EU-Abgeordneter fordert im domrado verstärkten Kampf gegen illegalen Markt

Das Problem Organhandel

Die Europäische Union hat angekündigt, das Problem des illegalen Organhandels bekämpfen zu wollen. Wie, erklärt im domradio Dr. Peter Liese, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bioethik im EU-Parlament.

 (DR)

In einem Initiativbericht forderten die Angeordneten des Europaparlaments unter anderem die Einführung eines europäischen Spenderausweises und bessere Informationskampagnen. Außerdem müssten mehr Möglichkeiten geschaffen werden, rechtliche Vertreter über die Organentnahme bei Verstorbenen entscheiden zu lassen, so die Abgeordneten.
Zudem wurde die Forderung nach einer besseren Zusammenarbeit der EU-Staaten, um den Mangel an Spenderorganen zu bekämpfen, laut.

Organspende nur "uneigennützig und freiwillig"
"Die Zahl der gespendeten Organe liegt in Deutschland nur etwa halb so hoch wie etwa in Spanien", betonte der CDU-Abgeordnete Peter Liese.
Allerdings dürfe es keine besonderen finanziellen Anreize für die Organspende geben, so das Parlament. Diese müsse "uneigennützig und freiwillig" erfolgen, der Spender dürfe nur eine Aufwandsentschädigung erhalten. Insbesondere die europäischen Kirchen hatten ein solches Bekenntnis zur Nicht-Kommerzialisierung gefordert. Auch der illegale Organhandel und der "Transplantationstourismus" müsse in diesem Kontext entschieden bekämpft werden, betonte das Parlament. Er untergrabe die Glaubwürdigkeit des Spendersystems.

Die höchsten Organspende-Ziffern gebe es innerhalb Deutschlands in Regionen wie Mecklenburg- Vorpommern, die über Transplantationsbeauftragte in den Krankenhäusern verfügten. "Das ist meiner Meinung nach der Schlüssel dazu, mehr Spenden zu bekommen", erklärt Liese. "Der vom Parlament beschlossene europäische Organspendeausweis wird aus meiner Sicht allein nicht sehr viel bringen, da wir in den Mitgliedsstaaten eine unterschiedliche gesetzliche Lage haben."

Mehr Sicherheit vor Organhandel
Die Europaabgeordneten appellieren an EU-Kommission und Ministerrat, Leitlinien zum Schutz der Spender vor Organhandel auszuarbeiten.
Berufstätigen im Gesundheitswesen solle beispielsweise verboten werden, sich an Organ- und Gewebehandel zu beteiligen. Zudem dürften Krankenversicherungen im Fall illegaler Transplantationen nicht die Kosten übernehmen. Das Parlament ruft die europäische Polizeibehörde Europol auf, die Überwachung bei Fällen von Organhandel zu verbessern.

"Es gibt beispielsweise in Bulgarien und Rumänien Menschen, die durch hohe Geldbeträge zu Lebzeiten gezwungen werden, Organe zu spenden", erklärt Liese. "Diese Menschen werden vernachlässigt, wenn es zu medizinischen Komplikationen kommt. Und das ist mit unseren Prinzipien nicht zu vereinbaren."

Das "größere Problem" im Rahmen des Organhandels sei aber die Tatsache, dass Europäer außerhalb der EU Organe kauften. "Man kann hier nicht einfach sagen, das uns das nichts angeht, weil es außerhalb der EU passiert", sagt Liese. "Wenn es bei diesen Spendern zu schweren Komplikationen kommt, müssen wir auch dagegen vorgehen." In diesen Fällen habe man "noch nicht genau genug hingesehen", so Liese.