Eine theologische Betrachtung zum Jahreswechsel

Mit Gott an unserer Seite

Die Weihnachtstage sind vorüber, bald kehrt wieder Alltag ein. Christen dürfen darauf vertrauen, dass weiterhin die Zusage gilt: Durch die Menschwerdung Gottes gehen wir nicht allein durch das neue Jahr.

Autor/in:
Fabian Brand
Krippenfigur des Jesuskindes / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Krippenfigur des Jesuskindes / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Alles nur Show: Von nicht wenigen herbeigesehnt, gab es im November eine Neuauflage von "Wetten, dass..?!" Die große Samstagabendshow, die Jung und Alt einst vor den Bildschirmen zusammenführte und nun vielleicht auch etwas nostalgische Gefühle weckt. Denn irgendwie vermisst man sie ja schon, die großen Shows mit nationalen und internationalen Stars, die mehr sein möchten als seichte Unterhaltung. Dennoch steht man gleich nach dem Abspann wieder mittendrin im realen Leben.

Statue der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm. / © Immaculate (shutterstock)
Statue der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm. / © Immaculate ( shutterstock )

Alles nur Show: Vielleicht hat sich das damals auch Maria gedacht, als die Hirten wieder zurück zu ihren Herden gegangen waren. Hat sich das alles wirklich ereignet? Und was ist eigentlich geschehen in dieser Nacht von Bethlehem? Das sind Fragen, mit denen die Gottesmutter sicher konfrontiert war. Denn es ist nicht alltäglich, was da geschehen ist, inmitten dieser Nacht. Es bleiben doch viele Fragen, ob das nicht doch alles nur eine wohlgemeinte Inszenierung, ein waghalsiger Traum, nicht mehr als ein bisschen Unterhaltung war.

Ein Weihnachtsshow?

Ist Weihnachten nur eine Show? Das mögen sich viele Menschen auch heute fragen. Häufig wird man sich dieses Eindrucks nicht erwehren können: dass Weihnachten nur eine Show ist, die man alljährlich wieder abspult. Jetzt, da wir am Jahreswechsel angekommen sind, ist die Weihnachtsshow längst vorüber, der Festtagsbraten gegessen, der Baum von rieselnden Nadeln schon gelichtet.

Die Domkrippe steht bereits im dritten Jahr am Ambo auf den Stufen zum Altar / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Domkrippe steht bereits im dritten Jahr am Ambo auf den Stufen zum Altar / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Das Evangelium am Neujahrstag lädt uns ein, noch einmal einen Blick auf Weihnachten zu werfen. Aus dem Lukasevangelium hören wir: "Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen." (Lk 2,19) Maria geht nicht einfach wieder in den Alltag zurück, als wäre nichts gewesen. Sie nimmt sich bewusst Zeit, um nachzudenken über das, was in der Nacht von Bethlehem geschehen ist.

Auseinandersetzung mit dem eigenen Menschsein

Etwas im Herzen zu erwägen heißt: es in die tiefste Tiefe des eigenen Menschseins aufzunehmen und es dort zu bedenken. Das ist ein Prozess, der Zeit und Geduld braucht. Die Botschaft von Weihnachten erschließt sich nicht von jetzt auf gleich. Weihnachten ist kein Automatismus, den man einfach so immer wieder neu erleben und erfahren kann. Weihnachten braucht die Auseinandersetzung mit dem eigenen Menschsein und mit der Welt, in der wir leben.

Die Menschwerdung Gottes ist keine Show, die nach wenigen Stunden wieder vorüber ist. Gott überzieht die Sendezeit - und er überzieht sie radikal. Sein Sohn ist da für uns, denn er ist der Immanuel, der Gott, der unsere Wege mitgeht. Und das gilt an allen Tagen unseres Lebens, an allen Tagen des bevorstehenden Jahres 2023.

 © Julia Steinbrecht (KNA)
© Julia Steinbrecht ( KNA )

Darauf dürfen wir vertrauen und daran dürfen wir glauben. Egal, was in diesem neuen Jahr auf uns zukommen wird: Gott ist da. Das Krippenkind ruft uns in diesen Tagen rund um den Jahreswechsel zu: Hab keine Angst, die Jahresschwelle zu überschreiten. Geh furchtlos und mutig in das neue Jahr 2023. Denn ich bin bei dir, ich begleite und trage dich, damit du niemals allein bist.

Gottes Mitgehen

Diese Botschaft von Weihnachten erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Sie wird nicht oberflächlich zugänglich. Aber man kann sie dort entdecken, wo man sich auf Weihnachten einlässt, wo man das Ereignis der Heiligen Nacht in sein Herz aufnimmt und dort immer wieder bedenkt. Denn Weihnachten ist kein kurzfristiges Event, das nach einigen Feiertagen wieder vorüber ist. Weihnachten ist ein Fest, das jeden Tag im gesamten Jahr prägt. Denn an jedem Tag im neuen Jahr dürfen wir Gottes Mitgehen und seine Nähe erfahren.

Als gesegnete Menschen gehen wir in dieses Jahr 2023 hinein. Weil Gott diesen Weg mit uns geht, weil er an Weihnachten unser Bruder geworden ist. Oder, wie es der Jesuit Alfred Delp schreibt: "Gott wird Mensch. Lasst uns dem Leben trauen, weil diese Nacht das Licht bringen musste. Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern Gott es mit uns lebt." Diese Gewissheit trägt unser Leben an allen Tagen unseres Jahres und bis hinein in die Ewigkeit.

Quelle:
KNA