Eindrücke aus Bad Münstereifel

Drei Wochen später

Drei Wochen sind vergangen, seitdem die Erft über ihre Ufer trat. Drei Wochen, die Bad Münstereifel verändert haben. Pfarrer Christian Herrmanns möchte den Betroffenen nah sein, ihnen zuhören und Mut zusprechen.

Autor/in:
Alexander Foxius
Die zerstörte Innenstadt von Bad Münstereifel / © Federico Gambarini (dpa)
Die zerstörte Innenstadt von Bad Münstereifel / © Federico Gambarini ( dpa )

Die Wertherstraße, die Markt und Werther Tor verbindet, ist nur schwer wiedererkennbar. Cafés und Geschäfte sind ausgeräumt, das Kopfsteinpflaster ist verschwunden, Teile der Erftuferbefestigung sind weggebrochen. Die Erft selbst ist immer noch braungefärbt, aber kein reißender Strom mehr, so wie am 15. Juli nach dem Starkregen.

Aufräumarbeiten gehen voran

Ein Großteil des Schutts ist abgetragen. Vor dem zweiten Stadttor der mittelalterlichen Stadtmauer, dem Orchheimer Tor, liegt noch das, was aus überfluteten Kellern und Geschäften geborgen werden konnte. Vor der Flut fanden sich hier Geschäfte des City Outlets Bad Münstereifel. Erst im Jahr 2014 eröffnet war der City Outlet zu einer neuen wirtschaftlichen Perspektive für die Kleinstadt geworden. Namhafte Marken boten dort in der gesamten Kernstadt ihre Produkte zu günstigeren Preisen an, Kunden aus dem gesamten Rheinland entdeckten mehr und mehr Bad Münstereifel als Shopping-Gelegenheit. Die Hoffnungen vor Ort sind groß, dass der Outlet dem Ort erhalten bleibt, auch wenn jetzt ein Großteil der Geschäfte nicht mehr nutzbar ist.

Organisation der Helfenden

Zwischen Rathaus und der Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria liegt der Outlet-Shop des Sportartikelherstellers Puma. Das Ladenlokal ist nicht verwüstet worden, das Wasser hat diese Ecke verschont. Vor Puma war Schlagersänger Heino mit seinem Café hier Mieter bevor er mit dem Café auf den Berg in das Kurhaus zog. Vor dem Rathaus haben sich Helfende, Bundeswehr, Polizei und THW organisiert, eine kleine Imbissbude versorgt sie mit Currywurst und Pommes. Mit unter ihnen steht Pfarrer Christian Herrmanns in der Schlange. Er ist seit knapp sechs Jahren leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs Bad Münstereifel, wohnt unmittelbar neben der Stiftskirche einen Steinwurf vom stark betroffenen Bereich entlang der Erft.

Zuhören und Mut zusprechen

Hermanns ist mittendrin. Eine Frau aus der Gemeinde berichtet ihm von ihrer Familie, die vom Hochwasser stark betroffen ist. Hermanns hört zu und spricht Mut zu. Zur Verabschiedung gibt er der Frau eine Umarmung. Der Pfarrer möchte den Menschen vor Ort so "nah sein wie irgend möglich". Gemeinsam mit der evangelischen Kirche wurde ein kleines Akuthilfezentrum aufgebaut. Hier möchte die Kirche Ansprechpartner sein und Hilfe vermitteln. Viele Betroffene des Hochwassers haben nicht nur materiellen Schaden erlitten, oft leidet auch die Seele.

Pfarrer Hermanns bleibt vorerst in Bad Münstereifel

Pfarrer Herrmanns ist nah dran an den Menschen in Bad Münstereifel. Eigentlich sollte Ende August Schluss sein. Sein Abschied aus Bad Münstereifel und seine neue Stelle als leitender Pfarrer in Bergheim waren beschlossene Sache, doch nun bleibt er vorerst. Am Wochenende gab das Erzbistum Köln bekannt, dass Erzbischof Kardinal Woelki seinem Wunsch entsprochen hat, ihn zunächst noch in Bad Münstereifel zu belassen und erst später seine Stelle in Bergheim anzutreten. Noch wird der Seelsorger bei seinen Bad Münstereiflern gebraucht.

"Das Wesentliche besteht darin, dass wir da sind für die Menschen, dass wir zuhören und auch materiell helfen, wo es geht. Vor allem müssen wir aber da sein für die Menschen", sagt Herrmanns. Er hat die Hoffnung, dass Bad Münstereifel wieder so schön wird wie zuvor.


Christian Hermanns, Leitender Pfarrer in Bad Münstereifel / © Alex Foxius (DR)
Christian Hermanns, Leitender Pfarrer in Bad Münstereifel / © Alex Foxius ( DR )
Quelle:
DR