Erzbischof drängt auf Umsetzung von Regeln gegen Missbrauch

"Pflicht, die erfüllt werden muss"

Der vatikanische Ermittler und Erzbischof von Malta, Charles Scicluna, fordert eine konsequente Umsetzung der von Papst Franziskus erlassenen Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch. Franziskus hatte die Vorgaben 2019 veröffentlicht.

Charles Jude Scicluna, Erzbischof von Malta / © Paul Haring (KNA)
Charles Jude Scicluna, Erzbischof von Malta / © Paul Haring ( KNA )

Es gebe bisher zwar keine weltweite Übersicht, ihm sei aber bekannt, dass zahlreiche Bistümer die päpstliche Vorgabe umgesetzt hätten, Anzeigebüros für Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche einzurichten.

"Die Schaffung eines Büros zur Anzeige in jeder Diözese ist eine unverhandelbare Pflicht, die erfüllt werden muss. Das hängt nicht vom persönlichen Willen des einzelnen Bischofs ab", betonte Scicluna in einem Interview mit der französischen Zeitung "La Croix" (Mittwoch).

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Pandemie habe den Prozess in den vergangenen zwei Jahren jedoch verlangsamt, so Scicluna. Deshalb müssten die päpstlichen Nuntiaturen nun Druck machen und auf die Umsetzung der päpstlichen Bestimmungen drängen.

Bei einigen Bischöfen fehle das Problembewusstsein. "Man darf nicht warten, bis man mit dem Missbrauchsproblem konfrontiert wird, bevor man ein Büro für die potenziellen Opfer einrichtet", sagte der Erzbischof. 

Nicht in alle Landessprachen übersetzt

Er räumte ein, dass das im Mai 2019 veröffentlichte Apostolische Schreiben "Vos estis lux mundi" (Ihr seid das Licht der Welt) oftmals nicht in die einzelnen Landessprachen übersetzt vorliege.

Papst Franziskus umgeben Bischöfen während des Anti-Missbrauchsgipfels / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus umgeben Bischöfen während des Anti-Missbrauchsgipfels / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Auch deshalb müssten die jeweiligen Papstbotschafter hier eine Vermittlerrolle einnehmen, um die vom Papst angeordneten Maßnahmen umzusetzen. In dem Motu proprio schreibt Franziskus unter anderem eine weltweite Meldepflicht von Missbrauchsfällen vor und regelt die Untersuchungen gegen vertuschende Bischöfe.

Scicluna ist neben seinem Amt als maltesischer Erzbischof seit 2018 beigeordneter Sekretär der römischen Glaubenskongregation und dort mit der Aufklärung von Fällen sexuellen Missbrauchs beauftragt.

Umgang mit Missbrauch: "Vos estis lux mundi"

Der veröffentlichte Erlass "Vos estis lux mundi" (Ihr seid das Licht der Welt) soll für einheitliche Verfahren sorgen. Die Einzelheiten:

Meldestellen: Jede Diözese muss bis Juni 2020 eine oder mehrere "leicht zugängliche" Meldestellen einrichten, denen Verdachtsfälle angezeigt werden können. 

Meldepflicht: Priester und Ordensleute sind künftig verpflichtet, Informationen über Verdachtsfälle vollständig und "unverzüglich" bei den zuständigen kirchlichen Stellen anzuzeigen. 

 (dpa)
Quelle:
KNA