Erzbistum Köln will katholische Kitas durch Strukturreform entlasten

Neuer Träger ab August 2025

Knappe Kassen, fehlende Betreuungsplätze und nicht genug Erzieher. Die Kita-Krise spitzt sich weiter zu. Das Erzbistum Köln hat nun reagiert und für katholische Kitas eine neue Trägerstruktur gegründet. Was bringt die Strukturreform?

Autor/in:
Elena Hong
Spielzeug in einem Kindergarten  / © PhotoMavenStock (shutterstock)
Spielzeug in einem Kindergarten / © PhotoMavenStock ( shutterstock )

Sandra Boes verbringt jeden Tag drei Stunden im Büro nur mit Verwaltung. Als Leiterin des Montessori Kinderhauses St. Elisabeth in Solingen ist sie neben der pädagogischen Arbeit auch zuständig für Finanzen und Personal. Ab dem 1. August soll das besser werden. Mit Katholino, dem neu gegründeten Kita-Träger des Erzbistums Köln, sollen Abrechnungen direkt an den Träger gehen, Arbeitszeiten und Urlaubsanträge nur noch digital erfasst und Einkäufe online über ein Portal erledigt werden. 

Kitaleiterin Sandra Boes und dem Regionalleiter Mischa Döring. / © Elena Hong (DR)
Kitaleiterin Sandra Boes und dem Regionalleiter Mischa Döring. / © Elena Hong ( DR )

Sandra Boes hofft, dass durch die Zentralisierung der Fokus wieder stärker auf die Betreuung der Kinder rückt: "Der bisherige Verwaltungsaufwand ist erheblich. Da fällt die Pädagogik hinten runter. Ich denke, dass die Prozesse und die Kommunikation einfacher werden", sagt sie mit einem Lächeln und verweist auf die neue Technik auf ihrem Schreibtisch: ein großer Bildschirm, ein neuer Laptop und ein Tablet. Digitale Tools sollen die Abläufe künftig vereinheitlichen und modernisieren. Zudem soll ein Springerpool kurzfristige Vertretungen ermöglichen und Personallöcher stopfen. "Es ist natürlich wünschenswert, jemanden in petto zu haben, den man anrufen kann: Hör mal am Dienstag bin ich unterbesetzt. Ich brauche jemanden. Aber zaubern kann auch Katholino nicht. Und Fachkräfte brauchen wir alle."

Unsicherheiten und Ängste

Nicht überall sieht man der Umstellung zuversichtlich entgegen. Eine neue Trägerstruktur bringt Veränderung. Veränderung bedeutet Anstrengung und gerade zu Beginn einen organisatorischen Mehraufwand – und das mitten in den Sommerferien. Wegen der großflächigen IT-Umstellung müssen Mitarbeitende geschult werden. Verträge werden gekündigt und neu aufgesetzt. Geht alles rechtzeitig über die Bühne? Ändern sich auch Dinge, die bislang gut liefen? Auch die Kirchenvorstände und Gemeindeverbände haben Fragen: Wem gehören die Gebäude, wenn die Trägerschaft wechselt? Bleibt die pfarrliche Anbindung erhalten oder verlieren die Einrichtungen an katholischem Profil? 

Ein Kind und seine Mutter gehen zum Eingang einer Kita / © Annette Riedl (dpa)
Ein Kind und seine Mutter gehen zum Eingang einer Kita / © Annette Riedl ( dpa )

Katholino-Regionalleiter Mischa Döring, der im Vorfeld mit anderen Kollegen Einrichtungen im Erzbistum besucht hat, kann diese Sorgen nachvollziehen: "Ein Trägerwechsel ist ein emotionales Thema, weil es in den Gemeinden zahlreiche ehrenamtlich engagierte Menschen gibt, die in den letzten Jahren viel Herzblut in die Kitas gesteckt haben. Das aus den Händen zu geben, fällt nicht leicht." Doch Katholino-Geschäftsführerin Agnes Busch versichert: Die Kitas sollen weiterhin in die Gemeinden eingebunden bleiben, auch wenn diese ihre Trägerschaft abgeben. Das werde etwa durch den "Rat der Kindertageseinrichtungen" gewährleistet. Leitende Pfarrer sollen wie bisher bei der Auswahl der Kita-Leitungen beteiligt und die religionspädagogische Arbeit gestärkt werden, unter anderem durch sechs festgelegte Gottesdienste pro Jahr. Das entlaste auch die Kirchengemeinden vor Ort.

35 Kitas wechseln zum 1. August

Im März dieses Jahres haben die ersten sechs Kindertagesstätten im Kölner Süden an der Pilotphase teilgenommen. Zum 1. August sind nun 35 weitere Kitas zu Katholino gewechselt – von insgesamt mehr als 530 im Erzbistum Köln. Ein zaghafter Anfang. Zum 1. Januar 2026 sollen 80 dazukommen. Noch bis zum Jahr 2027 können sich die Kirchenvorstände für einen Wechsel entscheiden. 

Eine Kita / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Eine Kita / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Zwar ist die Umstellung auf Katholino freiwillig, de facto aber haben viele Einrichtung kaum eine Wahl. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen. Besonders kleinere Kitas sind wirtschaftlich nicht rentabel. Wegen sinkender Kirchensteuereinnahmen müssen im Erzbistum Köln bis 2030 insgesamt 100 Millionen Euro eingespart werden. 

Auch andere Bistümer reformieren Strukturen

Ohne Maßnahmen müssten laut Schätzungen des Erzbistums rund 50 Kindertageseinrichtungen dicht machen. Das entspricht ungefähr zehn Prozent der Kitas mit ca. 3.200 Kindern und 850 Mitarbeitenden. Die angestrebte Neustrukturierung soll dieses Szenario verhindern, mit Hilfe des Partners Fröbel. Den Kirchengemeinden und Kitas sollen dabei keine Kosten entstehen. 

Auch andere Bistümer sind bereits dabei, die Verwaltungen der Kitas zentral auf Bistumsebene zu regeln. Die gute Nachricht: Für Mitarbeiter, Eltern und Kinder ändert sich nichts. Ob Kita-Leitungen wie Sandra Boes in Zukunft aber wirklich weniger Zeit für die Verwaltungsaufgaben brauchen, bleibt abzuwarten.

Quelle:
DR

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