Ein Kommentar zur Katastrophe von Moria

Europas Wiege brennt

Seit Jahren kritisieren Hilfsorganisationen und Kirchen die Lage im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos. Nun ist es vom Feuer zerstört - und 12 000 Migranten obdachlos. Für Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen zeigt sich hier die hässliche Fratze Europas.

Autor/in:
Ingo Brüggenjürgen
Nach dem Brand in Flüchtlingslager Moria auf Lesbos / © Panagiotis Balaskas (dpa)
Nach dem Brand in Flüchtlingslager Moria auf Lesbos / © Panagiotis Balaskas ( dpa )

Griechenland – war das nicht mal die Wiege Europas? War hier nicht die Demokratie, Kultur und Olympia zuhause? Der schreckliche Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos zeigt erneut, die dunkle und abscheuliche Seite Europas: Über Jahre haben wir es nicht geschafft, die Flüchtlingsproblematik, die seit langem rund ums Mittelmeer unübersehbar ist, in den Griff zu bekommen. Europa hat die Zäune hochgezogen – die Außengrenzen gesichert. Militärschiffe geben den Ton an – Flüchtlingsrettungsbote werden blockiert und in Häfen festgesetzt. Auch die Milliarden, die man Erdogan und der Türkei überwiesen hat, zeigen nur die hässliche Fratze Europas. Ein Europa, dass sich eher an Trump und seiner Mauer zu Mexiko abarbeitet als an einer freien Welt vor der eigenen Haustüre. Ein Europa, mit dem kein Staat mehr zu machen ist! 

Aber alles Schmiergeld, alles Militär und alle Zäune werden die Not der Flüchtlinge nicht lindern – Europa und unseren Wohlstand auf Dauer nicht sichern! Denn wenn das Fundament wackelt, auf dem das europäische Haus steht, hilft nur eine radikale  Rückbesinnung auf die Werte, die Europa groß und stark gemacht haben: Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit. Menschenrechte für alle – ohne jede Ausnahme. Das christliche Abendland geht vollends den Bach, oder besser gesagt im Mittelmeer unter, wenn wir unseren Nächsten nicht mehr im Blick haben.

"Ich war nackt – und Ihr habt mir Kleidung gegeben. Ich war hungrig und durstig – und ihr habt mir zu essen und zu trinken gegeben. Ich war auf der Flucht – und ihr hab mir  Heimat gegeben." Diese Worte Jesu sind der Maßstab: Für unsere Menschlichkeit. Für unsere Demokratie und Politik, die sich nur noch mit Zäunen und Schmiergeldzahlungen zu helfen weiß. Für die Kirche, die zu oft ihre eigene Macht und den eigenen Kontostand im Blick hat. Und erst recht für Dich und mich – weil auch wir alle mehr tun können. 

Eine betende Hand hilft immer. Aber die Notleidenden auf der Flucht freuen sich auch über jede gebende Hand:

Spendenkontonummer des Jesuiten Flüchtlingsdienst
Pax-Bank eG
IBAN: DE05 3706 0193 6000 4010 20
BIC: GENODED1PAX


Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal (DR)
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Quelle:
DR