Erzbischöfin in Lund zum Papstbesuch beim Reformationsgedenken

"Gemeinsame Freude über das Evangelium"

Es gehe nicht darum, Instutionen zu verschmelzen, sagt Erzbischöfin Antje Jackelén domradio.de zum Reformationsgedenken. "Es geht darum, dass wir uns alle gemeinsam zu Christus bekennen." Den Papst kennt sie schon. "Eine sehr positive Begegnung."  

Erzbischöfin von Lund, Antje Jackelén / © Stig-Ake Jonsson (dpa)
Erzbischöfin von Lund, Antje Jackelén / © Stig-Ake Jonsson ( dpa )

domradio.de: Der Papst hat gestern noch getwittert: "Ich bitte euch, für meine Reise nach Schweden zu beten, damit dies der Einheit aller Christen zuträglich sein mag." Es klingt nach dem Wunsch nach einer wiedervereinten Kirche. Oder wie sehen Sie das?

Antje Jackelén (Erzbischöfin von Schweden): Das klingt erstmal danach, dass wir da auch im Gebet vereint sind. Ich glaube, es sind viele, die dafür beten, dass dieser Tag ein gutes Signal ist, ein Signal der Hoffnung für die ganze Christenheit.

domradio.de: Also Sie gehen noch nicht so weit, dasser eine wiedervereinte Kirche möchte?

Erzbischöfin Jackelén: Also worum es geht, ist ja nicht irgendwie Institutionen zu verschmelzen und die eine Kirche zur anderen zu bekehren, sondern es geht darum, dass wir uns alle gemeinsam zu Christus bekennen. 

domradio.de: Was das Verhältnis zwischen Katholiken und Lutheranern in Schweden angeht, ist noch Luft nach oben, um es mal vorsichtig auszudrücken, oder?

Erzbischöfin Jackelén: Wir sind auf dem Weg. Ich meine, was heute passiert ist ja gut vorbereit. Dem sind fast 50 Jahre Dialog zwischen dem Vatikan und dem lutherischen Weltbund voraus gegangen. Wir haben ja 1999 schon die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre erarbeitet und vor 3 Jahren kam es eben zu dieser Schrift "Vom Konflikt zur Gemeinschaft".  Was da in dieser Schrift passiert, ist jetzt maßgeblich für heute. Also wir haben zum ersten Mal seit 500 Jahren eine gemeinsame Geschichtsschreibung.

Wir wissen, wo wir uns nicht mehr unterscheiden und uneinig sind. Wir wissen aber auch, wo es noch Unterschiede gibt. Wir drücken gemeinsam die Freude über das Evangelium aus. Aber auch den Schmerz über die Trennung. Wir wissen auch, was dieser Schmerz für Menschen bedeutet hat und noch bedeutet.  Wir sind ganz bewusst bereit uns gemeinsam zu verpflichten, von der Barmherzigkeit Gottes in der Welt zu zeugen. Das in Wort und Handlung zu tun und darum geht hier. 

domradio.de: Was sagen Sie denen, die sich darüber beschweren, dass der Papst heute den Protestanten die Show stiehlt?

Erzbischöfin Jackelén: Es gibt immer welche, die das Haar in der Suppe finden und dann vergessen, wie gut die Suppe eigentlich ist.

domradio.de:  Sie waren noch im vergangenen Jahr bei Papst Franziskus im Vatikan. Wie haben Sie ihn da erlebt?

Erzbischöfin Jackelén: Es war eine sehr positive Begegnung und ich hatte das Gefühl, dass wir uns gut verstehen. Das, was ich gesagt habe, dem hat er auch interessiert zugehört und das wohl auch geschätzt. Er hat gerade in den letzten Tagen in einem Interview gesagt, dass er eben die Begegnung mit der Erzbischöfin von Schweden geschätzt hätte und das ist gut. 

 Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR