Ergebnis des Referendums im Südsudan für Montag erwartet

Der Norden steht vor vielen Veränderungen

Am Montag könnte es endlich soweit sein. Dann will Professor Mohamed Ibrahim Khalil, Vorsitzender der Kommission für das Referendum im Südsudan, die Ergebnisse verkünden. Ein kleines bisschen Ungewissheit gibt es zwar noch: Wird es zu Einsprüchen kommen, dann zögert sich die Bekanntgabe noch um eine weitere Woche heraus.

Autor/in:
Katrin Gänsler
 (DR)

An dem Ergebnis wird jedoch niemand mehr in dem bislang größten afrikanischen Flächenstaat rütteln können. Allein im trennungswilligen Süden, wo rund vier Millionen Einwohner an die Wahlurne gebeten waren, stimmten 99,57 Prozent für die Loslösung, wie der Vorsitzende am Donnerstag bei einer Pressekonferenz verkündete. Zu einem ähnlichen Resultat kommen die Südsudanesen in der Diaspora, die sich ebenfalls am Referendum beteiligen konnten. Wesentlich skeptischer waren jedoch jene Südsudanesen, die nach wie vor im Norden leben. Von ihnen stimmte nur gut die Hälfte (57,65 Prozent) für die Abspaltung.



Dass der Norden so zögerlich ist, kann Beobachter nicht überraschen. Denn obwohl die Zentralregierung in der Hauptstadt Khartum verhasst ist, befürchten viele Menschen eine massive Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen. Möglich werden könnte das durch eine neue Verfassung, die die regierende National Congress Party (NCP) anstrebt. In dieser könnte es künftig Paragrafen geben, mit denen Präsident Omar Al-Baschir seit Monaten immer wieder gedroht hatte. Besonders gefürchtet ist die Ankündigung, das Land künftig in einen islamischen Staat umzuwandeln - die Einführung des islamischen Rechts und Arabisch als einziger offizieller Sprache inklusive.



Doch der Präsident will noch einen Schritt weiter gehen. Nach Informationen der Tageszeitung "Sudane Tribune" sollen ethnische Minderheiten künftig nicht mehr als solche anerkannt werden. Dabei sind es vor allem kleinere ethnische Gruppen, die sich schon seit Jahrzehnten von der Zentralregierung in Khartum massiv marginalisiert fühlen.



Und Darfur?

Bestes Beispiel ist die Region Darfur im Westen des Landes. Um die Region sorgt sich mittlerweile auch der Süden. Riek Machar, Vizepräsident des Südsudan, kündigte zwar an, dass der neue Staat künftig eine gute Beziehung zum Nordsudan pflegen wolle. Wird jedoch keine Lösung für die Region gefunden, könnte das Verhältnis von Anfang an belastet werden. Derzeit sind bereits 50.000 Menschen aus Darfur in den Südsudan gekommen. Doch, so Machar: "Selbst nach unserer Unabhängigkeit haben sie das Recht, sich für den Süden zu entscheiden."



Ein besonders schlechtes Bild gibt die nordsudanesische Regierung mittlerweile auch in der eigenen Hauptstadt Khartum ab. Seit dem Wochenende gehen dort regelmäßig vor allem Studenten auf die Straße, um gegen die Regierung, aber auch die gerade rasant steigenden Lebensmittelpreise zu protestieren. Vorbild sind die Demonstrationen in Ägypten und Tunesien. Laut einem am Donnerstag veröffentlichen Bericht der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" verliefen die Kundgebungen friedlich. Dennoch habe die Regierung mit Gewalt reagiert.



Nach Informationen der Organisation sind nach wie vor 20 von ursprünglich rund 100 Menschen in Haft. Niemand wisse genau, wo sie sich befinden. "Dabei haben die Menschen im Sudan wie überall auf der Welt auch das Recht, gegen Unterdrückung zu protestieren", so Daniel Bekele, Afrika-Leiter von "Human Rights International". Die Protestaktionen werden wohl weitergehen.