Eine kulinarische Geschichte zur Erstkommunion

Cola, Ananassaft, Bier und Reisbrot auf dem Altar

Am Weißen Sonntag gehen viele Kinder zur Erstkommunion. Die Eucharistie aus Weizenhostien gibt es noch gar nicht so lange. Das Christentum hat eine lange kulinarische Geschichte - und kennt noch heute Ausnahmen.

Autor/in:
Jacqueline Straub
Menschen mit Biergläsern in einer Kneipe / © Thomas Soellner (shutterstock)
Menschen mit Biergläsern in einer Kneipe / © Thomas Soellner ( shutterstock )

Die ersten Christen hatten bei ihren Abendmahlfeiern eine Vielfalt von Speisen: etwa Früchte, Milch oder Käse. Nach und nach wurde aus dem Sättigungsmahl ein Kultmahl mit sakramentaler Handlung, bei dem Brot und Wein im Zentrum standen.

Abendmahl und Eucharistie

Mit Abendmahls- und Eucharistiefeiern gedenken Christen des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern vor seiner Verhaftung und Kreuzigung. Das theologische Verständnis des Gottesdienstes unterscheidet sich zwischen den christlichen Konfessionen stark.

Symbolbild Eucharistie / © Zolnierek (shutterstock)

Allerdings: In Skandinavien gab es lange Zeit keinen Weinbau. In Schottland war Weizen unbekannt, und auf Island und Grönland konnte kein Getreide angebaut werden. Den dort lebenden Christinnen und Christen war es praktisch unmöglich, die vorgeschriebenen eucharistischen Materien in ausreichender Menge und Qualität zu besorgen.

Experimentieren?

Die Not machte erfinderisch. So wurde die Eucharistie in Skandinavien mit Bier gefeiert. Island und Grönland durften dank einer päpstlichen Ausnahmeerlaubnis im 14. Jahrhundert aus importierten Rosinen Traubensaft für die Gottesdienste herstellen. Da durch den Pestausbruch der Schiffsverkehr aber zum Erliegen kam, setzten die Messen einige Jahre aus.

Im 16. Jahrhundert wurde die Gültigkeit der Sakramente durch die "rechte Materie" von Weizen und Trauben sichergestellt. Es wurde auch bestimmt, dass bei der Eucharistie Weißwein verwendet werden soll, um Flecken auf dem weißen Altartuch zu vermeiden.

Das Experimentieren mit lokalen Lebensmitteln war ab diesem Zeitpunkt fast unmöglich. Wer etwa einen verdorbenen Wein oder ein Weizenbrot mit Zusatzstoffen - beispielsweise Hefe oder Rosenwasser - konsekrierte, verstieß gegen die Gesetze der Kirche.

Im 16. Jahrhundert stellten Diakone in Indien unter Psalmengesang gesäuertes Brot aus Reismehl mit Öl und Salz her. Das Brot wurde den Gläubigen dann auf einem frischen Lotusblatt gereicht; Wein wurde aus importierten Rosinen hergestellt. Sie wurden in Wasser eingeweicht und danach ausgepresst. Gemeinden, die keine Rosinen hatten, verwendeten Palmwein aus Kokosmilch in der Eucharistie.

Abendmahl mit kaltem Tee

Nach dem Zweiten Weltkrieg wiederum wurde die deutsche Weinproduktion unter die Aufsicht der Besatzungsmächte gestellt. Die katholische Kirche war von der strengen Weinkontingentierung weniger betroffen als die evangelische Kirche. Denn diese brauchte wegen der Kelchkommunion für alle größere Mengen an Wein.

Selbst im Hauptanbaugebiet innerhalb Deutschlands, in der Pfalz, wurde in den ersten Jahren nach dem Krieg das Abendmahl zum Teil mit Johannisbeerwein gefeiert. In Berlin etwa gab es beim Abendmahl über Monate kalten Tee.

Geistige/Geistliche Kommunion

Die "Communio spiritualis" - deutsch: geistige oder geistliche Kommunion - wird in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten praktiziert. Sie ermöglicht Gläubigen, die aus schwerwiegenden Gründen (Alter, Krankheit, Entfernung) am Empfang der sakramentalen Kommunion gehindert sind, dennoch sprituell an der Eucharistie teilzunehmen, unabhängig von Ort und Zeit. In der aktuellen Corona-Krise rückt diese Praxis wieder verstärkt in den Blick.

Kommunion / © Harald Oppitz (KNA)
Kommunion / © Harald Oppitz ( KNA )

Heute erlaubt die Glaubenskongregation alkoholkranken Priestern, statt Wein Traubensaft in der Eucharistiefeier zu verwenden: "Sowohl frischer als auch konservierter Traubensaft, dessen Gärung durch Vorgangsweisen unterbrochen wurde, die nicht dessen Natur verändern (zum Beispiel durch Einfrieren), ist für die Eucharistie gültige Materie."

Bisher keine glutenfreie Hostien

Für zöliakiekranke Menschen sind nur glutenarme Hostien gestattet, nicht glutenfreie. Derzeit gibt es auch kein Verfahren, um absolut glutenfreie Hostien zu produzieren, die den kirchlichen Vorgaben entsprechen. Nahrungsmittel können allerdings als glutenfrei gekennzeichnet werden, wenn sie weniger als 20 Milligramm Gluten auf ein Kilogramm Mehl enthalten.

Das Kirchenrecht berücksichtigt aber Sonderfälle: Wer an Zöliakie leidet, kann die Kommunion auch nur in Form von Wein empfangen. Das Liturgische Institut Schweiz empfiehlt Zöliakiebetroffenen unterdessen nicht, auf die Kommunion zu verzichten, sondern mit den Pfarreiverantwortlichen in Dialog zu treten.

Originell klingt aus heutiger Sicht ein anderes Beispiel. Uganda war während der Herrschaft von Idi Amin 1971 bis 1979 weitgehend von Importen aus dem Westen abgeschnitten. So durfte die anglikanische Kirche Ugandas statt Wein auch Bananensaft, Ananassaft oder Passionsfruchtsaft verwenden. Ebenso war Cola damals beliebt.

Quelle:
KNA