Erzbischof von Homs sieht Christen in Syrien weiter in Unsicherheit

Derzeit nicht verfolgt

Auch wenn die Christen in Syrien derzeit nicht direkt verfolgt würden, lebten sie sechs Monate nach dem Sturz von Machthaber Assad weiterhin in Unsicherheit, erklärte der Erzbischof von Homs. Wie gehen die Menschen damit um?

Messe in Homs / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Messe in Homs / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )
Pater Jacques Mourad, Erzbischof der syrisch-katholischen Kirche in Homs / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Pater Jacques Mourad, Erzbischof der syrisch-katholischen Kirche in Homs / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Christen würden in Syrien derzeit nicht verfolgt werden, dennoch sei die Kirche im Land vorsichtig. So die Einschätzung des Erzbischofs von Homs, Jacques Mourad, die das Hilfswerk "Kirche in Not" am Dienstag in München mitteilte. Gottesdienste oder Prozessionen könnten zwar ungehindert stattfinden, sagte der Erzbischof bei einer Online-Pressekonferenz des Hilfswerks. Die neue Regierung habe außerdem viele versöhnliche Gesten gegenüber den Christen und anderen religiösen Minderheiten gemacht.

Regional gebe es aber recht unterschiedliche Regelungen und niemand wolle sich das Missfallen der neuen Verantwortlichen zuziehen. Das wirke sich auch auf die kirchliche Arbeit aus: "Wir veranstalten im Sommer normalerweise Ferienlager an der syrischen Küste, Mädchen und Jungen gemeinsam. Dieses Jahr verzichten wir darauf, weil wir Angst vor der Reaktion der neuen Behörden in diesen Regionen haben."

Konfrontation mit rigidem Islam

Zudem wanderten Christen angesichts der unsicheren Lage weiterhin ab. Früher seien es vor allem junge Männer gewesen, die dem Militärdienst in der Assad-Dikatatur hätten entgehen wollen. Nun gingen vor allem junge Familien. "Sie wollen ihre Kinder nicht in einem Land aufwachsen lassen, in dem Islamisten die Straße kontrollieren."

Denn die Präsenz islamistischer Milizen auf den Straßen sei für viele Menschen beunruhigend, führte der Bischof aus. Die Mehrheit der syrischen Bevölkerung gehöre zwar der sunnitischen Strömung des Islam an, sehe die Entwicklung aber dennoch mit Skepsis: "Es gibt ein gesellschaftliches Unbehagen. Die Menschen sind niemals zuvor mit einer so rigiden Form des Islam konfrontiert worden." Zwar seien viele Syrer mit der neuen Regierung zufrieden, aber es herrsche trotzdem Angst: "Für die Islamisten gilt: Wenn ein Sunnit nicht auf ihrer Linie ist, wird er als Gotteslästerer betrachtet, und auf Blasphemie steht der Tod."

Christen in Syrien

Syrien gilt als Wiege des Christentums. Vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg waren laut Daten der Linzer "Initiative Christlicher Orient" etwa 7 Prozent der damals 21 Millionen Syrer christlich. Aktuelle Zahlen sind schwer zu ermitteln, auch weil mindestens 5,5 Millionen Syrerinnen und Syrer aus dem Land geflohen sind. Nach verschiedenen Schätzungen soll es noch maximal 500.000 Christen in Syrien geben. Rund drei Viertel der Syrer sind sunnitische Muslime, etwa 12 Prozent gehörten vor dem Krieg der Sekte der Alawiten an, darunter auch der nun gestürzte Assad-Clan. 

Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld (KNA)
Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld ( KNA )
Quelle:
KNA