Düsseldorfer Narren nehmen Kardinal Woelki aufs Korn

Bröckelnder Dom

In den rheinischen Rosenmontagsumzügen bekommen auch die Kirchen ihr Fett weg. Die Düsseldorfer Karnevalisten nehmen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und die Finanzierung des geplanten Evangelischen Kirchentags aufs Korn.

Eine Figur von Rainer Maria Kardinal Woelki auf einem Motivwagen des Düsseldorfer Rosenmontagszugs von Jacques Tilly / © Stefan Pauli (KNA)
Eine Figur von Rainer Maria Kardinal Woelki auf einem Motivwagen des Düsseldorfer Rosenmontagszugs von Jacques Tilly / © Stefan Pauli ( KNA )

In Düsseldorf zeigt ein Motivwagen des Künstlers Jacques Tilly eine Woelki-Figur, an deren Füßen ein roter Teufel mit der Aufschrift "Missbrauchsskandal" zieht. Mit seinen Händen klammert sich der Erzbischof an ein Modell des bröckelnden Kölner Doms. Das Erzbistum Köln befindet sich vor allem wegen seiner Missbrauchsaufarbeitung in einer Vertrauenskrise. Papst Franziskus verlangte vor rund einem Jahr ein Rücktrittsgesuch von Erzbischof Woelki, über das er aber bislang nicht entschieden hat.

Verschwendung von Geldern für den Evangelischen Kirchentag 2027 auf einem Motivwagen von Jacques Tilly in Düsseldorf / © Stefan Pauli (KNA)
Verschwendung von Geldern für den Evangelischen Kirchentag 2027 auf einem Motivwagen von Jacques Tilly in Düsseldorf / © Stefan Pauli ( KNA )

Ein weiterer ebenfalls von Tilly gestalteter Motivwagen kritisiert die finanzielle Unterstützung der Stadt Düsseldorf für den Evangelischen Kirchentag 2027. Ein roter Löwe kippt aus einer Schubkarre mit der Aufschrift "5,8 Millionen Zuschuss" Geldscheine in ein Feuer, auf dem geschrieben steht: "Evangelischer Kirchentag in Düsseldorf 2027".

"Schweinepriester" im Kölner Umzug

Auch die Kölner Narren thematisieren den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Ein Wagen greift das Schimpfwort des "Schweinepriesters" auf. In einem Knast sitzen als Priester gekleidete Schweine und schauen betrübt durch die Gitter. Auf der Gefängniswand steht "Zokunf – Mer spingkse wat kütt", also: "Zukunft – wir schauen mal, was passiert".

Karnevalswagen mit Kardinälin / © Alexander Foxius (DR)
Karnevalswagen mit Kardinälin / © Alexander Foxius ( DR )

Zugleich posiert auf dem Wagen die Figur einer Bischöfin. Die Frau mit zwei langen blonden Zöpfen trägt ein rotes Birett – eine Kopfbedeckung, die in der katholischen Kirche Kardinälen vorbehalten ist. In ihren Händen hält sie Bischofsstab und Schlüssel.

Verschiedene Reformgruppen fordern seit Langem, dass in der katholischen Kirche auch Frauen zu Priesterinnen und Bischöfinnen geweiht werden können.

Blutbäder und Teufelsküsse

Ätzende Kritik übten die Karnevalisten an Wladimir Putin. Im Kölner Rosenmontagszug küsste er den Teufel und drehte als Vampir die Welt durch den Fleischwolf. In Düsseldorf nahm der russische Präsident in einer Wanne in den ukrainischen Farben Blau und Gelb ein Blutbad.

 Ein Mottowagen zeigt den russischen Präsidenten Putin, der in einer Badewanne in den ukrainischen Nationalfarben badet, die mit Blut gefüllt ist. / © Federico Gambarini (dpa)
Ein Mottowagen zeigt den russischen Präsidenten Putin, der in einer Badewanne in den ukrainischen Nationalfarben badet, die mit Blut gefüllt ist. / © Federico Gambarini ( dpa )

Ein zaudernder Bundeskanzler Olaf Scholz wurde im Düsseldorfer Zug von einem Ziegenbock auf die Hörner genommen und nach vorn gestoßen – beschriftet war das Tier mit "Strack-Zimmermann", dem Namen der energischen Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses.

Auch der Mainzer Rosenmontagszug nahm mehrfach auf den Ukraine-Krieg Bezug. So blies Putin einen kalten Ostwind in Richtung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die sich mit einem Schirm zu schützen versuchte. Auf einem anderen Wagen stellte sich eine Sonnenblume einem Panzer entgegen: "F*** you, Putin!".

Ein Düsseldorfer Mottowagen zeigt Bundeswirschaftsminister Robert Habeck der verschiedene politische Kröten schlucken muss. / © Federico Gambarini (dpa)
Ein Düsseldorfer Mottowagen zeigt Bundeswirschaftsminister Robert Habeck der verschiedene politische Kröten schlucken muss. / © Federico Gambarini ( dpa )

Habeck muss Kröten schlucken

Der Düsseldorfer Bildhauer und Designer Jacques Tilly, dessen Wagen oft internationale Beachtung finden, hielt fast alle seine Entwürfe auch diesmal wieder bis zur Ausfahrt am Montagmorgen geheim. Einer zeigte Wirtschaftsminister Robert Habeck beim Krötenessen: Ob Atomkraft oder Aufrüstung, er muss eine nach der anderen schlucken.

In Köln zeigte ein Wagen den deutschen Wirtschaftsminister wiederum als "Habück", der sich vor einem arabischen Öllieferanten verbeugt. Ein anderer Wagen zeigte eine triumphierende, Union-Jack-Flaggen-schwenkende "Miss Brexit '23", die aber bis auf die Knochen abgemagert ist – eine Anspielung auf die wirtschaftlichen Einbußen Großbritanniens nach dem EU-Austritt.

Am Kölner Dom fährt ein Mottowagen vorbei, der die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel dabei zeigt, wie sie einen Stiefel der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni ableckt. / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Am Kölner Dom fährt ein Mottowagen vorbei, der die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel dabei zeigt, wie sie einen Stiefel der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni ableckt. / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Der Mottowagen "Zustände wie im alten Rom", dem Motto der Session von 1974, stellt wiederum die Co-Vorsitzende der Alternative für Deutschand, Alice Weidel, dabei dar, wie sie der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Stiefel leckt.

Auch Proteste im Iran und der "Letzten Generation" Thema

Die Klimapolitik und die Diskussion um Formen des Aktivismus waren ebenfalls Thema. So fragt Tilly auf einem seiner Wagen "Wer ist hier der Klimaterrorist?". Auf dem Wagen ist ein Mitglied der "Letzten Generation" abgebildet, das vor einem rauchenden SUV mit gefletschten Zähnen sitzt. Die Kölner zeigten einen Wagen mit einem Eisbären in schmelzender Umgebung, der verschiedene Arten von Klebstoff zum Verkauf anbietet.

Der Mottowagen Nix bliev wie et es, dem Motto der Session von 1997, mit einer Darstellung eines Mullahs und der Iranerin Mahsa Amini fährt am Kölner Dom vorbei.  / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Der Mottowagen Nix bliev wie et es, dem Motto der Session von 1997, mit einer Darstellung eines Mullahs und der Iranerin Mahsa Amini fährt am Kölner Dom vorbei. / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Ein Wagen des Kölner Rosenmontagszugs zeigt die getötete Iranerin Mahsa Amini, hinter der ein bärtiger "Sittenwächter" ein blutiges Messer hebt. Die Düsseldorfer griffen die Proteste gegen das iranische Regime mit einem Wagen auf, der eine unverschleierte Frau zeigt, deren lange Haare einen wetternden "Mullarsch" umschlingen. "Free Iran" heißt es dazu schlicht.

Quelle:
dpa , epd , KNA