großes Nightfever-Spezial, wo der Abend noch viel länger gehen wird als sonst. Wir laden viele Leute von damals, vom Weltjugendtag ein. Einer der Gründer, Andreas Süß, wird vorbeikommen. Wir haben Kardinal Woelki angefragt, ob er mit uns Messe feiert, da warten wir gerade noch auf eine Rückmeldung.
Es wird einen bunten Abend mit vielen Gästen geben und hoffentlich auch besonders vielen Leuten von der Straße. Wir haben kleine Aktionen geplant und wollen es einfach feiern, dass es schon so lange Nightfever gibt und die Initiative mittlerweile in der ganzen Welt vertreten ist.
Das Interview führte Tobias Fricke.