US-Bischöfe fordern schnelle Rettung afghanischer Ortskräfte

"Eine monumentale Aufgabe"

Die US-Bischofskonferenz hat ihre Sorge über die bisher nicht aus Afghanistan evakuierten Helfer zum Ausdruck gebracht. Mit direkter Kritik an der Durchführung der Evakuierung hielt sich die Bischofskonferenz indes aber zurück.

Anhänger der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan / © Gulabuddin Amiri (dpa)
Anhänger der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan / © Gulabuddin Amiri ( dpa )

In einer Stellungnahme der beiden für das Thema zuständigen Ausschussvorsitzenden, Weihbischof Mario E. Dorsonville und Bischof David J. Malloy, heißt es, es bleibe "eine monumentale Aufgabe", die mehr als 30.000 Bewerber mit Spezialvisa (SIV) in Sicherheit zu bringen. "Wir fordern die Regierung auf, mit der größtmöglichen Eile zu handeln und alle möglichen Wege zu bedenken, über die Leben gerettet werden kann."

Keine direkte Kritik an Evakuierungsplänen

Im Unterschied zu anderen Flüchtlingsorganisationen hielt sich die Bischofskonferenz mit direkter Kritik an der Durchführung der Evakuierung zurück. Die Bischöfe wüssten, dass dies "ein komplizierter Prozess ist, der das Potenzial für Instabilität in Afghanistan mit sich bringt", heißt es.

Der Flüchtlingsdienst der katholischen Bischöfe in den USA hilft bei der Aufnahme von Neuankömmlingen aus Afghanistan. Nach Angaben seines Leiters Bill Canny hat der Dienst rund 1.000 Afghanen unterstützt, was rund der Hälfte der bislang evakuierten Ortskräfte entspricht.

US-Präsident Joe Biden hatte am Montag weitere 500 Millionen Dollar bereitgestellt, um Flüchtlingen aus Afghanistan zu helfen. Ungeachtet dessen kritisierten mehrere religiöse Flüchtlingsorganisationen den Präsidenten für die aus ihrer Sicht zu späte und teilweise gescheitere Evakuierungspolitik in Afghanistan. Sie warfen der Regierung vor, nicht rechtzeitig auf die veränderte Sicherheitslage am Hindukusch reagiert zu haben.

Betroffene nicht im Stich lassen

Der "Evangelical Immigration Roundtable" warnte davor, die Betroffenen im Stich zu lassen. "Das hätte nachhaltige Konsequenzen über die kommenden Jahrzehnte." Der Vorsitzende des Lutheran Immigration and Refugee Service, Krish O'Mara Vignarajah, beklagte, die Regierung habe über Monate nichts getan, Ortskräften zu helfen, die zwar ein Spezialvisum (SIV) hatten, aber über ungenügende Mittel verfügten, ein Flugticket zu kaufen. Stattdessen habe man das langwierige und komplizierte "Special Immigrant Visa"-Verfahren (SIV) angewandt, das für die Afghanen ein "bürokratisches Labyrinth" sei.

Bereits im Mai und Juni hatten die Flüchtlingsorganisationen Biden gedrängt, so viele Visa wie möglich zu erteilen, um die Menschen aus dem Land zu holen. Die Vize-Präsidentin des Flüchtlingshilfswerk "World Relief", Jenny Yang, sagte, praktisch habe die US-Regierung erst im Juli mit der Evakuierung begonnen, bevor sie wenig später weitere Flüge aus Kabul aus Sicherheitsgründen absagte.

Biden hatte in seiner Rede an die Nation unter anderem erklärt, eine frühere Evakuierung hätte die afghanische Regierung destabilisiert.

"Er gibt den Opfern die Schuld", empörte sich der Präsident der jüdischen Flüchtlingsorganisation HIAS, Mark Hetfield.


Quelle:
KNA
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