Ehemaliger Altar macht ungewöhnliche Karriere als Kneippbecken

"Dient der Genesung der Menschen"

Lange diente er in einer Kirche zum Gottesdienstfeiern, nun steht er draußen zur Erfrischung. Aus einem früheren Altarstein aus Füssen im Allgäu ist ein Hand-Kneippbecken gemacht worden. Was sagt der Pfarrer dazu?

Symbolbild Wasser in den Händen / © sebra (shutterstock)
Symbolbild Wasser in den Händen / © sebra ( shutterstock )

Der Stein stand früher in der katholischen Kirche "Zu den Acht Seligkeiten" im südbayerischen Füssen. Neuerdings dient er einem Bericht des örtlichen "Kreisboten" zufolge Kneippgängern zur Erfrischung. Dazu wurde er demnach umgearbeitet und nun in Hopfen am See aufgestellt, und zwar im Rahmen einer Runderneuerung der dortigen Kneippanlage, die sich unweit von Füssen befindet.

Zum Hintergrund sagte Pfarrer Frank Deuring am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Die Kirche 'Zu den Acht Seligkeiten' wurde vergangenen September profaniert." Der Leiter der Pfarreiengemeinschaft Füssen fügte hinzu, das Gotteshaus sei für die Gegenwart zu groß und zudem dringend sanierungsbedürftig gewesen.

Inzwischen habe man es abgerissen. Nun entstehe dort ein neues Gebäude für einen Kindergarten und ein kirchliches Begegnungszentrum. "Für diesen Neubau wäre der alte Altar zu groß gewesen, außerdem wird es dort einen mobilen Altar geben", ergänzte Deuring. Für den alten habe die Gemeinde daher keine Verwendung mehr gehabt.

"Dient der Gesundung des Menschen"

Der Altar wurde deshalb einem Steinmetz aus der Umgebung überlassen, wie der Geistliche erzählt. Dieser habe ihn kostenlos demontiert und auch weitere Sachen für die Gemeinde abgeholt und gelagert. "Wir freuen uns, dass der Stein nun weiterhin eine gute Verwendung findet", sagte Deuring. "Kneippen dient schließlich der Gesundung des Menschen."

Statue von Sebastian Kneipp am 15. März 2021 in Bad Wörishofen / © Christopher Beschnitt (KNA)
Statue von Sebastian Kneipp am 15. März 2021 in Bad Wörishofen / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Außerdem bleibt der Stein dadurch gewissermaßen in einem kirchlichen Umfeld. Denn das Kneippen geht auf Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) zurück. Geboren wurde dieser in Stephansried bei Ottobeuren im Unterallgäu, bekannt wurde er später durch sein medizinisches Wirken im nicht weit entfernten Wörishofen. 

Das Naturheilkonzept des katholischen Priesters steht auf fünf Säulen: der Heilkraft des Wassers, Heilpflanzenanwendungen, einer gesunden Ernährung, Bewegung sowie Ordnung, also Ausgeglichenheit der Seele. Hinter diesen Säulen steht eine Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten. Wohl am bekanntesten ist das Wassertreten.

Umnutzung und Profanierung von Kirchen

Obwohl in Deutschland sowohl katholische als auch evangelische Kirchen leer stehen, ist die Umwidmung katholischer Kirchen komplizierter. Wenn eine katholische Kirche – oder ein anderer heiliger Ort – Weihe oder Segnung verliert, geschieht durch diese Profanierung das Gegenteil der (Kirch-)Weihe. Angeordnet wird eine solche Entwidmung durch ein Dekret des Diözesanbischofs, das im Allgemeinen in einem letzten Gottesdienst verlesen und damit wirksam wird. Damit wird dann das Gotteshaus dauerhaft profanem Gebrauch überlassen.

Die ehemalige Dominikanerkirche in Maastricht ist jetzt ein Buchladen. / © Wut_Moppie (shutterstock)
Die ehemalige Dominikanerkirche in Maastricht ist jetzt ein Buchladen. / © Wut_Moppie ( shutterstock )
Quelle:
KNA