Druck auf IOC wegen Internet-Zensur bei Olympia wächst

Olympische Zensur

Wegen der Internet-Zensur für ausländische Journalisten in Peking gerät das Internationale Olympische Komitee (IOC) zunehmend unter Druck. Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, forderte am Donnerstag im ZDF einen freien Zugang zum Internet. Dafür müsse sich IOC-Präsident Jacques Rogge bei den chinesischen Behörden einsetzen. Unterdessen gab es erste Hinweise, dass Peking reagiert.

 (DR)

Der britische Sender BBC teilte am Donnerstag mit, seine chinesischsprachige Homepage sei freigeschaltet worden. Auch die chinesische Version von Wikipedia sei offenbar zugänglich. «Das ist ein gutes Zeichen», sagte eine IOC-Sprecherin in Peking. Das IOC hatte am Mittwoch eingeräumt, dass der Internet-Zugang im Olympia-Pressezentrum eingeschränkt sei. Unter anderem blieben die Internet-Seiten von Amnesty International und der Deutschen Welle gesperrt.

Auch die ständigen China-Korrespondenten kritisierten die Haltung des IOC zur Internet-Zensur im Olympia-Pressezentrum. «Die Internet-Beschränkungen verletzen die Zusagen, die das IOC gegeben hat», sagte Jonathan Watts, Vorsitzender des Clubs der Auslandskorrespondenten in China, dem epd in Peking. «Jetzt erfahren wir, dass das IOC sich mit den chinesischen Behörden darauf verständigt hat, die Sperrung von Internet-Seiten zu akzeptieren», fügte der Korrespondent der britischen Tageszeitung «The Guardian» hinzu.

DOSB-Chef Vesper sagte im NDR, von einer solchen Übereinkunft wisse er nichts: «Und ich kann es mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen.» Der Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer warf dem IOC Komplizenschaft mit den chinesischen Zensurbehörden vor.

Dass Beiträge von Journalisten zensiert werden, schloss Vesper aus:
«Da setze ich nun wirklich auf das Selbstbewusstsein der Kollegen und Kolleginnen, die jetzt in Peking arbeiten.» Den Vorschlag des SPD-Sportpolitikers Peter Danckert, die weltweite Übertragung der Spiele zu überdenken, wies er als falsch zurück. Das würde nicht zu mehr Pressefreiheit führen.

DOSB-Sprecher Michael Schirp sagte dem epd am Donnerstag, von der Sperre des Internets seien auch die Sportfunktionäre aus Deutschland betroffen. Vom deutschen Mannschaftsbüro in Peking aus sei unter anderem die Seite von Amnesty International nicht abrufbar. Keine Angaben konnte Schirp dazu machen, ob auch der Internet-Zugang für die Sportler im Olympischen Dorf eingeschränkt ist.

Die Organisation «Reporter ohne Grenzen» veröffentlichte neun Empfehlungen an Journalisten zu den Olympischen Spielen. So sollten die Sicherheitsmaßnahmen und das rigide Vorgehen gegen Journalisten und Menschenrechtler neben dem Sport zum Thema werden. Zugleich wird empfohlen, den E-Mail-Verkehr mit Verschlüsselungsprogrammen zu schützen und für Telefonate eine internationale Version des Kommunikationsprogrammes «Skype» zu nutzen. Computer sollten auch gegen Trojaner geschützt werden und sichere Passwörter haben. «Lassen Sie Ihre technische Ausrüstung sowie Kontaktlisten nicht in leicht zugänglichen Hotelzimmern liegen», heißt es in der Empfehlung.

Die Organisation warnte Journalisten zudem davor, «Dolmetscher oder Reiseführer chinesischer Anbieter» zu engagieren. Ferner sollten Kontaktdaten von Menschenrechtlern, Anwälten und Verwandten von politischen Gefangenen bereits in Deutschland und nicht vor Ort besorgt werden.