Erzbistum Köln ringt um Wortgottesfeiern am Sonntag

Ohne das Wort Gottes keine Sakramente

Ist das Wort Gottes in der Liturgie wichtig? Kommunion in einer Wortgottesfeier? Wann gibt´s die Eucharistie? Fragen, in denen in Köln bald Lektoren geschult werden. Denn das wird immer wichtiger, glaubt Alexander Saberschinsky.

Schulgottesdienst: Ein Teilnehmer leuchtet mit einer Opferkerze auf das Liedblatt bei einem Wortgottesdienst / © Harald Oppitz (KNA)
Schulgottesdienst: Ein Teilnehmer leuchtet mit einer Opferkerze auf das Liedblatt bei einem Wortgottesdienst / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist denn das Wort Gottes in der Liturgie?

Prof. Dr. Alexander Saberschinsky (Liturgiereferent im Erzbistum Köln): Sehr wichtig. Gänzlich unverzichtbar. Es ist so zentral in der Liturgie, dass es ohne das Wort Gottes nicht einmal Sakramente geben würde. Augustinus hat eine schöne Redewendung geprägt. Er spricht von den Sakramenten, als sichtbar gewordenes Wort Gottes. Es stellt die Zusage Gottes an die Feiernden dar. Es geht also nicht um Informationen aus der Bibel, sondern darum, dass Gott sich selber mitteilen möchte. Darauf beruht natürlich die gesamte Liturgie und das, was wir feiern.

Prof. Alexander Saberschinsky / © Tomasetti (DR)
Prof. Alexander Saberschinsky / © Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Wie wird der Diözesantag für Lektorinnen und Lektoren am 16. September gestaltet sein?

Saberschinsky: Er ist zweigeteilt. Am Vormittag gibt es zwei Impulsvorträge, einen darf ich übernehmen und einen anderen meine Kollegin Kristell Köhler. Wir arbeiten zusammen und nachmittags wird das Ganze in Workshops vertieft.

Wir werden uns anschauen, wie diese vielen Lesungen eigentlich zusammenhängen. Ob sie beliebig zusammengewürfelt sind, oder ob es da einen besonderen Zusammenhang gibt. Dieser Spur werden wir nachgehen, in der Hoffnung, dass das nicht nur eine Fortbildung ist, damit die Menschen besser lesen, sondern dass sich auch bei den Teilnehmern das Verständnis dafür vertieft. Und dass sie dadurch auch intensiver mitfeiern können.

DOMRADIO.DE: Können Sie in wenigen Sätzen erklären, wie die Wortlesungen zusammenhängen?

Prof. Dr. Alexander Saberschinsky

"Fast alle Lesungen sind aufeinander bezogen. Und das wird leider nicht immer so deutlich."

Saberschinsky: Fast alle Lesungen sind aufeinander bezogen. Und das wird leider nicht immer so deutlich. Gerade dann, wenn ein Teil ausgelassen wird. So ist zum Beispiel die alttestamentliche Lesung immer, jeden Sonntag, auf das Evangelium abgestimmt. Ich kann das Verständnis dafür bekommen, wie das zusammenhängt und welche Rolle der Antwortpsalm spielt. Der kommt ja in vielen Gemeinden nicht vor und wird durch einen sogenannten Gesang ersetzt.

DOMRADIO.DE: Neben der Heiligen Messe finden in vielen Gemeinden inzwischen auch Wortgottesfeiern statt. Gibt es in diesen auch einen Kommunionempfang?

Saberschinsky: Ja und nein. Mal so, mal so. Die Frage ist: Wann macht man das und wann ist es sinnvoll? Eigentlich gehört in die Wortgottesfeier kein Kommunionempfang. Die Idee hinter einer solche Feier ist, dass wir von Gott angesprochen werden, in einer persönlichen Ansprache. Daraufhin bedarf es natürlich einer Antwort der Gläubigen. Als Gebet oder als Gesang zum Beispiel. Und das sind die zwei Hauptteile einer Wortgottesfeier. Wir werden angesprochen, wir reagieren darauf. Damit ist die Feier eigentlich schon komplett. Und der Kommunionempfang ist rein theoretisch, theologisch betrachtet, dann nur noch ein angeklebtes Element.

Der Kommunionempfang ergibt auch deswegen nicht so richtig Sinn, weil er den Zusammenhang einer Messfeier auseinanderreißt. Da ist ja die Idee, dass wir unser Leben in Form von Brot und Wein vor Gott bringen, damit er es verwandle, darum bitten wir im Hochgebet, damit wir selber ein Teil der Communio und verwandelt werden, wenn wir diese gewandelten Gaben zurückempfangen. Und diesen Sinnzusammenhang, den reiße ich natürlich auseinander, wenn ich nur den isolierten Kommunionempfang nehme und ihn hinter einen anderen Gottesdienst montiere.

DOMRADIO.DE: Es gibt aber noch ein Aber.

Prof. Dr. Alexander Saberschinsky

"Es ist nicht einmal erlaubt, Gläubigen die Kommunion zu verweigern."

Saberschinsky: Der Kommunionempfang ergibt dann Sinn, wenn die Menschen darum bitten. Es ist nicht einmal erlaubt, Gläubigen die Kommunion zu verweigern, wenn sie darum bitten. Und das kann man ja auch verstehen. Wir haben seit Jahrhunderten diese Tradition, dass die Eucharistie das zentrale Ereignis eines Gottesdienstes ist. Und so haben die Menschen natürlich auch das Bedürfnis die Kommunion zu empfangen. Ich würde die Herausforderung darin sehen, auch ein Bewusstsein für die Bedeutung des Wortes Gottes zu entwickeln. Dann muss man die Kommunion vielleicht auch nicht mehr wochentags in der Wortgottesfeier empfangen.

DOMRADIO.DE: Im Erzbistum Köln wird gerade diskutiert, ob es diese Gottesdienste nur werktags geben darf, oder auch sonntags. Wie sehen Sie das?

Saberschinsky: Der Sonntag ist, von der Tradition her, der Herrentag, den man begeht mit dem Herrenmahl in der Eucharistiefeier. Deshalb sollte sie am Sonntag als der zentrale Gottesdienst gefeiert werden, wo wir uns alle von Christus zusammenrufen lassen, um an ihm, in Gestalt von Brot und Wein, Anteil zu erhalten.

Auch im Erzbistum Köln wird es immer schwieriger, überall sonntags die Eucharistie zu feiern. Und dann kommen zwei pastorale Prinzipien in den Widerstreit. Wir leben aus der Eucharistiefeier als Kirche, aber was mache ich denn, wenn das vor Ort nicht mehr möglich ist? Das kirchliche Leben vor Ort hat ja auch seinen Eigenwert. Die Gläubigen bilden ja die Kirche, und da kann ich nicht einfach sagen, dass sie für die Eucharistiefeier bitte woanders hingehen sollen.

Prof. Dr. Alexander Saberschinsky

"Wie das dann vor Ort funktioniert, würden wir am liebsten mit den Menschen in den Gemeinden entwickeln und nicht von oben herab, per Dekret, einfach vorgeben."

Und wie bringe ich diese zwei Prinzipien jetzt in Einklang? Das ist total schwer. Aber deswegen denken wir überhaupt über Wortgottesfeiern am Sonntag nach. Und das große Anliegen wäre uns, wenn das kommt - und das zeichnet sich ab - darüber nachzudenken, wie das funktionieren kann. Wir denken im Diözesanpastoralrat darüber nach, im Priesteramt wird darüber nachgedacht, Erzbischof Woelki hat das Thema aufgerufen und gesagt, dass wir darüber nachdenken müssen.

Wir fragen uns, wie die Menschen, die eine Wortgottesfeiern feiern, trotzdem Teil dieser größeren Eucharistischen Gemeinschaft sein können und nicht einfach ein Parallelprogramm fahren. Wie das dann vor Ort funktioniert, würden wir am liebsten mit den Menschen in den Gemeinden entwickeln und nicht von oben herab, per Dekret, einfach vorgeben.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Zum Diözesantag 2023 für Lektorinnen und Lektoren und Wortgottesfeier-Leiter/innen am 16. September kann man sich hier anmelden.

Abendmahl und Eucharistie

Mit Abendmahls- und Eucharistiefeiern gedenken Christen des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern vor seiner Verhaftung und Kreuzigung. Das theologische Verständnis des Gottesdienstes unterscheidet sich zwischen den christlichen Konfessionen stark.

Symbolbild Eucharistie / © Zolnierek (shutterstock)
Quelle:
DR