Erzbischof Robert Zollitsch weist Vorwürfe zurück

"Es ging nie darum, etwas zu vertuschen"

Der Freiburger Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat sich gegen den Vorwurf der Vertuschung in einem Fall sexuellen Missbrauchs gewandt. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert Zollitschs Stellungnahme im Wortlaut.

 (DR)

"In den zurückliegenden Tagen sind die Missbrauchsfälle, die vor 20 und mehr Jahren in Oberharmersbach geschehen sind, neu bekanntgeworden. Damit werden Vorwürfe verbunden gegen das damalige Vorgehen des Erzbischöflichen Ordinariats, die sich auch gegen mich als den ehemaligen Personalreferenten richten.

Ich werde zunächst die damalige Sachlage skizzieren und danach eine persönliche Bewertung vornehmen.

Als uns im Jahre 1991 - ohne Benennung von Zeugen oder Betroffenen - allgemein gehaltene Vorwürfe gegen den Pfarrer bekanntwurden, hat der damalige Erzbischof sofort gehandelt, den Pfarrer in den Ruhestand versetzt und von ihm verlangt, den Ort zu verlassen.

Als sich schließlich später ein Zeuge mit konkreten Anschuldigungen meldete, haben wir den Beschuldigten damit konfrontiert und ihm klar gesagt, dass wir entschlossen sind die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Er entzog sich der Strafverfolgung, indem er sich das Leben nahm.

Im Auftrag von Erzbischof Saier ging der Dekan in die Gemeinde, informierte sie und bat im Namen der Erzdiözese um Entschuldigung und Verzeihung. Zugleich bot er an, dass sich Opfer im Sinne der Aufarbeitung, Heilung und Therapie an einen von ihm benannten Therapeuten wenden sollten. Im Lauf der nächsten Monate meldeten sich 17 Personen bei ihm. Einige von ihnen wurden längere Zeit therapeutisch behandelt und erhielten dazu finanzielle Unterstützung durch die Erzdiözese.

Wir waren damals erschüttert und betroffen über die Vorgänge, und ich bin es auch heute. Sowohl Erzbischof Saier wie auch Generalvikar Bechtold und ich waren darauf bedacht, jeweils entsprechend unserem Kenntnisstand zu handeln. Es ging uns nie darum etwas zu vertuschen.
Leider hat uns das lange Schweigen vor Ort an einem frühen Eingreifen gehindert.

Die Missbrauchsfälle in Oberharmersbach bedrücken mich bis heute persönlich, und ich entschuldige mich noch einmal im Namen der Erzdiözese bei den Opfern und bitte um Verzeihung.

Soweit ich Verantwortung trug und zu handeln hatte, geschah dies immer in enger Abstimmung mit dem Erzbischof und dem Generalvikar.
Ich nehme für die Bistumsleitung und mich in Anspruch, immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben.

Nach heutiger Erkenntnis und mit Blick auf meine Verantwortung als Erzbischof würde ich angesichts der Leitlinien, die die Deutsche Bischofskonferenz im Jahre 2002 verabschiedet hat, konsequenter und mit größerem Nachdruck nach Zeugen und Opfern suchen und suchen lassen. Wir haben alle aus den erschreckenden Fällen von Missbrauch gelernt.

Soweit überhaupt möglich, werde ich mich dafür einsetzen, dass sich die unsäglichen Vorgänge der Vergangenheit im Raum der Kirche nicht mehr wiederholen.

Robert Zollitsch, Erzbischof von Freiburg"