Erzbistum Hamburg im Dialog wegen der katholischen Schulen

Alternativ-Konzepte gesucht

Die eine Initiative plant Demos in der City, die andere möchte gleich alle 21 katholischen Schulen in der Stadt übernehmen. Das Erzbistum Hamburg will sich aber nicht treiben lassen. Nun ist der Ausschuss ins Bischofshaus eingeladen.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
Schulkinder / © David-Wolfgang Ebener (dpa)
Schulkinder / © David-Wolfgang Ebener ( dpa )

Der Streit um die Schließung von bis zu 8 der 21 katholischen Schulen in Hamburg geht längst über die Hansestadt hinaus. Die Politik in Form der Hamburger Bürgerschaft hat sich eingeschaltet. Prominente - auch von außerhalb - melden sich zu Wort und ergreifen Partei. Stärker aber noch ist der Protest von Hamburger Katholiken.

Eine Gruppe "Rettet 21" rund um einige Ehemalige aus den Schulen organisiert mit der Gesamtelternvertretung Demonstrationen. Zusammen haben sie gar einen Brief an Papst Franziskus geschrieben. Der Protest ist auch deshalb laut, weil Erzbischof Stefan Heße sich erst nicht einschaltete und seinem Generalvikar Ansgar Thim das Feld überließ. Im Erzbistum wurde das inzwischen als Fehler erkannt und bedauert.

Ausschau nach Alternativen

Auch weil drei der von Schließung bedrohten Schulen im sozial schwachen Hamburger Süden liegen, ist die Klage groß. Das passe nicht zum Auftrag der Kirche, für genau diese Klientel da zu sein. Der Tenor bei allen und allem: Trotz Schuldenkrise solle das Erzbistum die Schließungen zurücknehmen und zunächst nach Alternativen Ausschau halten.

Das Erzbistum hatte zuvor seine Finanzen und die Schulen durch Wirtschaftsprüfer durchleuchten lassen. Mit dem Ergebnis von derzeit 79 Millionen Euro Schulden, die bis 2021 ohne Gegenmaßnahmen auf bis zu 353 Millionen anwachsen könnten. Die Schließung der Schulen soll nur ein Anfang sein.

Eine Alternative scheint sich auf den ersten Blick mit der Initiative um den Hamburger Rechtsanwalt Christian Bernzen zu bieten. Sie trat bereits eine Woche nach der Ankündigung durch das Erzbistum an die Öffentlichkeit und präsentierte ein Genossenschaftsmodell. Danach sollen 10.000 Hamburger je 1.000 Euro kostende Anteile erwerben. Mit dem Geld, also mindestens 10 Millionen Euro, will die Initiative alle 21 katholischen Schulen vom Erzbistum übernehmen.

Größenwahn? Mitnichten - sagen die Organisatoren selbstbewusst und präsentieren mit der früheren Finanzchefin des Erzbistums, Claudia Leimkühler, eine Fachfrau. Die stellte im Schulausschuss der Bürgerschaft Näheres zu den Plänen vor. Danach will die sich gründende Genossenschaftsinitiative die Kapazitäten der 21 Schulen besser ausnutzen und dadurch mehr Schulgeld und mehr staatliche Finanzhilfe einnehmen. 2016 seien die Schulen von 9.139 Schülern besucht worden, obwohl tatsächlich bis zu 9.500 Schüler beschult werden könnten.

Doch schon da fangen die Fragen an: Wenn das so einfach ist, wieso hat die Schulabteilung des Erzbistums das nicht schon selbst gemacht? Unterdeckungen in einigen Jahrgängen kommen an allen Schulen vor. Welche Eltern lassen ihr Kind von einer staatlichen auf eine katholische Schule wechseln - zumal, wenn sie dann Schulgeld und/oder Genossenschaftsanteile zahlen müssen?

Jährliche Unterdeckung

Allein der laufende Betrieb der Schulen verursacht laut Erzbistum derzeit eine jährliche Unterdeckung von acht Millionen Euro, Tendenz steigend. Hinzu kämen die rund 65 Millionen Euro an Investitionen, um die Einrichtungen auf einen modernen Stand zu bringen. Wie will eine Genossenschaftsinitiative das Geld generieren? Zumal sie die verbeamteten Lehrer des Erzbistums nur ausleihen will und das riesige Problem der Pensionsrückstellungen damit noch nicht vom Tisch wäre.

Diese Fragen hätte das Erzbistum im Schulausschuss am Donnerstagabend stellen können. Aber es sagte seine Teilnahme am Mittag ab. Es will die Kontrolle über den Streit behalten und sich nicht von Politik und Initiativen treiben lassen. Das Erzbistum sei die einzige Institution, die ein tragfähiges Konzept zum Erhalt von mindestens 13 Schulen habe. Erst wolle man mit der Schulbehörde allein sprechen - ohne weitere Teilnehmer, hieß es zur Begründung. Auch habe die Kirche "befremdet", dass SPD und Grüne sie "ermahnt" habe, "vernünftige" Lösungen zu suchen.

Erzbischof Heße hat den Ausschuss jetzt ins Bischofshaus eingeladen. Auch der Genossenschaftsinitiative gegenüber zeigt man sich aufgeschlossen. Sie soll nach eigenen Angaben am 24. Februar ihre Argumente dem Erzbischof darlegen können. Im Sommer beginnen neue Schuljahrgänge. Bis dahin sollte eine Lösung gefunden sein.


Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA