Eine theologische Betrachtung zu Mariä Himmelfahrt

Angerührt vom Gott der Liebe

Manchmal ist man so glücklich und beseelt, dass man zu singen beginnt. So erging es auch Maria, als sie Elisabeth begegnete. Das "Magnificat" erinnert an diesen besonderen Moment. Diesen Dienstag feiert die Kirche Mariä Himmelfahrt.

Autor/in:
Fabian Brand
Prozession mit einer Marienfigur / © ThalesAntonio (shutterstock)
Prozession mit einer Marienfigur / © ThalesAntonio ( shutterstock )

"Schlager-Spaß" oder "Schlagerstars und ihre Hits" heißen Sendungen, die immer wieder im Fernsehen laufen und eine gute Quote bringen. Schlager begeistern viele Menschen.

Zahlreiche Lieder hat man so im Ohr, dass man sie sofort mitsingen könnte: "Atemlos durch die Nacht" von Helene Fischer zum Beispiel oder Drafi Deutscher mit "Marmor, Stein und Eisen bricht". Man muss nur die Titel lesen, um gleich eine Melodie im Ohr zu haben oder einen Text. Deshalb sind sie ja auch echte Gassenhauer geworden - weil sie so eingängig sind und so einladend zum Mitsingen.

Festtag der Aufnahme Mariens in den Himmel

Von einem Schlager hören wir gewissermaßen auch im Evangelium am Festtag der Aufnahme Mariens in den Himmel. Dort erzählt uns das erste Kapitel des Lukasevangeliums davon, dass Maria sich ins Bergland von Judäa aufgemacht hat, um dort ihre Verwandte Elisabeth zu besuchen. Als die beiden dort einander begegnen, geht Maria das Herz über, und sie beginnt ein Lied anzustimmen: "Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut." (Lk 1,46-48)

Dieses Lied, das Maria bei Elisabeth anstimmt, nennen wir auch "Magnificat". Und das Magnificat ist sozusagen ein echter "Schlager der Kirche". Denn jeden Tag werden die Worte Mariens in der Liturgie angestimmt. Sie gehören fest zur Tagzeitenliturgie dazu und bilden den Höhepunkt der allabendlichen Vesper. Damit erinnern sich jeden Tag sich Menschen auf der ganzen Welt wieder an das, was Maria bei Elisabeth einst zu singen begann. Ein echter Schlager eben, der aus dem Herzen kommt und der ins Ohr geht - und der hoffentlich auch weiterhin die Herzen berührt.

Marienfigur / © Maria Irl (KNA)
Marienfigur / © Maria Irl ( KNA )

Denn darum geht es ja in diesem Lied der Maria: Die Herzen der Menschen zu erreichen, weil ihr eigenes Herz angerührt wurde vom Gott der Liebe. Weil Maria selbst erfahren hat, wie dieser Gott auf die Niedrigkeit einer einfachen Frau aus Nazareth schaut, kann sie davon ein Lied singen. Am eigenen Leib durfte sie spüren, wie es sich anfühlt, von Gott ganz und gar geliebt zu sein.

Bei Gott sind alle Menschen etwas wert, und sein Blick gilt besonders jenen, die in der Gesellschaft ganz unten stehen. Ihnen, den Armen und Hungernden, wird als erstes das nahegekommene Gottesreich verkündet. Dagegen werden die Reichen und Hohen vom Thron gestürzt; sie müssen erfahren, dass es im Reich Gottes anders zugeht. Dass dort nicht Geld, Macht und Einfluss zählen, sondern allein der Glaube und das Vertrauen. Beides finden wir bei Maria, die sich mit ihrem ganzen Leben eingelassen hat auf das, was Gott mit ihr vorhat. Deswegen kann sie Gott seligpreisen. Denn sie weiß, dass ihr Leben in seiner Hand geborgen ist.

Loblied Mariens

Am Fest Mariä Aufnahme in den Himmel stimmen wir in das Loblied Mariens mit ein. Wir preisen Gott, denn er hat seine arme Magd wirklich erhöht: Mit der Sonne bekleidet und den Mond unter ihren Füßen verehren wir sie als Himmelskönigin. Ihr Sohn Jesus Christus hat sie nicht im Tod gelassen, sondern er hat sein Ostern mit ihr geteilt. Er hat sie zum Leben berufen, weil sie das Leben in ihrem Schoß getragen hat: das Leben Gottes, das in diese Welt gekommen ist, damit wir alle das Leben haben. Damit erlangen alle, die glauben, Anteil an der Auferstehung von den Toten.

Schlager sind Lieder, die im Ohr bleiben und zu Herzen gehen. Lassen wir uns anstecken von der Botschaft des besonderen Liedes, den Maria für uns singt. Stimmen wir ein in den Lobpreis eines Gottes, der sich nicht blenden lässt vom Reichtum dieser Welt, sondern der den Menschen ins Herz schaut. Der ihren Glauben sieht und ihr Bemühen um Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. Und glauben wir, dass dieser Gott auch uns erhöht - dass er uns einst teilhaben lässt an der Auferstehung seines Sohnes und am Leben der kommenden Welt, das wir an diesem 15. August schon feiern.

Mariä Himmelfahrt

Am 15. August feiert die katholische Kirche das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Es hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es im Jahr 431 eingeführt wurde. In der römischen Kirche wird die – in der Bibel nicht beschriebene – Aufnahme Mariens in den Himmel seit dem 7. Jahrhundert gefeiert, in Deutschland seit dem 9. Jahrhundert.

Papst Pius XII. verkündete 1950 als vorerst letztes katholisches Dogma die "leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel". Ein Dogma ist ein mit höchster Autorität verfasster und unfehlbarer Lehr- und Glaubenssatz.

Mariä Himmelfahrt, Fenster der Kirche Notre-Dame-des-Airs / © P.Razzo (KNA)
Mariä Himmelfahrt, Fenster der Kirche Notre-Dame-des-Airs / © P.Razzo ( KNA )
Quelle:
KNA