Serbisch-orthodoxer Diakon feiert Weihnachten am 6. Januar

"Etwas Einmaliges und Besonderes"

Auch am 6. Januar ist Weihnachten, zumindest für große Teile der orthodoxen Kirchen. Nach deren Rechnung fällt der Heilige Abend auf den 6. Januar des Gregorianischen Kalenders.

Im Innern einer serbisch-orthodoxen Kirche / © Tijana photography (shutterstock)
Im Innern einer serbisch-orthodoxen Kirche / © Tijana photography ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie sind für die festliche Messe heute extra nach Berlin gefahren, um mit dem Bischof heute die Liturgie zu zelebrieren. Machen Sie das jedes Jahr oder ist das etwas Besonderes? 

Dejan Ristic (Diakon der serbisch-orthodoxen Kirche in München): Das ist dieses Jahr etwas Besonderes. Der Bischof feiert Weihnachten jedes Jahr in einer anderen Gemeinde, um möglichst überall mal gefeiert zu haben. Seit letztem Jahr haben wir sogar zwei Bischöfe, einen Vikarbischof und den Weihbischof, plus zwei Diakone. In diesem Jahr hat es mich getroffen. Deswegen bin ich aus München nach Berlin gereist, um dem Bischof heute und morgen bei der Liturgie zu helfen. 

DOMRADIO.DE: Was gehört für Sie zu ihrem Weihnachten dazu? 

Ristic: Da fällt mir gleich die familiäre Atmosphäre ein. Gleich nach dem Gottesdienst an Heiligabend gibt es gemeinsames Abendessen. Die Feststimmung steigt aber schon vorher mit dem Gottesdienst und den Liedern und Hymnen, die wir singen. So wird Weihnachten dann schon voll präsent und die Vorfreude auf den eigentlichen Weihnachtstag, den 7. Januar, steigt dann immer mehr und mehr. Das schöne ist einfach dieses gemeinschaftliche Gefühl beim Essen, die Freude und die Musik. In diesem Jahr eben wieder alles, so weit es mit den Corona-Maßnahmen geht. 

DOMRADIO.DE: Eine Besonderheit der serbisch-orthodoxen Kirche ist die des Weihnachtsbaumes. Anstatt eines Tannenbaumes wird in der serbisch-orthodoxen Kirche eine Eiche geschmückt. Badnjak wird dieser Baum genannt. Was hat es damit auf sich und welche Rolle spielt er? 

Ristic: Ja richtig, das ist etwas Einmaliges und Besonderes. Wir haben eben keinen grünen Tannenbaum, sondern eine junge ausgetrocknete Eiche. Der Baum wird natürlich trotzdem feierlich geschmückt mit Kugeln, Lichtern und allem, was man auch von der Tanne kennt. Das sieht dann auf jeden Fall anders aus. Dennoch hat der Badnjak eine wichtige Rolle. Nach dem Gottesdienst vom Heiligen Abend wird der Eichenbaum aus der Kirche getragen und draußen tatsächlich angezündet. Alle Gläubigen, die sich dort versammelt haben, stehen dann um dieses Feuer herum, singen weihnachtliche Lieder und genießen diese warme weihnachtliche Atmosphäre. 

DOMRADIO.DE: Und jeder Besucher der Messe bekommt einen mit Stroh geschmückten Eichenast mit nach Hause. Warum ist das so? 

Ristic: Ja, das hat aber eher logistische und praktische Gründe. Zum einen, damit nicht jeder an den großen Baum greift, um sich einen Ast abzusägen. Zum anderen leben wir in Deutschland in der Diaspora und mehrheitlich in großen Städten. Da kann nicht jeder schnell in den Wald fahren und sich einen Eichenbaum fällen und nach Hause nehmen. Deswegen machen wir es so, dass wir den Gläubigen einen kleinen Ast des Badnjak mit ein bisschen Stroh für zu Hause mitgeben. So kann man sich den Segen aus der Kirche mit nach Hause nehmen und hat wenigstens einen kleinen Badnjak-Ast zur Weihnachtszeit zu Hause. 

DOMRADIO.DE: In der orthodoxen Tradition wird 40 Tage vor Weihnachten gefastet, um sich auf das Fest vorzubereiten. Haben Sie auch gefastet und wie endet das? 

Ristic: Ja, auch ich habe genau 40 Tage gefastet. Das haben wir aus der neutestamentlichen Tradition und gefastet wird bis zum Kommunionempfang am Weihnachtstag, also dem 7. Januar. Sofort nach der Liturgie geht man mit der Familie nach Hause und beginnt das Fastenbrechen mit einem gemeinsamen Essen, sei es Frühstück, Mittagessen oder was auch immer. Der Küche der Balkanländer fehlt es keinesfalls an Fleisch, Käse oder sonstigen herzhaften Gerichten. Da wird sehr direkt das Fasten gebrochen und einem kein leichter Einstieg gemacht, sondern man geht gleich aufs Ganze. 

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR