DOMRADIO.DE: Wie setzt das Erzbistum konkret auf Nachhaltigkeit und CO₂-Reduktion in seinen Einrichtungen?
Dr. Christian Weingarten (Umweltbeauftragter und Leiter des Fachbereichs Schöpfungsverantwortung im Erzbistum Köln): Ein großer Schwerpunkt liegt bei unseren Gebäuden – einfach, weil wir so viele davon haben. Einige davon sind groß und komplex, wie Schulen oder Tagungshäuser. Dort, wo viele Menschen zusammenkommen, entstehen auch viele CO₂-Emissionen. Deshalb schauen wir genau hin, wie wir Emissionen senken können. Etwa durch den Umstieg von alten Öl- und Gasheizungen auf nicht-fossile Heizsysteme, zum Beispiel Wärmepumpen.
Zweitens reduzieren wir den Energieverbrauch, wo es geht und prüfen, wo wir Photovoltaikanlagen auf unseren Dächern installieren können, um selbst grünen Strom zu erzeugen.
DOMRADIO.DE: Wie reagieren Gemeinden und Mitarbeitende auf diese Klimaschutzinitiativen?
Weingarten: Ganz unterschiedlich. Auch Kirche ist ein Querschnitt der Gesellschaft. Es gibt sehr engagierte Menschen, die selbst mit Ideen auf uns zukommen und voller Motivation sind, etwas umzusetzen. Die unterstützen wir dann gezielt.
Aber es gibt auch Gemeinden, die bisher noch nicht aktiv geworden sind. Da überlegen wir, wie wir sie motivieren können. Denn Schöpfungsverantwortung ist ein grundlegender Teil unseres christlichen Glaubens und Handelns. Auch das gehört zu unserer Arbeit. Manchmal ist es herausfordernd, aber notwendig.
DOMRADIO.DE: Wie kann die Kirche in Zukunft noch stärker zum gesellschaftlichen Wandel beitragen?
Weingarten: Ich glaube, wir haben als Kirche den Vorteil, dass wir noch immer sichtbar sind. In fast jeder Gemeinde stehen eine große Kirche, ein Pfarrzentrum, oft auch eine Kindertagesstätte. Wenn dort Photovoltaikanlagen installiert sind, dann wird das wahrgenommen. Es zeigt, dass auch die Kirche mitmacht, und das regt Gespräche an. Vielleicht kommt dann jemand ins Denken, dass wenn selbst die Kirche das macht, er auch mal etwas machen kann.
Wir haben als Kirche also eine Wirkung als Multiplikator, wenn wir glaubwürdig sind. Das heißt, dass wir nicht nur das tun sollten, was wirtschaftlich sinnvoll ist, sondern auch dort Veränderungen anstoßen, die das eigene Verhalten hinterfragen. Auch wenn das schwerfällt. Wenn wir authentisch handeln, können wir als Kirche ein Vorbild sein.
DOMRADIO.DE: Gab es auf diesem Weg auch besondere Widerstände?
Weingarten: Definitiv. Ein Beispiel ist das Thema Kirchenheizung. Wir haben vielerorts noch sogenannte Luftheizungen. Das bedeutet, dass dieser riesige Raum mit hohem Energieverbrauch beheizt wird. Deshalb stellen wir die Frage: Gibt es Alternativen? Zum Beispiel Sitzheizungen, also Wärme dort, wo die Menschen wirklich sitzen.
Das ist ein anderes Gefühl. Man kommt in eine kühlere Kirche, aber sitzt warm. Solche Veränderungen lösen viele Emotionen aus. Manche sagen, dass das gar nicht geht. Aber wenn wir mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen und erklären, welche Auswirkungen das auch für Umwelt und Gesundheit hat, dann verändert sich etwas. Wir erleben, dass sich viele Widerstände in der Kirche durch Kommunikation und Gespräche auflösen lassen.
Das Interview führte Annika Weiler.