Erzbistum Freiburg weist Vorwürfe gegen Erzbischof Zollitsch zurück

"Konsequent und umgehend gehandelt"

Der mit Spannung erwartete Brief aus Rom ist veröffentlicht - in Deutschland geht die Debatte derweil weiter: Das Erzbistum Freiburg verteidigt Erzbischof Zollitsch gegen Vertuschungsvorwürfe, die Bundesjustizministerin wiederholt ihre Forderungen.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Das Erzbistum Freiburg hat Vertuschungsvorwürfe gegen Erzbischof Robert Zollitsch im Zusammenhang mit Fällen sexuellen Missbrauchs zurückgewiesen. Die Anschuldigungen seien mit Blick auf die Fakten haltlos, sagte Sprecher Robert Eberle am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Zuvor hatte unter anderem das ARD-Politmagazin "Report Mainz" in einer Mitteilung über den Fall eines Priesters berichtet, der 1995 nach Missbrauchsvorwürfen Suizid beging. Zollitsch soll demnach in seiner Zeit als Personalreferent im bischöflichen Ordinariat Freiburg den Missbrauchsverdacht gegen den Geistlichen "vertuscht und verdeckt" haben.

"Konsequent und umgehend gehandelt"
Eberle wies die Vorwürfe zurück. Das Gegenteil sei der Fall. Die Verantwortlichen des Erzbistums hätten konsequent und umgehend gehandelt. Auch der Freiburger Generalvikar Fridolin Keck wandte sich gegen den Vorwurf der Vertuschung gegen das Erzbistum. Wer dies suggeriere, nehme die Fakten nicht zur Kenntnis und surfe nur auf der "aktuellen Kirchen-Kritik-Trendwelle", teilte er mit.

Nach "Gerüchten über unsittlichen Kontakt zu Kindern" sei der betreffende Ortspfarrer von Oberharmersbach bei Offenburg 1991 in den Ruhestand versetzt worden, erklärte Keck. Diese Gerüchte hätten sich zunächst nicht erhärten lassen. Bei weiteren Recherchen des Erzbistums hätten sich dann jedoch 1995 insgesamt 17 Opfer gemeldet, so der Generalvikar.

Ministerin: Kirche muss rasch mit Justiz zusammenarbeiten
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat die katholische Kirche zu einer raschen und umfassenden Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden ermahnt. "Die Ankündigung der bayerischen Bischöfe, in Zukunft jeden Verdachtsfall der Staatsanwaltschaft zu melden, ist ein wichtiger Schritt", sagte sie im Interview des "Hamburger Abendblatts" am Samstag (20.03.2010). "Jetzt kommt es darauf an, dass diese Regelung schnell von allen Diözesen übernommen und angewendet wird."

Leutheusser-Schnarrenberger sagte weiter, dass sie sich bei dem geplanten Treffen mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nicht für ihre Kritik am Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch entschuldigen werde. "Wir treffen uns nicht, um Entschuldigungen auszusprechen", sagte sie der Zeitung. "Wir wollen herausfinden, wie den Opfern sexuellen Missbrauchs geholfen werden kann. Und was künftig präventiv besser laufen muss." Sie sei erleichtert, "dass die katholische Kirche die Probleme in der Vergangenheit immer deutlicher anspricht."

Kirche berät über Strategie im Kampf gegen Missbrauch
In der Schweiz hatte die zuständige Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz am Freitag über den weiteren Umgang mit Missbrauchsfällen in der Kirche beraten. Über die Sitzung der Expertenkommission "Sexuelle Übergriffe in der Pastoral" werde die Öffentlichkeit vorerst nicht informiert, erklärte ein Bischofskonferenz-Sprecher in Fribourg auf Anfrage. Die Kommission wird von dem Juristen Adrian von Kaenel geleitet. Ihr gehören insgesamt acht Mitglieder an, darunter Kirchenvertreter, Juristen und Therapeuten.

Medien hatten zuvor darüber berichtet, dass bei dem Treffen unter anderem die Frage erörtert werden sollte, wie Opfer zu einer Anzeige der Taten ermutigt werden können. Seit 2002 gibt es laut Angaben der Bischofskonferenz Meldestellen in allen schweizerischen Bistümern.

Unterdessen räumte das Bistum Basel Versäumnisse im Fall eines Zisterzienserpaters ein. Der 69-jährige trat am Montag vom Amt eines Pfarradministrators in der Diözese Chur zurück. Er soll sich in der österreichischen Abtei Mehrerau sowie im deutschen Birnau in den 1970er Jahren an mehreren Minderjährigen vergangen haben. Von 1971 bis 1987 war er als Seelsorger im Bistum Basel tätig. Wie das Bistum am Freitag in Solothurn mitteilte, wussten die Verantwortlichen, dass der Pater "die vorherigen Einsatzorte wegen unerlaubter sexueller Handlungen hatte verlassen müssen".

Dennoch habe die Bistumsleitung in Absprache mit den Ordensvorgesetzten dem Einsatz als Aushilfspriester und später als Pfarrhelfer unter Auflange zugestimmt. Auch wenn weder aus Basel selbst noch aus dem Bistum Chur weitere sexuelle Übergriffe bekanntgeworden seien, handele es sich aus heutiger Sicht um eine "unvertretbare Fehleinschätzung", hieß es in der Mitteilung.