Kanadas Bischöfe erwarten Papstvisite 2022

Ein Versöhnungsbesuch

Papst Franziskus wird womöglich im kommenden Jahr zu einem Versöhnungsbesuch mit den indigenen Völkern nach Kanada reisen. Das berichtet das Online-Portal "Crux" unter Berufung auf den Vorsitzenden der Kanadischen Bischofskonferenz.

Papst Franziskus verlässt Flugzeug / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus verlässt Flugzeug / © Paul Haring ( KNA )

Die Papstvisite werde wahrscheinlich kurz nach einem Besuch einer Delegation Indigener gemeinsam mit kanadischen Bischöfen in Rom erfolgen.

Ende Oktober hatte Franziskus in einer offiziellen Vatikan-Mitteilung grundsätzliche "Bereitschaft" signalisiert, "zu gegebener Zeit" nach Kanada zu reisen. Diese Formulierungen wählte das Kirchenoberhaupt als Reaktion auf eine Einladung der Kanadischen Bischofskonferenz. Ein konkreter Termin wurde nicht genannt.

Der ursprünglich für diesen Monat geplante Besuch der kanadischen Bischöfe und Indigenenvertreter im Vatikan war unter Verweis auf die Corona-Lage kurzfristig verschoben worden. Lediglich die Spitze der Bischofskonferenz, der Vorsitzende Bischof Raymond Poisson, Vize Terrence McGrattan sowie die beiden Generalsekretäre Frank Leo und Jean Vezina, kamen vergangene Woche nach Rom.

Die kanadischen Bischöfe prüfen mit dem Vatikan derzeit Alternativen für einen Nachholtermin des Besuchs in Rom.

Leichenfunde auf Grund katholischer Internate

Dieser sowie mögliche Reisepläne stehen vor dem Hintergrund Hunderter Leichenfunde auf dem Grund und Boden ehemaliger katholischer Residential Schools (Internate) für indigene Kinder. In den Einrichtungen sollten indigene Mädchen und Jungen unterrichtet und an die Gesellschaft und Kultur der europäischen Einwanderer angepasst werden. Betreiber waren zumeist die Kirchen; das Geld kam vom Staat.

Seit Mai 2021 wurden auf Geländen ehemaliger Heime sterbliche Überreste von mehr als 1.000 Kindern entdeckt.

Unterdessen stellte Kanada (Montag Ortszeit) 40 Milliarden Kanadische Dollar (rund 27 Milliarden Euro) als Entschädigungszahlungen für indigene Familien in Aussicht. Damit komme der Staat einem Beschluss des obersten Gerichts von 2016 nach, den die Richter im Sommer erneut bekräftigt hatten, wie der Sender BBC berichtet.

Entschuldigung der Kirche für das Leid

Die von Kanadas Regierung 2008 eingesetzte Wahrheits- und Versöhnungskommission zählte damals 139 Einrichtungen, die indigene Kinder zwangsweise besuchen mussten. Die Mehrzahl wurde von der katholischen Kirche geführt. Die letzten davon wurden 1996 geschlossen; schätzungsweise 150.000 Kinder waren betroffen. Seither steht das Thema im Fokus, in Kanada wie auch international.

Die Kirche bat im September um Entschuldigung für das Leid, das durch ihre Beteiligung am früheren Internatssystem verursacht wurde. In dem Zusammenhang wurden auch Forderungen an den Papst laut, er solle zu dem Thema Stellung beziehen und nach Kanada kommen.


Quelle:
KNA
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