Erzbischöfliche Schulen nehmen an Dreikönigswallfahrt teil

"Welcher Stern leitet mich?"

Zum ersten Mal feierten auch die zehnten Klassen der Erzbischöflichen Schulen die Dreikönigswallfahrt mit. Nach der ersten Statio, einer Eucharistiefeier, zogen die rund 3000 Jugendlichen in einer Sternwallfahrt zum Kölner Dom.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Regens Régamy Thillainathan bei seiner Katechese vor den rund 3000 Schülerinnen und Schülern / © Beatrice Tomasetti (DR)
Regens Régamy Thillainathan bei seiner Katechese vor den rund 3000 Schülerinnen und Schülern / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Überall auf dem Boden sitzen Jugendliche, die Bankreihen – selbst die in den hinteren Seitenschiffen – sind lange, bevor die Andacht mit Régamy Thillainathan, dem Regens des Erzbischöflichen Priesterseminars St. Albert, losgeht, schon besetzt. So viele junge Leute, im Schnitt 15 Jahre alt, füllen nicht oft Kölns Kathedrale bis auf den sprichwörtlich letzten Platz. Zu Fuß sind sie aus allen Richtungen der Stadt in den Dom geströmt, denn zunächst hatten sie sich mit ihren jeweiligen Schulseelsorgern oder anderen Geistlichen auf die romanischen Innenstadtkirchen verteilt, um dort die heilige Messe zu feiern. 

Zum Abschluss dieser Wallfahrt, die sie mit ihren Schulleitungen oder Religionslehrern auf Einladung des Erzbistums unternommen haben, soll es nun einen letzten geistlichen Impuls und eine Prozession unter dem Dreikönigenschrein hindurch geben. Doch zunächst stimmt eine Band des St. Suitbertus-Gymnasiums aus Düsseldorf-Kaiserswerth auf diesen Gottesdienst, den der Bereich Schule & Hochschule, die Schulpastoral und die Berufungspastoral gemeinsam vorbereitet haben, ein – auch um für Momente der Sammlung und des Stillwerdens zu sorgen. Da passt es, dass das erste Worship-Lied des Chores mit den Zeilen beginnt: "Waiting here for you…"

Domdechant Kleine erläutert Aktualität der Wallfahrt

Da, wo so viele junge Menschen zusammentreffen, geht es gemeinhin wie in einem Bienenschwarm zu. Und sich nun diesem spirituellen Angebot zu öffnen, einmal innezuhalten und den sonnendurchfluteten Raum in seiner Erhabenheit und Weite auf sich wirken zu lassen, ist noch lange nichts, was auf Knopfdruck geschieht. Doch spätestens als Domdechant Robert Kleine bei seiner Begrüßung die abenteuerliche Reise der Reliquien von Mailand nach Köln schildert und erzählt, dass die Baumeister des Mittelalters für den goldenen Schrein einen viel größeren darüber in Form dieses gotischen Gotteshauses und als Abbild des Himmels errichten wollten, wird es mucksmäuschenstill. Auch die Geschichte über die drei Weisen aus dem Morgenland kennen nur die wenigsten im Detail. Und der Domseelsorger weiß immer wieder neu damit zu begeistern. Schließlich sind die Heiligen Drei Könige das Herzstück dieser Kirche und Domdechant Kleine ist immer dann in seinem Element, wenn er seinen Zuhörern – egal welchen Alters – etwas von der Faszination, aber auch Aktualität dieser biblischen Erzählung aus dem Matthäus-Evangelium nahe bringen kann.

Domdechant Monsignore Robert Kleine berichtet von den Heiligen Drei Königen / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domdechant Monsignore Robert Kleine berichtet von den Heiligen Drei Königen / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Und so lauschen auch die Jugendlichen gebannt seinen Ausführungen, als er kurz die wichtigsten baugeschichtlichen Daten streift, aber vor allem über die Bedeutung spricht, die dieser kostbare Schatz selbst noch 2000 Jahre später für die Menschen hat, weil sich die Heiligen Drei Könige damals aufmachten, um den neugeborenen König zu suchen. Bis heute, so berichtet Kleine, machten sich die Menschen auf den Weg, um sich zu fragen, welcher Stern im Leben sie beim gemeinsamen Unterwegssein leite, und wie es gelingen könne, ihr eigentliches Ziel, Jesus Christus, zu finden, damit sich in dieser Begegnung Himmel und Erde berühren – so wie es das Wallfahrtsmotto in diesem Jahr beschreibt.

Katechese mit Regens Régamy Thillainathan

Doch dieses Motto sei nichts Romantisches, betont Régamy Thillainathan in seiner Katechese, sondern vielmehr – trotz manchen Scheiterns im Leben – die verlässliche Zusage Gottes an jeden Einzelnen: Du bist geliebt und geheilt. "Denn Gott sagt: Du bist meins, Du bist mein Kind und für mich etwas ganz Besonderes", so der Regens wörtlich. Er erzählt davon, dass er diese Erfahrung von der Berührung des Himmels mit der Erde selbst schon manches Mal gemacht habe und dass jeder, der Vergleichbares erlebe, sich den Herausforderungen des Lebens daraufhin umso mutiger entgegenstellen und sagen könne: Ich weiß, wer ich bin. Thillainathan schließt mit der Übersetzung des Songs "God, You’re so good", den der Chor gerade noch gesungen hat: "Du hältst mich auch dann, wenn alles um mich herum zerbricht. Gott, du bist so gut zu mir."

Regens Régamy Thillainathan / © Beatrice Tomasetti (DR)
Regens Régamy Thillainathan / © Beatrice Tomasetti ( DR )

In dieser Andacht sind die Schülerinnen und Schüler dazu aufgefordert, sich auf das zu besinnen, was ihnen im Leben Orientierung und Sinn gibt, den Stern in ihrem Leben zu identifizieren, der sie führt und leitet – wie die Heiligen Drei Könige damals. Sie sollen mit all dem vor Gott treten dürfen – so heißt es in dem Begleitheft zu der Wallfahrt – was sie im Herzen tragen: ihre Bitten und Hoffnungen, im Vertrauen, "dass ER uns begleitet".

Impulsfragen zu Gold Weihrauch und Myrrhe

Anschaulich machen sollen das drei Karten mit den Symbolen von Gold, Weihrauch und Myrrhe, den Gaben der Heiligen Drei Könige. Jeder kann darauf notieren, was er im eigenen Leben als besonders kostbar erlebt, für wen oder was er beten möchte und was noch der Heilung bedarf. Christine Haß, Referentin in der Berufungspastoral, und Daria Wirth, Referentin in der Schulpastoral, stellen dazu Impulsfragen, helfen aber auch bei möglichen Antworten, indem sie erklären: "Gold ist eines der kostbaren Geschenke, die die Heiligen Drei Könige mitbrachten. Es steht für das Wertvollste, das wir besitzen – nicht im materiellen Sinn, sondern in dem, was unser Herz berührt und uns im Leben trägt: Menschen, die dich lieben, Freundschaften, die dir gut tun, oder Erfahrungen, die dich geprägt haben."

Christine Haß und Daria Wirth stellen Impulsfragen zu Gold, Weihrauch und Myrrhe / © Beatrice Tomasetti (DR)
Christine Haß und Daria Wirth stellen Impulsfragen zu Gold, Weihrauch und Myrrhe / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Myrrhe, so erläutert Haß, sei ein heilendes Herz, stehe aber auch für Schmerz. Denn jeder Mensch trage Dinge mit sich, die noch nicht ganz heil seien: Zweifel, Unsicherheiten, Verletzungen, ungelöste Fragen. Die Aufforderung auf dieser Karte lautet: Schreib auf, was Dich beschäftigt oder was Du gerne ändern würdest! Außerdem steht da: Du darfst ehrlich sein – das ist kein Ort des Urteils, sondern ein Raum für Hoffnung. Alles, was Du hier notierst, darfst Du Gott bringen – in dem Vertrauen, dass Du geliebt und angenommen bist, so wie Du bist. Und auf der Karte mit dem Weihrauch-Symbol heißt es: "Weihrauch steigt auf – wie ein Gebet, das sich zum Himmel erhebt. Er erinnert daran, dass unsere Gedanken, Sorgen und Bitten bei Gott ankommen. Die Welt ist voller Ungerechtigkeit, Leid und Not – und Du hast die Möglichkeit, Deine zu erheben für andere."

Die beiden Referentinnen am Ambo erläutern, wie sie persönlich diese Impulse verstehen und was in ihrem Leben Gold, Weihrauch und Myrrhe sind. Sie sagen, dass sie auf das stärkere Wirken des Heiligen Geistes hoffen, dass neu anzufangen – auch mit Gott – immer wieder möglich ist und dass jeder bei Gott lassen kann, was ihm auf dem Herzen liegt. Diese Postkarten sollen zum Nachdenken anregen und einfühlsam die vielen im Dom versammelten jungen Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit ansprechen – in ihrer Sehnsucht nach Klarheit, auf der Suche nach Sinn und ihrem ganz individuellen Lebensweg.

Pater Davide Matteini

"Die Erfüllung meines Lebens liegt nicht in einer Idee, einem Projekt, einer Philosophie oder im Erfolg, sondern in einer lebendigen Person, die uns einlädt, ihr zu folgen."

In St. Maria im Kapitol, der romanischen Kirche in der Kasinostraße, hatte Pater Davide Matteini, Mitglied im Orden der Missionare des Heiligen Karl Borromäus und Schulseelsorger am Clara Fey-Gymnasium in Bad Godesberg, in seiner Predigt das Anliegen dieser Schülerwallfahrt aufgegriffen und zuvor ähnliche Fragen an seine jungen Zuhörerinnen und Zuhörer adressiert: "Welchen Weg gehe ich? Welche Wahrheit leitet mein Leben? Welches Leben wünsche ich mir wirklich? Welchem Stern folge ich?" Aber er hatte auch Antworten für die Jugendlichen: "Jesus zeigt uns nicht nur einen Weg: Er ist der Weg. Er gibt uns nicht nur eine Lehre: Er ist die Wahrheit. Er verspricht nicht nur etwas: Er ist das Leben selbst." Das sei die große Neuheit des Christentums: "Die Erfüllung meines Lebens liegt nicht in einer Idee, einem Projekt, einer Philosophie oder im Erfolg, sondern in einer lebendigen Person, die uns einlädt, ihr zu folgen."

Pater Davide Matteini feiert in St. Maria im Kapitol Eucharistie mit den Schülerinnen und Schülern / © Beatrice Tomasetti (DR)
Pater Davide Matteini feiert in St. Maria im Kapitol Eucharistie mit den Schülerinnen und Schülern / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Diese Nachfolge bedeute, endlich am Ziel anzukommen, aber sie koste auch etwas, will der Geistliche vermitteln: "Wir müssen etwas zurücklassen: unsere Bequemlichkeit, falsche Sicherheiten, die Masken, die wir tragen, um anerkannt zu werden, und die Angst, Fehler zu machen.“ Doch der Einsatz lohne sich. "Denn es geht um das wahre Leben – groß, hell, erfüllt und voller Sinn", so Pater Davide wörtlich. Deshalb sei es so wichtig, sich jeden Tag neu auf den Weg zu machen wie vor 2000 Jahren die ersten Menschen, die sich von der Verheißung hätten bewegen lassen, dem König der Könige zu begegnen und damit jenen Moment in der Geschichte zu erleben, wo sich mit der Menschwerdung Gottes Himmel und Erde berührt hätten, die Ewigkeit in die Zeit eingetreten sei.

Madleen, 15 Jahre

"Man kommt zur Ruhe und hat Gelegenheit, mal seinen eigenen Gedanken nachzugehen."

Für die musikalische Gestaltung der Andacht sorgt eine Band des Suitbertus-Gymnasiums, Kaiserswerth / © Beatrice Tomasetti (DR)
Für die musikalische Gestaltung der Andacht sorgt eine Band des Suitbertus-Gymnasiums, Kaiserswerth / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Was die jungen Leute von dieser Botschaft wirklich erreicht, bleibt ihr Geheimnis. Doch dass sie sich von der Andacht im Dom berühren lassen, sie die Worship-Musik anspricht, ist ihren Gesichtern deutlich anzusehen. Charlotte, Schülerin am Clara Fey-Gymnasium, hofft, sich die Reliquien einmal aus der Nähe anschauen zu können. Auf Athina von der Ursulinenschule in Hersel wirkt die unglaubliche Größe des Doms. Noch nie habe sie hier einen Gottesdienst mitgefeiert, erzählt sie sichtlich angetan. Banknachbarin Sunniva zeigt sich von den vielen bunten Fenstern beeindruckt, während Madleen vom St. Angela-Gymnasium in Wipperfürth sogar schon mal im Dom gedient hat. Die Atmosphäre sei immer wieder atemberaubend, meint sie, vor allem aber schwärmt sie von der großen Gemeinschaft an diesem Tag. "Cool, dass so viele heute hier sind!" Und es sei schön, einmal wieder im Dom zu sein. "Man kommt zur Ruhe und hat Gelegenheit, mal seinen eigenen Gedanken nachzugehen." Auch Jonas und Karl imponiert die große Menge an Gleichaltrigen. Aus Bayenthal, wo die beiden das Irmgardis-Gymnasium besuchen, sind sie in ihrer Klassengemeinschaft zu Fuß zum Dom gelaufen. 7000 Schritte seien das immerhin gewesen, sagen sie nicht ohne Stolz und freuen sich ebenfalls primär über den Gemeinschaftsaspekt dieser Aktion.

Rafael Bartsch

"Mitzugehen auf diesem Pilgerweg, sich als Teil einer jahrtausendealten Tradition zu erleben ist ein zusätzliches Angebot an unsere Schülerinnen und Schüler, Jesus Christus in ihrem Leben zu entdecken, und letztlich doch nur Ausdruck unseres Selbstverständnisses."

Der liegt auch den Verantwortlichen im Bereich Schule & Hochschule besonders am Herzen. "Mit der Dreikönigswallfahrt möchten wir Ermöglichungsräume schaffen, in denen sich unsere Schülerinnen und Schüler gemeinsam auf den Weg machen, gute Erfahrungen in lebendigen Gottesdiensten sammeln und den Fragen ihres Lebens und Glaubens nachgehen können. Die Dreikönigswallfahrt bietet dazu eine gute Gelegenheit und unterstreicht noch einmal mehr das besondere religiöse Profil unserer Schulen", erklärt Rafael Bartsch, Erzbischöflicher Schulrat und Mitorganisator der Domandacht. "Mitzugehen auf diesem Pilgerweg, sich als Teil einer jahrtausendealten Tradition zu erleben ist ein zusätzliches Angebot an unsere Schülerinnen und Schüler, Jesus Christus in ihrem Leben zu entdecken, und letztlich doch nur Ausdruck unseres Selbstverständnisses."

Und Thomas Pitsch, Bereichsleiter Schule & Hochschule, betont: "Erzbischöfliche Schulen sind Erfahrungsorte von Glauben. Dafür aber brauchen Jugendliche prägende Erlebnisse wie eine solche Wallfahrt, die sie sehr konkret mit Jesus Christus und dem Evangelium in Berührung bringt." Aus solchen Erfahrungen heraus würden sie lernen, ihr Leben zu gestalten und Verantwortung in der Welt zu übernehmen. "Die Herausforderungen sind groß, aber ich werde nicht aufgeben, immer wieder Gemeinschaftserlebnisse wie diese zu schaffen und Räume für religiöse Erfahrungen zu öffnen – in der Hoffnung, dass diese Saat eines Tages reiche Frucht bringt."

Quelle:
DR

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